Warum ein starker Beckenboden für Frau und Mann wichtig ist, was ihn schwächt und wie er effektiv gekräftigt werden kann.
von Mag.a Natascha Gazzari
Der Beckenboden rückt oft erst dann in den Fokus, wenn er Probleme bereitet, sei es beispielsweise nach einer Geburt oder durch altersbedingte Schwäche bei Mann und Frau. Störungen der Funktion des Beckenbodens, sind weit verbreitet, weiß der Leiter des Beckenbodenzentrums am Ordensklinikum Barmherzige Schwestern Linz, OA Dr. Franz Roithmeier: „Jede dritte Frau ist im Laufe ihres Lebens von Erkrankungen des Beckenbodens betroffen, bei fast jeder fünften ist ein operativer Eingriff notwendig.“
Aufgaben des Beckenbodens
Durch Anspannen und Entspannen können wir die Blasen- und Darmentleerung steuern bzw. auch die Kontinenz sichern. Eine weitere wichtige Aufgabe des Beckenbodens ist der Aufbau von Gegendruck, etwa beim Heben von schweren Lasten, beim Husten, Niesen oder Hüpfen. Ohne ausreichenden Gegendruck könnte es in diesen Situationen zu unwillkürlichem Harnverlust kommen. Nicht zuletzt spielt ein gesunder Beckenboden auch im Liebesleben eine Rolle, indem er etwa für die Erektionsfähigkeit des Mannes von Bedeutung ist. Beim weiblichen Orgasmus pulsiert der Beckenboden, Anspannung und Entspannung wechseln sich ab.
Was den Beckenboden schwächt
„Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer Abnahme von Muskelfasern, das Bindegewebe verliert an Elastizität und die Gefäß- und Nervenversorgung reduziert sich“, erklärt Marc-André Boddenberg, MPH, MSc, von der Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin des AKH Wien. In welchem Ausmaß, hängt stark von der Veranlagung und vom persönlichen Lifestyle ab. Besonders herausfordernd: Schwangerschaft und Geburt.
An Kräftigung führt kein Weg vorbei
Ein wesentlicher Teil des Behandlungskonzepts ist Beckenbodentraining unter Anleitung einer Physiotherapeutin oder eines Physiotherapeuten: „Wenn man eine Struktur kräftigen möchte, muss man Kräftigungsübungen durchführen. Es führt kein Weg daran vorbei“, stellt Marc-André Boddenberg klar.
Neben auf die jeweilige Diagnose abgestimmten Medikamenten können zusätzliche (Therapie-)Maßnahmen erforderlich sein: bei Dranginkontinenz etwa Aufschubstrategien und Entspannungstechniken, speziell bei älteren Menschen das barrierefreie, schnelle Erreichen des WCs. Auch operative Eingriffe kommen in bestimmten Fällen infrage.
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