Die durch Herpes-Viren ausgelösten, oftmals schmerzhaften Fieberblasen können die Lebensqualität der Betroffenen deutlich beeinträchtigen. Wir zeigen, mit welchen Maßnahmen Sie die Übeltäter bald wieder loswerden.
Von Carolin Rosmann
Nahezu jeder Erwachsene trägt die Quälgeister in sich, aber nicht jeder bemerkt sie. Der Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) gehört zu den am weitest verbreiteten Krankheitserregern weltweit: Etwa 85 bis 90 Prozent der Bevölkerung tragen ihn in sich, davon haben etwa 20 bis 40 Prozent zumindest einmal im Leben mit der möglichen, unerfreulichen Konsequenz zu kämpfen: der Fieberblase – im Fachjargon auch unter „Herpes labialis“ bekannt. Laut Angaben der WHO sind zirka 3,7 Milliarden Menschen unter 50 Jahren mit HSV-1 infiziert.
„Aus dermatologischer Sicht sind Fieberblasen gruppierte Bläschen, die auf geröteter und entzündeter Haut sichtbar werden. Sie werden in der Regel durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 ausgelöst, immer häufiger jedoch auch durch das Herpes-simplex-Virus Typ 2“, erläutert Ao. Univ.-Prof. Dr. Rainer Kunstfeld, Dermatologe an der Medizinischen Universität Wien. „Typischerweise zeigt sich zuerst ein Jucken oder ein Spannungsgefühl an der betroffenen Stelle, die meist am Übergang von Lippenrot zur Gesichtshaut liegt. Es können auch Schmerzen auftreten, bevor die charakteristischen Bläschen mit Flüssigkeitsansammlung erscheinen. Diese trocknen innerhalb weniger Tage ein und bilden Krusten.“ Bei der Erstinfektion mit dem Virus treten häufig auch allgemeine Symptome wie Fieber auf, was dem Zustand seinen Namen verleiht.
Übertragung
Typisch für eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren ist die Tendenz zur Latenz sowie das wiederholte Auftreten von Hautläsionen nach der Erstinfektion. Übertragen werden die Viren vor allem durch den direkten Kontakt über Tröpfchen und Schmierinfektionen.
Nach der Erstinfektion wandern die Viren entlang der empfindlichen Hautnerven zu den regionalen Ganglien, wo sie sich zunächst zurückziehen und in einem inaktiven Zustand verbleiben. Diese sogenannte Latenz kann unterschiedlich lange andauern. Nach einer gewissen Zeit kann es jedoch zur Reaktivierung des Virus kommen, was unter anderem in der Bildung von Fieberblasen resultiert.
Mögliche Auslöser
Wie oft und aus welchen Gründen das Virus „wachgerufen“ wird, ist von verschiedenen individuellen Faktoren abhängig. Dazu zählen laut Angaben des Dermatologen Kunstfeld unter anderem:
Fieber: Rezidivierender Herpes simplex tritt während fieberhafter Erkrankungen dreimal so häufig auf im Vergleich zu Patientinnen oder Patienten ohne zugrunde liegende
fieberhafte Erkrankung.
Intensive UV-Strahlung: Sie stellt einen wesentlichen Faktor für das wiederholte Auftreten von Herpes simplex an der Lippe dar.
Zink- und Vitamin-D-Mangel, da sowohl Zink als auch Vitamin D immunmodulierende Eigenschaften besitzen. Zink hat nachweislich einen positiven Effekt auf die T-Lymphozyten, die entscheidend für die Kontrolle und Unterdrückung der Herpes-simplex-Aktivität sind.
Hormonelle Veränderungen
Ein weiterer Faktor, der das Auftreten von Fieberblasen fördert, ist hoher psychosozialer Stress. „Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ein hohes Maß an chronischem Stress mit einem häufigeren Auftreten von Herpes-simplex-Infektionen einhergeht. Obwohl der genaue Mechanismus noch nicht geklärt ist, ist bekannt, dass psychischer Stress einen negativen Einfluss auf die T-Lymphozyten hat. Diese Zellen sind wesentlich für die Kontrolle und Unterdrückung der Herpes-simplex-Aktivität“, weiß Kunstfeld.
Symptome behandeln
Während einer Fieberblasenepisode lautet das oberste Credo: Hygiene. Das betroffene Hautareal sollte nicht mit den bloßen Fingern berührt oder gar aufgekratzt werden, da eine Übertragung auf andere Körperstellen bzw. nicht-infizierte Personen erfolgen kann. Austretende Flüssigkeit tupft man am besten mit frischen Papiertaschentüchern ab. Erkrankten Personen wird empfohlen, andere Menschen – vor allem Kleinkinder und Säuglinge – nicht zu küssen und die Benützung von gemeinsamem Geschirr, Handtüchern etc. zu vermeiden.
Die Behandlung von Herpes simplex erfordert in den frühen Phasen gezielte lokale Therapien. „In dieser Phase sind topische Virostatika oder Zinksulfat zu empfehlen“, erklärt Kunstfeld. „Diese lokalen Anwendungen können helfen, das Virus zu bekämpfen, bevor es sich weiter ausbreitet.“
Besonders schmerzhaft wird es oft, wenn auch die Mundschleimhaut betroffen ist. Hier rät der Dermatologe zu schmerzlindernden Mundspülungen oder Lidocain-Gel: „Diese Präparate sind wirkungsvoll, um akute Schmerzen zu lindern und das Wohlbefinden zu verbessern.“ In der akuten Phase der Infektion kann – Kunstfelds Angaben zufolge – eine Kombination aus Aciclovir-5%-Creme und Hydrocortison-0,1%-Creme in Betracht gezogen werden, um Entzündungen und Viruslast gleichzeitig zu reduzieren.
Bei ausgeprägten Infektionen und schweren Verläufen sollte möglichst schnell mit einer systemischen Therapie begonnen werden. Hier stehen Tabletten mit antiviralen Substanzen wie Aciclovir, Valaciclovir und Famciclovir zur Verfügung.
Natürliche Heilmittel
Wer bei der Behandlung von Fieberblasen lieber zu alternativen Arzneimitteln greifen möchte, ist mit einer Vielfalt an Präparaten konfrontiert, doch Kunstfeld warnt: „Bei vielen dieser Alternativen gibt es nur wenige verlässliche klinische Studien, die ihre Wirksamkeit belegen. In einer dieser Studien wurde etwa Manuka-Honig gegen Aciclovir-5%-Creme getestet, jedoch ohne dass sich ein signifikanter Vorteil für den Honig zeigte.“
Im Bereich der komplementären Medizin empfiehlt der Arzt die Aminosäure Lysin, die in Form von Kautabletten erhältlich ist und oft mit Zink, Selen und Vitaminen kombiniert wird. „Lysin kann die Abheilung des akuten Herpes simplex beschleunigen.“ Eine weitere Option sind lokal angewendete Melissenblätter. Sie wirken antiviral, verhindern das Andocken von Herpesviren an die Zellen und
können die Beschwerden lindern bzw. den Heilungsprozess beschleunigen. Ein ähnliches Ergebnis erzielt man mit dem Auszug von Salbeiblättern, die ebenfalls virostatisch wirken.
Einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Herpesinfektion können auch Propolis-Lippencreme sowie Purpursonnenhutkraut haben, die oft zur schnellen Linderung der Beschwerden verwendet werden. „Diese natürlichen Heilmittel können als Ergänzung zur konventionellen Therapie verwendet werden“, sagt Kunstfeld.
Fotos: (c) felicitas matern, istock: V_Sot