Wenn aus Heuschnupfen Asthma wird

September 2024 | Lunge, Atemwege & Allergien

In Österreich leidet rund ein Viertel der Bevölkerung an einer Pollenallergie. Was mit Juckreiz, einer rinnenden Nase und Niesen beginnt, kann unbehandelt über die Jahre zu allergischem Asthma werden.

Prim. Dr. Rainer Kolb „Betroffene sollten Bescheid wissen, wie sie auslösende Allergene am besten meiden können.“

Wie auch andere Allergien kommt der Heuschnupfen in Industriestaaten häufig vor. Die Statistik zeigt, dass die Anzahl der Betroffenen mit zunehmendem Wohlstand eines Landes steigt. Erklärt wird dies unter anderem durch die Hygiene-Hypothese, die besagt, dass frühkindliche Exposition gegenüber bestimmten Mikroorganismen vor allergischen Erkrankungen schützt. Wachsen Kinder in hygienischeren, städtischen und industrialisierten Umgebungen auf, so haben sie oft weniger Kontakt mit der Natur und weisen häufiger einen Mangel an mikrobieller Vielfalt auf. Dies kann dazu führen, dass das Immunsystem stattdessen auf harmlose Substanzen wie Pollen oder Hausstaubmilben überreagiert. Darüber hinaus spielen auch eine Ernährung mit hohem Anteil an verarbeiteten Lebensmitteln, Zucker und gesättigten Fetten sowie Umweltfaktoren und Luftverschmutzung eine Rolle bei der Entstehung von Allergien: Schadstoffe wie Dieselabgase und Feinstaub können die Schleimhäute in Nase und Lunge reizen und die Sensibilisierung gegenüber Allergenen begünstigen.

Dem Allergen auf der Spur

„Viele Allergene werden über die Atmung aufgenommen, etwa Gräser- und Baumpollen – am häufigsten sind es Birkenpollen“, erklärt Prim. Dr. Rainer Kolb, Leiter der Abteilung für Lungenkrankheiten am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Auch Pilzsporen, Hausstaub oder Tierhaare zählen dazu.“ Heuschnupfen-Betroffene leiden häufig unter starkem Niesreiz sowie unter einer rinnenden und verstopften Nase und einer Bindehautentzündung, der sogenannten allergischen Rhinokonjunktivitis. Bei allergischem Schnupfen stehen für die Symptombekämpfung Antihistaminika zur Verfügung – zur lokalen Anwendung oder in Tablettenform. „Diese ersetzen aber nicht die Ursachenbehandlung und Hyposensibilisierung“, betont Kolb. Wichtig sei, den tatsächlichen Auslöser zu identifizieren: „Die allergologische Diagnostik an der Lungenabteilung reicht von der Allergietestung mittels eines Hauttests, dem Pricktest, und einer Blutprobe über eine Überempfindlichkeitstestung an den Bronchien bis hin zur inhalativen und nasalen Provokationstestung mit einer Allergenlösung.“ Danach käme es auf eine umfassende Allergieberatung an. „Betroffene sollten Bescheid wissen, wie sie auslösende Allergene am besten meiden können. Manchmal müssen Wohnraum oder selbst die Situation am Arbeitsplatz verändert werden“, gibt der Lungenprimar zu bedenken. Auch Hyposensibilisierungsbehandlungen in Form von Injektionen oder oralen Gaben seien sinnvoll. „Tabletten und Tropfen eignen sich besonders bei einer Allergie auf Gräser und Birkenpollen.“

Etagenwechsel entgegenwirken

Heuschnupfensymptome sind nicht einfach nur Beschwerden, die man aushalten muss. „Eine Therapie ist wichtig, damit kein sogenannter Etagenwechsel stattfindet“, warnt Kolb. Darunter versteht man eine Ausweitung der Erkrankung von den oberen auf die unteren Atemwege. Erfolgt keine Behandlung, kann es zu einer dauerhaften Herabsetzung der Lungenfunktion kommen. Bis zu 40 Prozent der Pollenallergikerinnen und -allergiker sind durch allergisches Asthma eingeschränkt. „Eine frühzeitige Vorstellung beim Haus- und Lungenfacharzt ist wichtig, um die Behandlung des allergischen Asthmas einzuleiten. Durch die richtige Therapie wird die Anzahl der Anfälle deutlich herabgesetzt. Asthmaanfälle, die in einem Krankenhaus intensivmedizinisch versorgt werden müssen, sind heute dank der guten Therapieoptionen selten geworden“, weiß der Experte. Bei schwerem allergischem Asthma, welches mit Cortison nicht zufriedenstellend behandelt werden kann, kommen heute moderne Antikörpertherapien (Biologika) zum Einsatz. Ein Beispiel dafür ist die Therapie mit Anti-IgE-Antikörpern, welche die allergische Reaktion massiv reduziert.


Fotos: (c) Klinikum Wels-Grieskirchen, istock: Ekaterina Kuznetsova

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