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Herz, Kreislauf & Gefäße

Blutdruck senken mit Genuss

Bluthochdruck betrifft jeden vierten Erwachsenen und kann unbehandelt zu schwerwiegenden Komplikationen führen: Ein erster und wichtiger Schritt zu normalen Werten ist eine gesunde und salzreduzierte Ernährung.

Von Natascha Gazzari

Priv.-Doz. Dr. Christian Koppelstätter
„Das Hauptaugenmerk sollte auf einer salzreduzierten, fettarmen, dafür vitamin- und ballaststoffreichen Ernährung liegen.“

Schlaganfall, Herzinfarkt, Alters­demenz, Herzschwäche, Nierenver­sagen: Liegen die Blutdruckwerte dauerhaft über 140/90 mmHg, werden Komplikationen wie diese für die Mehrheit der Betroffenen früher oder später Realität. In der Gruppe der über 60-jährigen Österreicherinnen und Österreicher hat rund die Hälfte zu hohe Werte. Ob wir an Bluthochdruck (Hypertonie) erkranken oder nicht, wird uns quasi in die Wiege gelegt, wie der Innsbrucker Internist und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie, Priv.-Doz. Dr. Christian Koppelstätter, PhD, berichtet: „Statistisch gesehen hat Bluthochdruck in neun von zehn Fällen eine erbliche Ursache. Bei den restlichen zehn Prozent sind andere Erkrankungen, wie der Nebennieren oder der Schilddrüse, der Auslöser von Bluthochdruck.“ Erbliche Veranlagung bedeutet jedoch nicht, dass man dem Schicksal hilflos ausgeliefert ist. Wer sein Risiko kennt, kann an den richtigen Hebeln ansetzen, um der Entstehung von Hypertonie entgegenzuwirken bzw. leichte Formen von Bluthochdruck in den Griff zu bekommen. Fallen bei den Messungen zuhause erhöhte Werte auf und bestehen keine Vorerkrankungen, werden nicht sofort blutdrucksenkende Medikamente verordnet, sondern der Lebensstil unter die Lupe genommen und blutdruckfreundlich angepasst. Besonders bei einer moderaten Blutdruckerhöhung stehen Ernährung und Bewegung im Fokus der Therapie, wie Koppelstätter erläutert: „Allein durch eine Ernährungsumstellung lässt sich ein erhöhter Blutdruck um 10 mmHg systolisch bzw. 5 mmHg diastolisch senken, was mit der Wirkung eines Blutdruckmedikaments gleichzusetzen ist. Das Hauptaugenmerk sollte auf einer salzreduzierten, fettarmen, dafür vitamin- und ballaststoffreichen Ernährung liegen.“

Salz aufspüren und meiden

Der Salzkonsum spielt bei Bluthochdruck eine besondere Rolle. Natrium, das in Speisesalz vorkommt, ist bedeutsam für den Flüssigkeitshaushalt im Körper und beeinflusst somit auch den Blutdruck. Die tägliche Salzzufuhr sollte unter sechs Gramm liegen. „Das funktioniert meist nur dann, wenn man frisch kocht, denn Fertiggerichte und Convenience-Produkte enthalten oft hohe Salzmengen“, so der Internist. Reichlich Salz steckt übrigens auch in Brot und Gebäck, gepökelten Fleisch- und Wurstwaren sowie Käse. Das typische Jausenbrot mit Wurst und Käse wird also schnell zur Salzbombe. Auf das gewohnheitsmäßige Nachsalzen am Tisch sollte dem Blutdruck zuliebe ebenfalls verzichtet werden. Gesund und einfach in der Umsetzung sind die Ernährungsempfehlungen der sogenannten „DASH-Diät“ (Dietary Approach to Stop Hypertension). Bei diesem diätetischen Ansatz zum Stopp von Hochdruck sollte der Konsum von tierischen Fetten reduziert und stattdessen mehr gesunde Fette, wie sie in Nüssen und Ölsaaten vorkommen, in die Ernährung eingebaut werden. Basis der DASH-Diät sind reichlich Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Fisch. Eine gute Faustregel ist, über den Tag verteilt fünf Portionen Obst und Gemüse zu essen. Experten empfehlen dazu einen Salat, zwei Stück Obst sowie je eine Portion rohes und gekochtes Gemüse. Bei Milchprodukten sollte man fettarme Varianten bevorzugen, die wertvolles Eiweiß und Kalzium liefern. In Kombination mit einer reduzierten Salzzufuhr kann diese Ernährung dazu beitragen, den Blutdruck signifikant zu senken und bei vorhandenem Übergewicht das eine oder andere Kilo purzeln zu lassen.

Zu Beginn kann es für viele eine Herausforderung sein, sich an die salzarme Kost zu gewöhnen. Um den Gerichten dennoch Geschmack zu verleihen, empfiehlt es sich, Salz durch Gewürze wie Pfeffer, Paprika und vor allem frische Kräuter zu ersetzen. Übrigens spricht nichts gegen ein Glas Wein am Abend, solange es im Rahmen bleibt: „Ein Glas Wein oder ein bis zwei kleine Bier an drei bis vier Tagen pro Woche scheinen sich auf den Blutdruck nicht negativ auszuwirken“, erklärt der Blutruckspezialist.

Medikamente für dauerhafte Stabilisierung

Um das Risiko für schwerwiegende Gefäßschädigungen zu reduzieren, ist eine dauerhafte Senkung des Blutdrucks unvermeidlich. Ob eine Anpassung des Lebensstils ausreicht, um die Werte wieder in den Normbereich zu bringen, wird vom Internisten oder von der Internistin nach drei bis sechs Monaten kontrolliert. Ist eine medikamentöse Therapie erforderlich, kommen meist ACE- oder Angiotensin-Hemmer, Kalziumkanalblocker, Betablocker oder Diuretika zum Einsatz. „Die zur Verfügung stehenden Blutdrucksenker sind etablierte Medikamente, mit denen ein Großteil der Betroffenen gut zurechtkommt“, so der Mediziner. In manchen Fällen kann ein Wechsel des Medikaments bzw. das Ausprobieren verschiedener Kombinationen notwendig sein, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Zahlreiche neue Medikamente wie etwa ein blutdrucksenkender RNA-Wirkstoff, der zweimal im Jahr als Spritze verabreicht werden soll, sind laut Koppelstätter in Entwicklung.


Welche Werte sind optimal? 

Der obere/systolische Wert sollte idealerweise zwischen 120 und 130 mmHg und der untere/diastolische Wert zwischen 70 und 80 mmHg liegen. Ob ein Wert als erhöht gilt, hängt davon ab, ob die Messung beim Arzt oder zu Hause erfolgt. Bei einer Messung in der Praxis wird ein Wert über 140/90 mmHg als erhöht angesehen, während zu Hause bereits ein Durchschnittswert über 135/85 mmHg als erhöht gilt. Um den Blutdruck richtig beurteilen zu können, sind regelmäßige Messungen zu Hause, idealerweise über eine Woche hinweg morgens und abends, empfehlenswert. Die erhobenen Blutdruck- und Pulswerte können in einen Blutdruckpass, der bei der Hausärztin oder beim Hausarzt erhältlich ist, eingetragen werden. Anhand dieser Aufzeichnungen kann der Arzt bzw. die Ärztin beurteilen, ob Bluthochdruck vorliegt. Falls die Messungen kein klares Bild ergeben, kann eine 24-Stunden-Blutdruckmessung sinnvoll sein, bei der über einen Zeitraum von 24 Stunden zwischen 60 und 90 Werte erfasst werden, um ein aussagekräftiges Tagesprofil zu erstellen.


Fotos: istock Nina Zorcic, Wolfgang Lackner

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