Welche Aufgaben erfüllen unsere Augen? Wie sind sie aufgebaut? Woran erkranken sie häufig? Wie können wir unsere Augen schützen? Fragen wie diese beantwortet Univ. Doz. Dr. Josef Ruckhofer von der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie der Salzburger Landeskliniken für MEDIZIN POPULÄR.
von Mag. Sabine Stehrer
Welche Aufgaben erfüllen unsere Augen?
Zum einen sehen wir mit den Augen: Durch Sehen nehmen wir etwa 70 Prozent der Informationen wahr, die für uns wichtig sind. Damit ist das Auge unter den Sinnesorganen das Organ, über das am meisten Wahrnehmungen an das Gehirn weitergeleitet werden. Zum anderen sind die Augen auch ein Spiegel unserer Seele: Am Augenausdruck ist erkennbar, ob wir zum Beispiel ängstlich oder zornig sind. Sowohl das Sehen, als auch das Aussenden von Botschaften an unsere Mitmenschen sind komplexe Vorgänge, die in Zusammenarbeit der Augen mit dem Gehirn ablaufen.
Wie sind die Augen aufgebaut?
Die Schädelknochen der Augenhöhle bieten unserem Auge Schutz vor Verletzungen. Von Muskeln, Fett- und Bindegewebe, Nerven und Gefäßen umgeben, liegt in der Augenhöhle der Augapfel. Über den Augapfel nehmen wir die Sinnesreize wahr, die letztlich zum Sehen führen. In die verschiedenen Blickrichtungen bewegt wird jeder Augapfel von sechs Augenmuskeln. Neben der Augenhöhle schützen auch die Augenlider, die Bindehaut und der Tränenapparat das Auge. Mit den Augenlidern können wir die Augen schließen, zugleich verteilen die Lider mit jedem Lidschlag Tränenflüssigkeit, wodurch Fremdkörper und Krankheitserreger abgewehrt werden, die zu Entzündungen führen können. Die Bindehaut verbindet das Augenlid und den Augapfel und bewahrt das Auge ebenfalls vor Fremdkörpern und krankheitserregenden Keimen. Der Tränenapparat besteht wiederum aus der Tränendrüse, wo die Tränenflüssigkeit gebildet wird, dem Tränensack und dem Tränennasengang, die beide der Ableitung der Tränenflüssigkeit dienen. Die Hornhaut als „Fenster” des Auges ist durchsichtig. Sie lenkt gemeinsam mit der Linse die einfallenden Lichtstrahlen auf die Netzhaut und geht in die weiße Lederhaut über, die aus Bindegewebe besteht, das Auge formt und stützt. Reguliert wird die eintretende Lichtmenge durch die Pupille mit der ringförmigen Regenbogenhaut oder Iris, die unterschiedlich pigmentiert ist, wodurch sich die verschiedenen Augenfarben ergeben. Über die elastische Augenlinse, die uns das Scharfsehen in die Ferne und Nähe ermöglicht, und den Glaskörper, eine gallertartige Füllmasse, sowie die Aderhaut, die die Netzhaut mit Nährstoffen versorgt, gelangt das Licht schließlich auf die Netzhaut. Dort wird das Licht über die Fotorezeptoren Zapfen und Stäbchen aufgenommen, in elektrische Impulse und Nervensignale umgewandelt und über den Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet, wo das Sehen eigentlich stattfindet. In der Mitte der Netzhaut liegt die Stelle des schärfsten Sehens, der gelbe Fleck. Vom Sehnerv kann der Augenarzt bei der Spiegelung des Augenhintergrundes einen Teil sehen, und zwar den Sehnervenkopf. Das ist die Stelle, mit der man nichts sieht, der blinde Fleck.
Woran erkranken die Augen häufig?
Die weltweit häufigste Augenerkrankung ist der Graue Star oder Katarakt. Erkrankte sehen alles wie durch einen grauen Schleier, der sich immer mehr verdichtet. Verursacht wird der Graue Star meist durch das Altern: Mit den Jahren trocknet die Linse aus, ihre Zusammensetzung verändert sich, sie wird grauer. Tritt die Erkrankung in jüngeren Jahren oder im Kindesalter auf, ist sie entweder eine Begleiterscheinung anderer Erkrankungen, eine Folge von Mangelernährung oder sie ist angeboren. Bleibt der Graue Star unbehandelt, führt er zuletzt zur Erblindung. Doch auch dann kann er noch behandelt werden – indem durch einen einfachen Eingriff die natürliche Linse durch eine künstliche Linse ersetzt wird. Auch der Grüne Star oder das Glaukom, eine weitere häufige Augenerkrankung, führt ohne Behandlung letztlich zur Erblindung, die allerdings nicht mehr rückgängig zu machen ist. Die Ursache für den Grünen Star ist ein erhöhter Augeninnendruck, der wiederum darauf zurückgeht, dass das Augeninnenwasser nicht richtig abfließt. Der erhöhte Druck schädigt nach einiger Zeit den Sehnerv, was zu Gesichtsfeldeinschränkungen führt. Bei der Untersuchung durch den Augenarzt ist die Erkrankung allerdings bereits erkennbar, ehe solche Einschränkungen und Schäden am Sehnerv aufgetreten sind. Dann ist die Erkrankung auch gut behandelbar: Durch das Eintropfen von Augentropfen, die den Augeninnendruck senken. Eine verbreitete Augenerkrankung ist noch die Altersbedingte Makuladegeneration, kurz AMD, die dazu führt, dass mit dem Altern zunehmend verschwommen gesehen wird, und darauf zurückzuführen ist, dass die Netzhaut nicht mehr so gut wie in jungen Jahren mit Nährstoffen versorgt wird. Mit einem Kombipräparat aus Nährstoffen lässt sich der Fortschritt der trockenen AMD aufhalten. Gegen die feuchte AMD, bei der es zu Neubildungen von Gefäßen und zu Schwellungen kommt, helfen Injektionen spezieller Wirkstoffe in das Auge. Ebenfalls häufig sind das trockene Auge oder Sicca-Syndrom sowie Bindehautentzündungen. Beide Erkrankungen führen dazu, dass die Augen brennen, jucken und sich röten, sind aber mit Augentropfen gut behandelbar.
Wie können wir die Augen schützen?
Unbedingt geschützt werden sollten die Augen vor einem Übermaß an UV-Bestrahlung durch die Sonne und im Solarium. Denn wie die Haut insgesamt kann auch die Netzhaut durch zu intensive Bestrahlung geschädigt werden. Bindehaut- oder Hornhautentzündungen sind mögliche Folgen, aber auch bleibende Beeinträchtigungen der Sehkraft. Außerdem ist das Risiko, frühzeitig an Grauem Star und an AMD zu erkranken nach Sonnenschäden des Auges größer. Schutz bietet den Augen aber auch das Aufsuchen des Augenarztes. Zum Augenarzt sollte man immer dann gehen, wenn Beschwerden auftauchen und länger andauern, wenn sich die Sicht verschlechtert und ab dem 40. Lebensjahr vorsorglich jedes Jahr. Dies selbst dann, wenn keine Veränderungen feststellbar sind: Nur so kann zum Beispiel der Grüne Star frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Zahlen & Fakten
- Etwa 70 Prozent der Informationen, die für den Menschen wichtig sind, werden über die Augen aufgenommen. Damit ist das Auge das wichtigste Sinnesorgan, das Sehen wichtiger als Hören, Schmecken, Riechen oder Tasten.
- Das Auge ist kugelförmig und hat bei Erwachsenen einen Durchmesser von rund 2,3 Zentimetern, ist also in etwa so groß wie ein Tischtennisball.
- Für die Beweglichkeit des Auges sorgen sechs Augenmuskeln. Die äußersten Augenmuskeln sind die beweglichsten des ganzen Körpers.
- Der Sehnerv ist mit einer Million Nervenzellen ausgestattet, etwa einen Millimeter dick und 4,5 Zentimeter lang.
- Ob Blau, Braun, Grau oder Grün: Die unterschiedlichen Augenfarben ergeben sich aus den verschiedenen Pigmentierungen der ringförmigen Regenbogenhaut, die die Pupille des Auges bildet. Welche Farbe die Augen haben, wird vererbt, sie prägt sich aber erst zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat aus.
- Etwa zwei Drittel der Erwachsenen leiden an einer Fehlsichtigkeit. Am meisten verbreitet ist die Kurzsichtigkeit, gefolgt von der Alterssichtigkeit, die etwa ab dem 45. Lebensjahr auftreten kann, und der Weitsichtigkeit. Mit der Maßeinheit Dioptrie wird beschrieben, wie stark ein Brillenglas das Licht brechen muss, damit eine Fehlsichtigkeit korrigiert werden kann.
- An einer Rot-Grün-Sehschwäche bzw. Farbblindheit leiden nur wenige.
- Generell kann der Mensch außer den Grundfarben Weiß, Grau, Schwarz, Blau, Gelb, Rot und Grün, etwa 200 Farbtöne in 500 verschiedenen Helligkeiten unterscheiden. Die Wahrnehmung der verschiedenen Farben ergibt sich aufgrund der unterschiedlichen Wellenlängen, mit denen Licht von einer Oberfläche aus reflektiert wird.
- Wie weit ein Mensch sehen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Wetter, dem Grad der Luftverschmutzung, seiner Größe, der Höhe seiner Sichtposition, seiner Sehkraft usw. Als Richtmaß gilt: Jemand mit normaler Sehkraft, der sich bei klarem Wetter und ruhiger See in einem Boot auf dem Meer befindet, kann etwa fünf Kilometer weit sehen.
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