Anzeige

Herz, Kreislauf & Gefäße

Warum gerät mein Herz aus dem Takt?

OÄ Dr. Alexandra Schratter, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie in der Klinik Floridsdorf in Wien, beantwortet die aktuelle Leserfrage.

OÄ Dr. Alexandra Schratter
Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie in der Klinik Floridsdorf in Wien

MEDIZIN POPULÄR-Leserin Dagmar D. fragt: In letzter Zeit habe ich öfter das Gefühl, als würde mein Herz schneller und unregelmäßiger schlagen. Könnten das Herzrhythmusstörungen sein?

Das menschliche Herz schlägt Tag für Tag zwischen 80.000 und 100.000-mal. Taktgeber des Herzens ist der sogenannte Sinusknoten. Gerät der Herzschlag aus dem Takt, weicht er also vom normalen Sinusrhythmus ab, spricht man von Herzrhythmusstörungen. Entstehen können diese entweder direkt im Sinusknoten, in den Herzvorhöfen, in der Überleitung zwischen Vorhöfen und Herzkammern oder in den Herzkammern. Herzrhythmusstörungen werden nicht nur nach dem Ort ihrer Entstehung, sondern auch nach der Herzfrequenz unterteilt. Ist der Herzschlag zu langsam, liegt der Ruhepuls bei unter 60 Schlägen pro Minute, spricht man von einer Bradykardie, schlägt das Herz zu schnell und liegt der Ruhepuls bei mehr als 100 Schlägen pro Minute, spricht man von einer Tachykardie. Eine erhöhte Herzfrequenz kann jedoch auch durch übermäßigen Kaffeekonsum, Alkohol oder Stress ausgelöst werden. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für eine krankhafte Beschleunigung oder Unregelmäßigkeit des Herzschlags. Daher ist es wichtig, den eigenen Ruhepuls zu kennen und am besten täglich selbst zu kontrollieren.

Welche Symptome treten bei Herzrhythmusstörungen aus?

Herzrhythmusstörungen können, müssen jedoch nicht unbedingt Beschwerden verursachen. Typische Symptome für die häufigste Form, das Vorhofflimmern, sind Herzstolpern, Herzrasen, Unruhe, Angst oder Schwindel­gefühl. Auch wenn man keine Beschwerden hat, können Herzrhythmusstörungen gefährlich sein: In manchen Fällen ist das erste Symptom ein Schlaganfall.

Wer ist betroffen?

Es gibt Formen von Herzrhythmusstörungen, die bei gesunden Menschen auftreten und keine herzbezogene Ursache haben. Andere Formen gehen mit typischen Ursachen von Herz-KreislaufErkrankungen einher, wie Bluthochdruck, Diabetes oder Adipositas. Menschen, die an einer Überfunktion der Schilddrüse leiden, sind ebenfalls häufiger von Herzrhythmusstörungen betroffen. Auch Herzerkrankungen wie ein Herzinfarkt oder eine genetisch bedingte Verdickung des Herzmuskels können das Risiko erhöhen. Nicht zuletzt kann exzessiver Ausdauersport das Entstehen von Herzrhythmusstörungen begünstigen.

Wann ist eine ärztliche Abklärung notwendig?

Ob eine Herzrhythmusstörung harmlos oder gefährlich ist, kann nur eine kardiologische Untersuchung klären. Kommt es anfallsartig zu sehr starken Beschwerden, sollte man auf jeden Fall die Rettung verständigen, da es sich theoretisch auch um einen Herzinfarkt handeln könnte. Hat man abgesehen von solchen Akut-ereignissen das Gefühl, dass der Herzschlag anders ist als gewohnt, sind Hausärztinnen und -ärzte die erste Anlaufstelle. Die erste Diagnostik besteht meist aus einem EKG und einer Blutuntersuchung, bei der neben dem Blutbild auch Elektrolyte sowie Nieren- und Schilddrüsenwerte bestimmt werden. Bei Bedarf kann eine weitere Abklärung bei einer Internistin oder einem Internisten mittels Herzultraschall, Anfalls-EKG oder 24-Stunden-EKG angeordnet werden. Einfach in der Handhabung und mittlerweile weit verbreitet, sind Smartwatches mit EKG-Funktion, die gut auswertbare Daten für die Diagnostik liefern. Um die Herzrhythmusstörung ganz genau klassifizieren zu können, kann eine elektrophysiologische Untersuchung (EPU) notwendig sein.

Welche Therapien stehen zur Verfügung?

Die Behandlung richtet sich immer nach der Art der Störung. Schlägt das Herz zu langsam, kann ein Herzschrittmacher erforderlich sein. Ist der Herzrhythmus zu schnell, gibt es medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Da Vorhofflimmern und Vorhofflattern – je nach individuellem Risiko – mit einem deutlich erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden sind, werden zusätzlich blutverdünnende Medikamente verordnet. Liegt der Störung eine Herzschwäche zugrunde, ist es wichtig, diese medikamentös zu behandeln, um das Risiko für weitere Herzrhythmusstörungen zu verringern. Eine wirksame Therapie, die das Ziel hat, den normalen Sinusrhythmus wiederherzustellen und das Problem dauerhaft zu beseitigen, ist die sogenannte Katheterverödung (Ablation). Mit Hilfe eines Katheters, der unter örtlicher Betäubung von der Leiste bis zum Herzen vorgeschoben wird, können jene Stellen im Herzgewebe aufgespürt und verödet werden, in denen die Rhythmusstörungen entstehen.


Puls messen: So einfach geht’s!

Der Ruhepuls sollte immer in einem entspannten Zustand gemessen werden und lässt sich ohne großen Aufwand und spezielle Geräte einfach bestimmen. Besonders gut eignet sich dafür die Speichenarterie an der Innenseite des Handgelenks. Dazu können zwei oder drei Finger auf die Innenseite des Handgelenks, unterhalb des Daumens, gelegt werden. Dann werden 30 Sekunden lang die Schläge mitgezählt. Der ermittelte Wert wird mit zwei multipliziert, um den Puls pro Minute zu erhalten. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn der Ruhepuls am Morgen, kurz nach dem Aufstehen, gemessen wird. Tagsüber ist es ratsam, einige Minuten entspannt zu sitzen oder zu liegen, bevor die Messung erfolgt. Bei Erwachsenen liegt der Puls in Ruhe bei etwa 60 bis 90 Schlägen pro Minute. Ein dauerhaft erhöhter Puls von 100 Schlägen und mehr sollte ärztlich abgeklärt werden.


Fotos: istock Design Circle, privat

Share

Logo medizinpopulär