Leben & Arbeiten

Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Vitale Power im Uniqa-Tower
 
Immer mehr Firmenbosse erkennen: Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz bringt’s. Die Zahl der Krankenstandstage geht drastisch zurück, während Motivation und Leistung deutlich ansteigen. MEDIZIN populär hat die Vorsorgemaßnahmen des Versicherungsunternehmens Uniqa unter die Lupe genommen und sich im Lokalaugenschein von der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugt.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

In der Zentrale des Versicherungsunternehmens Uniqa, im gleichnamigen Tower in Wien gelegen, arbeitet Margarete Sobolewski. Sie hat viel Bildschirmarbeit zu erledigen. „An meinem ersten Arbeitstag hat man mir meinen Sessel, den Schreibtisch und den Bildschirm so hergerichtet, dass gleich alles genau auf mich abgestimmt war und total gut gepasst hat. Das habe ich vorher noch nirgends erlebt.“ Worüber sich die junge Frau sonst noch freut? „Ich finde es toll, dass überall so viele Pflanzen stehen, und dass es in jedem Stockwerk Erholungszonen mit Wasserspendern gibt. Da kann man gratis trinken so viel man will.“ Ähnlich begeistert ist Sobolewskis Kollege Markus Maurer. Er nimmt ein besonderes Angebot des Unternehmens in Anspruch: „Wir haben die Möglichkeit, zu einem ermäßigten Tarif im Fitnessstudio zu trainieren, das hier im Haus ist. Ich gehe da gleich nach der Arbeit drei Mal pro Woche hin und mache Krafttraining.“ Jene Probleme, die sich aus einer vorwiegend sitzenden Tätigkeit oft ergeben, wie Verspannungen oder ein Zwicken im Kreuz, kenne er daher nicht.

Auch Uniqa-Mitarbeiterin Elfriede Altin sportelt gern und hat schon an einem so genannten Vital-Wochenende teilgenommen. „Über die Firma kriegen wir das verbilligt. Da war ich in einem Wellness-Hotel, habe mich erholt, Vorträge besucht und Tipps bekommen, wie ich mich am besten ernähre oder welchen Sport ich betreibe, um gesund zu bleiben. Das hat mir viel gebracht, und zwar für mein ganzes Leben. Ich muss sagen: Uns geht’s hier einfach gut!“

 

Vital-Club mit Vital-Coaches

Organisiert werden die gesundheitsfördernden Maßnahmen für die österreichweit rund 6500 Mitarbeiter der Uniqa vom firmeneigenen Vital-Club. Was dieser noch alles zu bieten hat, zählt Club-Leiterin Antonia Arnold auf: „Abgesehen von den Vital-Weekends haben wir noch kostenlose Vital-Tage mit Gesundheitsvorträgen. Außerdem laden wir die Leute immer wieder ein, gratis ihre Fitness testen zu lassen.“ Wer sich dazu entschließt, erhält ein Stärken- und Schwächenprofil und auf Wunsch ein Ernährungs- und Bewegungsprogramm, das die Vital-Coaches auf den individuellen Bedarf abstimmen.

Dann gibt es, so Arnold, noch verschiedene andere Aktivitäten wie die Vital-Touren, wo mit einem Truck, in dem Gesundheitschecks stattfinden, durch ganz Österreich gefahren wird. Außerdem im Angebot: ein Raucherentwöhnungsprogramm, die Gratis-Vermittlung von Massage-Terminen, den Gratis-Verleih von Sitzbällen, die kostenlosen Broschüren, in denen über verschiedene Gesundheitsthemen informiert wird, und vieles andere mehr. „Und manchmal sieht unser Gesundheitscoaching auch nur so aus, dass wir den Mitarbeitern einen Krug Wasser oder einen Korb mit Obst an den Arbeitsplatz bringen.“

 

Bewegung, Ernährung, mentale Fitness

Am Mittagsbuffet im Erdgeschoß der Wiener Zentrale finden sich Äpfel, Bananen, Birnen, Salate und andere gesunde Kost. Und als besonderes Service ist der Vital-Tipp des Tages eigens gekennzeichnet, sei es Zanderfilet am Montag, Putenschnitzel am Dienstag, Gemüsestrudel am Donnerstag. Was sich die Mitarbeiter darüber hinaus noch wünschen, sollen sie demnächst auch bekommen: Mehr Vollkornweckerln in den Jausenautomaten und ein Rauchverbot in den Erholungszonen. Das Uniqa-Vital-Programm mit Augenmerk auf Bewegung, Ernährung und mentale Fitness gibt es seit 2005. Arnold: „Inzwischen bekomme ich jeden Tag mindestens eine E-Mail, in der sich ein Mitarbeiter für unsere Angebote bedankt, und es machen auch immer mehr Kollegen bei unseren Aktionen mit. Das macht sie nicht nur gesünder, es schweißt sie auch zusammen, und so vergrößert sich die Arbeitszufriedenheit.“

 

Auch die Arbeitgeber profitieren

Ob ergonomisch-ideale Arbeitsplätze, Rückenfit-Workshops, gesunde Ernährung in der Kantine, Programme zur Raucherentwöhnung oder Anti-Stress-Maßnahmen: Immer mehr Firmenbossen liegt die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Herzen. Dr. Arno Brugger, ärztlicher Leiter des Arbeitsmedizinischen Dienstes in Salzburg, dazu: „Ziel der Maßnahmen ist es, dass es jedem einzelnen Mitarbeiter am Arbeitsplatz rundherum gut geht, und zwar physisch und psychisch.“

Die positiven Effekte spüren nicht nur die Arbeitnehmer, sondern auch die Arbeitgeber. Dr. Brugger: „Wie wir wissen, reduziert sich einige Zeit nach der Einführung gesundheitsfördernder Maßnahmen die Zahl der Krankenstandstage um zwölf bis 36 Prozent.“ Allein das bringt Bares: Bei einem Euro, der in den gesunden Arbeitsplatz investiert wird, sparen die Betriebe zwei bis vier Euro. Zudem erleben die Mitarbeiter die Fürsorge des Arbeitgebers als Wertschätzung – mit der Folge: Arbeitsbereitschaft und Arbeitsleistung steigen und damit auch der Ertrag.
Leider sind vorbildliche Unternehmen hierzulande noch Ausnahmeerscheinungen. Nach Schätzungen von Experten genießt höchstens ein Drittel der Arbeitnehmer in Österreich gesundheitsfördernde Maßnahmen am Arbeitsplatz. Insbesondere in den Branchen Gastgewerbe, Handel und Bau und generell in den Mittel- und Kleinbetrieben „gibt es einigen Nachholbedarf“, sagt Dr. Brugger. „Da müssen wir vielfach schon zufrieden sein, wenn wenigstens ein paar der Anforderungen an einen gesunden Arbeitsplatz erfüllt sind.“

Zu diesen Anforderungen gehört, dass das Mobiliar dem individuellen Bedarf angepasst ist, dass das Raumklima als angenehm empfunden wird, Luftfeuchtigkeit und Temperatur den Mitarbeitern zusagen, keine Lärmbelastung besteht. Außerdem sollten Lärm-, Schadstoff- und Wärmeemissionen, die von Geräten wie Druckern, Servern und Kopierern ausgehen, minimiert sein. Ebenfalls unbedingt notwendig: Arbeitsabläufe, arbeitshygienische Bedingungen sowie Pausenregelungen müssen den Mitarbeitern zusagen.

 

Nachlässigkeit mit Folgen

Was passiert, wo zu wenig oder gar nichts passiert, weiß Arbeitsmediziner Dr. Brugger, der auch Allgemeinmediziner ist, nur allzu gut: Arbeitnehmer mit sitzenden Tätigkeiten am Computer haben oft Schmerzen und Verspannungen im gesamten Bewegungsapparat sowie Augenprobleme. Beschäftigte im Gastgewerbe, Handel und in der Baubranche leiden unter zu langem Stehen und Gehen, bekommen häufig Krampfadern oder Ödeme. Arbeitnehmer klagen aber auch über Hitze, Kälte oder Zugluft, schlechte Luft und Lärm am Arbeitsplatz, haben Hauterkrankungen, Rheuma oder Gelenkschmerzen sowie Schlafstörungen und Herz- und Kreislaufbeschwerden. Angstzustände, Nervosität und Depressionen werden dann durch die Arbeit ausgelöst, wenn diese mit Stress verbunden ist.

Doch was können Betroffene tun, denen es psychisch oder physisch nicht gut bei der Arbeit geht? Dr. Brugger: „Die Arbeitnehmer können sich entweder beim Betriebsrat oder direkt beim Arbeitsmedizinischen Dienst Hilfe holen, den es in allen Bundesländern gibt. Und Arbeitgeber, die die Situation in ihren Betrieben verbessern wollen, bekommen bei uns eine unabhängige und ausführliche Beratung über geeignete Packages und die Kosten.“

Wie bekomme/schaffe ich einen gesunden Arbeitsplatz?
Informationen bei den Arbeitsmedizinischen Diensten in den Bundesländern.
Die Kontaktadressen: www.amd.at

       

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