Haut, Haare, Nägel & Kosmetik

Tierische „Feinde“

Es kribbelt und krabbelt, es sticht und juckt. Was tun gegen lästiges Ungeziefer?

von Mag. Sylvia Neubauer

Wer denkt, dass er alleine zu Hause ist, der irrt. Im Durchschnitt weilen in jedem Haushalt etwa 100 unterschiedliche Arten an Krabbeltieren. Die Anzahl umschreibt wohlgemerkt nur deren Vielfalt, die Gesamtpopulation an tierischen Mitbewohnern liegt weit darüber. Unappetitlich, mag nun manch einer meinen. In den meisten Fällen ist das Dasein der oft nur mikroskopisch kleinen Untermieter jedoch völlig harmlos.

„Was unsere Breiten anbelangt, kann man grob sagen, dass keine gesundheitliche Gefahr von diesen Tieren ausgeht“, beruhigt Prof. Dr. Mag. Julia Walochnik, Gruppenleiterin für molekulare Parasitologie am Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin an der Medizinischen Universität Wien. „Natürlich kann man nicht ausschließen, dass auch krankheitsübertragende Tiere, wie etwa der Ratten- oder der Menschenfloh oder die Kleiderlaus, die bei uns heute nicht mehr vorkommen, wieder importiert werden. „Das kommt sicher auch mal vor“, so die Expertin, „aber grund­sätzlich stehen heute für alle Krankheiten, die diese Tiere übertragen können, gute Behandlungsmethoden zur Verfügung. Und auch gegen die Überträger selbst kann man mit Insektiziden erfolgreich vorgehen.“ Dennoch: Lästig sind die Tierchen allemal und bekämpfen sollte man sie auch.


Milben (Hausstaubmilbe, Krätzmilbe)

Erkennungsmerkmale:

Die zur Gattung der Spinnentiere gehörenden Milben sind wahre Überlebenskünstler. Oft nur mikroskopisch klein – die winzigste Milbenart misst gerade einmal 0,1 Millimeter – findet man sie in unterschiedlichen Lebensräumen und in großfamiliärer Anzahl wieder. Beachtliche 50.000 verschiedene Milbenarten sind bisher bekannt.

Übertragung:

Die uns wahrscheinlich ge­läufigste Vertreterin ihrer Gruppe ist die Hausstaubmilbe. Warmes und feuchtes Ambiente bevorzugend ist sie als natürlicher Innenraumbewohner vor allem im Staub organischer Materialien wie zum Beispiel in Betten und auf Teppichen beheimatet. Wiederholt für Schlagzeilen sorgt derzeit die sogenannte Skabiesmilbe, eine parasitische Milbenart, die beim Menschen die Hautkrankheit Krätze hervorruft. „Die Skabies-Fälle sind in den letzten Jahren in Mitteleuropa stark angestiegen“, weiß Walochnik. „Krätzmilben gehen vor allem bei engem Körperkontakt sehr leicht von Mensch zu Mensch über“, erklärt die Expertin.

Bekämpfung im Haus:

„Hausstaubmilben treten nicht am Menschen selbst auf, sondern konsumieren dessen abgestorbene Hautzellen“, beschreibt Walochnik die Mini-Tiere nicht als parasitologisches, sondern als allergieverursachendes Problem. Um deren Anzahl zu verringern, sollten alle Räume regelmäßig gut gesaugt und gelüftet sowie Wäsche und andere Textilien über 60 Grad gewaschen werden. Bei einem Krätzmilbenbefall ist zusätzlich zu den beschriebenen Hygienemaßnahmen unbedingt eine medikamentöse Behandlung der befallenen Patienten erforderlich. Um Milben abzutöten, können nicht waschbare Textilien oder andere Gebrauchsgegenstände, etwa Kinderspielzeug, alternativ auch eingefroren werden.

Symptome & Therapie:

Medikamente mit antientzündlichen und antiallergischen Eigenschaften lindern die symptomatischen Beschwerden bei einer Hausstaubmilbenallergie. Die Hyposensibilisierung – eine Therapiemethode, bei der das Immunsystem solange mit dem Allergen konfrontiert wird, bis es nicht mehr darauf reagiert – setzt an der Ursache an.  Krätzmilben präferieren warme Hautstellen mit möglichst dünner Hornschicht, in denen sie sich gut eingraben können. Häufig treten die juckenden Rötungen und Knötchen demnach zwischen Fingern und Zehen, in der Ellenbogenfalte oder in den Achselhöhlen auf. „Von einem Krätzmilbenbefall sind oft ganze Familien betroffen“, weist die Mikrobiologin auf die manchmal schwierige Behandlung hin – „vor allem wenn Kinder und bettlägrige Menschen involviert sind.“Um Krätzmilben inklusive ihrer Larven und Eier abzutöten, kommen spezielle Medikamente, sogenannte Skabizide, vielfach in Form von Salben, Cremes oder Sprays, manchmal aber auch oral zum Einsatz.

Flöhe

Erkennungsmerkmale:

„Bei uns gibt es in erster Linie den Hunde- und den Katzenfloh“, schildert die medizinische Parasitologin.

Übertragung:

Typischerweise passiert das dann, „wenn Hund oder Katze selbst gerade nicht da sind, der Befall sehr stark ist oder bei sehr engem Kontakt mit dem Haustier wie er etwa bei Kindern vorkommt“, erklärt Walochnik.

Bekämpfung in der Wohnung:

Hohe Temperaturen über 60 Grad töten Flohlarven und -eier ebenso zuverlässig ab wie das Lagern von Bettwäsche, Kleidung und anderen Textilien in der Gefriertruhe. Besonders die Schlafplätze, der von Flöhen befallenen Haustiere sowie die Teppiche und Böden sollten mehrere Tage lang gründlich gesaugt werden. Bewährt hat sich in diesem Kontext ein Dampfreiniger. Außerdem gilt es darauf zu achten, Katzen und Hunde regelmäßig zu entflohen und Freigänger nicht auf Betten und Polstermöbel zu lassen.

Symptome & Therapie:

„Flöhe stechen immer mehrmals, weil sie sich eine Stelle suchen müssen, an der sie gut saugen können“, nennt Walochnik mehrfache Stiche, die eng aneinander liegen als klassisches Indiz für Flohstiche. Da die Tiere meist von unten auf den Menschen hüpfen, erreichen sie üblicherweise Stellen bis unterhalb des Knies. Die wie Mückenstiche aussehenden, juckenden Flecken lokalisieren sich demzufolge „vorwiegend an den unteren Extremitäten“, so die Expertin. Flohstiche werden mit kühlenden Salben behandelt. Bei stark ausgeprägtem Juckreiz helfen Antihistaminika.

Bettwanzen

Erkennungsmerkmale:

Mit einer Körpergröße von vier bis fünf Millimetern und von rotbrauner, behaarter Gestalt, bevorzugt die Bettwanze dunkle Gefilde. Sobald das Licht angeht, sucht sie in Matratzennähe, in Tapetenritzen, hinter Bildern oder unter der Fußleiste Zuflucht. Mit bloßem Auge meist nicht auffindbar, weisen kleine kreisförmige, schwarze Tupfen auf der Bettwäsche und/oder an der Wand – der Kot der Tiere – auf einen Befall hin.

Übertragung:

Bettwanzen, die in den heimischen Schlafzimmern auftreten, sind meist ein Urlaubssouvenir. „Durch den massiven Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln in den 1940er und 1950er Jahren, waren Bettwanzen in den Industrienationen stark dezimiert“, so Walochnik, „durch die Globalisierung sind sie nun aber wieder im Kommen.“ Die Expertin nennt einen möglichen Grund dafür: „Sie werden etwa durch Gepäckstücke bei Reisen mit nach  Hause genommen.“ Außerdem verstecken sich die kleinen Blutsauger gerne in den Ritzen alter Möbel oder Bilderrahmen und gelangen beispielsweise im Zuge von Flohmarktbesuchen über diese Gegenstände in Wohnräume. Bekämpfung in der Wohnung: Bettwanzen sind nicht nur Meister im Verstecken und im Hungern (sie können mehrere Monate ohne Blutmahlzeit überleben), sondern auch äußerst vermehrungsfreudige Lebewesen. „Daher ist bei einem Befall unbedingt ein Schädlingsbekämpfungsinstitut einzuschalten“, spricht Walochnik eine dringliche Empfehlung aus. Kleines Detail am Rande, welches den Besuch eines Kammerjägers argumentativ untermauert: Selbst wenn bei einer eigens initiierten Säuberungsaktion nur zehn Tiere entwischen, trifft man einen Monat später auf 3000 Neulinge.

Symptome & Therapie:

Obwohl Bettwanzenstiche an sich schmerzfrei sind, injizieren die Tiere dabei Speichel in die Wunde. Je nach Sensibilität der betroffenen Personen kann der Stich rote, juckende Quaddeln oder Blasen verursachen. Manche Menschen reagieren auf den Bettwanzenbefall zudem mit Sehstörungen, asthmatischen Anfällen oder allergischen Reaktionen. Kühlende Gels können den Juckreiz lindern. Ärztlich verordnete Kortisonsalben schaffen bei starken Schwellungen Abhilfe.

Was noch so kreucht und fleucht

Motten, Spinnfäden im Schrank, Löcher in der Kleidung:

Motten können in der Wohnung großen Schaden an Textilien und Möbeln anrichten. Die silbergrauen Falter kriechen oft an Decken und Wänden herum. Eine andere Gattung der Motten lassen sich Getreideprodukte, Mehl, Nüsse oder auch Hülsenfrüchte schmecken. Mottenlarven oder Motteneier werden durch Lebensmittel, Tierfutter oder Kleidung eingeschleppt. Befallene Lebensmittel zur Gänze entsorgen, „Mottennester“ im Umkreis von Kleidung entfernen, befallende Stellen mit Essigreiniger säubern, Kleidungsstücke bei 60 Grad waschen oder putzen lassen bzw. in den Gefrierschrank legen.

Fruchtfliegen, Ameisen

Fruchtfliegen, die besonders in der warmen Jahreszeit nicht nur überreifes Obst umschwärmen, wird man erst los, wenn sämtliche offenen Essensreste verschwinden. Süßes lockt auch Ameisen an. Werden die „Ameisenstraßen“ mit Duftstoffen (Essig, Zitrone, Lavendel…) versehen, finden sich die Ameisen nicht mehr zurecht und treten oft den Rückzug an. Auch Zimt mögen sie überhaupt nicht, dieses Gewürz soll die Tiere mehr abschrecken als Backpulver. Auch sollten Lebensmittel und Tierfutter nicht offen herumstehen. Wenn möglich, die Zugänge der Ameisen in den Wohnbereich mit Leim oder Silikon verschließen.

Silberfische

Die kleinen, bis ein Zentimeter langen, stromlinienförmigen Silberfische sind harmlos, sie übertragen keine Krankheiten. Die nachtaktiven und lichtscheuen Insekten mögen allerdings warme und feuchte, besonders auch schimmelige Aufenthaltsorte. Sie verstecken sich im Badezimmer, in der Küche, unter der Spüle und dem Kühlschrank. Sie verkriechen sich auch gerne hinter gelösten Tapteten. Zur Dezimierung sollte man für gute Durchlüftung sorgen, nasse Stellen vermeiden bzw. gut trocknen. Wichtig ist es, Abflüsse regelmäßig mit heißem Wasser durchzuspülen. Auch den Duft von Lavendel und Essig mögen die Tiere nicht.

Foto: iStock, Hit Stop Media

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