Wie sein Name bereits vermuten lässt, verschafft der Augentrost Linderung bei müden, gereizten und entzündeten Augen.
Von Michaela Neubauer
Vielleicht stoßen Sie bei einer herbstlichen Wanderung durch Wiesen oder Weiden auf sie: Die zarte Pflanze Euphrasia officinalis – bekannt als großer Augentrost – mit ihren charakteristischen weißen bis lilafarbenen Blüten, wächst vor allem auf nährstoffarmen Wiesen und lichten Waldgebieten. Besonders geschätzt wird die Pflanze aufgrund ihrer antibakteriellen, schmerzlindernden und abschwellenden Eigenschaften: Die Inhaltsstoffe Iridoide, Flavonoide und Tannine helfen bei Entzündungen der Augenbindehaut und des Lidrands infolge von Übermüdung und Überanstrengung. Kein Wunder also, dass der botanische Gattungsname Euphrasia auf Griechisch „Freude“ bedeutet: Er bezieht sich vermutlich auf eine erfreuliche Wirkung bei Augenleiden.
Tees, Salben und Augentropfen
Die während der Blütezeit zwischen Juli und September geernteten oberirdischen Teile des Augentrosts werden in der homöopathischen Anwendung zu einem Tee aufgebrüht oder als Umschlag direkt auf die Augen gelegt. Während gegen die innerliche Verwendung als Tee keine Bedenken bestehen, wird von Waschungen, Kompressen oder Bädern direkt am Auge aus hygienischen Gründen abgeraten. Hier sollte sterilen Fertigarzneimitteln in Form von Euphrasia-Augentropfen oder -Salben aus der Apotheke Vorrang gegeben werden. Bei ernsthaften Augenbeschwerden ist jedoch immer eine Fachärztin oder ein Facharzt zu konsultieren.
Weitere Anwendungsgebiete
Neben Augenleiden wurde der Augentrost traditionell zur Behandlung von Erkrankungen der oberen Atemwege eingesetzt, darunter Husten, Schnupfen und Heiserkeit sowie trockenen Nasenschleimhäuten. Augentrost-Tee soll darüber hinaus bei Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Blähungen helfen. In diesen Bereichen ist die Wirkung der Heilpflanze allerdings nicht wissenschaftlich belegt.
Wichtig für Biodiversität
Die Blüten des Augentrosts ziehen eine Vielzahl von Bestäubern an, darunter Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Viele dieser Insekten sind einerseits wichtig für die Bestäubung, andererseits tragen sie auch zur Schädlingsbekämpfung bei und schützen somit die lokale Biodiversität. Als Pflanze, die in nährstoffarmen Böden gedeiht, hilft der Augentrost außerdem dabei, Bodenerosionen zu vermindern. Wenn Sie also das nächste Mal durch die Natur wandern, halten Sie Ausschau nach diesem kleinen, aber wirkungsvollen Helfer. Vielleicht entdecken Sie den Augentrost in seiner natürlichen Umgebung und gewinnen so eine neue Wertschätzung für die traditionelle Heilkraft, die in der heimischen Flora verborgen ist.
WICHTIGER HINWEIS
Die Qualität der Inhaltsstoffe von selbst angebauten Heilpflanzen ist von Faktoren wie Standort, Bodenbeschaffenheit, Düngung, Klima usw. abhängig. Für eine medizinische Anwendung sind klar definierte Wirkstoffkonzentrationen wichtig, die Sie in hochwertigen Produkten aus der Apotheke finden. Sie sollten die Einnahme von Pflanzenpräparaten immer mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt abstimmen – vor allem, wenn bereits Medikamente eingenommen werden.
Fotos: (c) istock: Md Amir Hossain