OA Dr. Christoph Höfer, Leiter der Stroke Unit, der Ambulanz für Schlaganfallnachsorge und der cerebrovaskulären Ambulanz am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz, beantwortet die aktuelle Leserfrage.
Medizin populär-Leserin Irmgard S. fragt: Ich habe gehört, dass die Symptome eines Schlaganfalls sehr unterschiedlich sein können. Bei welchen Symptomen sollte man an einen Schlaganfall denken, und wie können Angehörige im Notfall helfen?
Der Schlaganfall ist in Österreich die dritthäufigste Todesursache: Jährlich sind etwa 25.000 Menschen davon betroffen. Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit zunehmendem Alter. Über zehn Prozent der über 75-Jährigen erleiden einen Schlaganfall. Hauptursachen hierfür sind Gefäßrisikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, Diabetes, Übergewicht, körperliche Inaktivität sowie Rauchen. Daraus resultierende Gefäßverkalkungen können zu Schlaganfällen führen. Häufig spielen auch Herzerkrankungen – insbesondere Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern – eine wesentliche Rolle. Es können allerdings auch junge Menschen einen Schlaganfall erleiden. Bei ihnen findet man oft andere Ursachen wie beispielsweise angeborene Herzanomalien, Gefäßwandeinrisse oder Gefäßentzündungen.
Was sind typische Symptome eines Schlaganfalls?
Zu den häufigsten Anzeichen gehören eine halbseitige Lähmung der Arme und Beine, eine einseitige Gesichtslähmung sowie Sprech- oder Sprachstörungen. Darüber hinaus können andere neurologische Symptome auftreten, wie Schwindel, Koordinationsstörungen, Schluckbeschwerden, Sehstörungen (z. B. Doppelbilder) sowie Gefühlsstörungen. All diese Beschwerden können auf einen Schlaganfall hinweisen und erfordern umgehend ärztliche Hilfe.
Gibt es vorboten eines Schlaganfalls, die nicht eindeutig sind?
Schlaganfallsymptome treten meist plötzlich und unvermittelt auf. Dennoch gilt die sogenannte „transitorische ischämische Attacke“ (TIA) oft als Vorbote eines Schlaganfalls. Dabei handelt es sich um vorübergehende neurologische Ausfälle, die weniger als 24 Stunden andauern. Auch wenn die Symptome nur kurzfristig auftreten, ist eine gründliche Abklärung der Ursache dringend erforderlich, um gegebenenfalls eine Therapie einzuleiten. Nicht alle genannten Symptome müssen zwangsläufig auf einen Schlaganfall zurückzuführen sein. Auch andere Erkrankungen können das Bild eines Schlaganfalls imitieren. Häufig finden sich solche Symptome bei Migräne oder bei Epilepsie, manchmal auch bei internistischen oder HNO-ärztlichen Krankheitsbildern, insbesondere wenn es sich um Schwindel handelt.
Wie können Angehörige die Situation einschätzen?
Einfach und für Laien gut durchführbar ist der FAST-Test (siehe Infobox). Er umfasst die Untersuchung auf eine Gesichtslähmung, eine Armlähmung, eine Sprachstörung, das Feststellen des Beginns der Symptomatik und die sofortige Alarmierung des Notrufs. Als Weiterentwicklung beinhaltet der FAST+-Test zusätzlich die Beurteilung einer Beinschwäche und eine Blickwendung zur Seite. Diese Schnelltests liefern den behandelnden Neurologen wertvolle Informationen. Eine Liste der aktuellen Medikation der betroffenen Person sollte ebenfalls dem Rettungsteam übergeben werden.
Warum ist rasches Handeln so wichtig?
In den letzten Jahrzehnten wurden spezialisierte Schlaganfallstationen (Stroke Units) geschaffen und wirksame Behandlungsmöglichkeiten bei einem akuten Schlaganfall entwickelt. Bei der sogenannten „Thrombolyse“ wird eine stark blutverdünnend wirkende Substanz in eine Armvene injiziert, um das schädliche Blutgerinnsel aufzulösen. Eine neuere Option ist der Hirnkatheter (Thrombektomie), bei dem das Blutgerinnsel mittels Kathetertechnik unter Röntgenkontrolle aus der verstopften Arterie entfernt wird. Oft werden beide Behandlungen kombiniert. Der Nutzen dieser Akutmaßnahmen ist umso höher und das Risiko einer Komplikation umso niedriger, je früher sie durchgeführt werden, da das Hirngewebe bei Blutmangel sehr rasch dauerhaft geschädigt wird. Es ist extrem wichtig, Schlaganfall-Symptome frühzeitig zu erkennen und sofort die Rettungskette zu alarmieren. So lässt sich das Risiko bleibender Schäden deutlich reduzieren.
Was kann man verbeugend tun?
Wichtig ist eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger körperlicher Bewegung, dem Verzicht auf Nikotin sowie einem möglichst geringen Alkoholkonsum. Mögliche Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und Diabetes sollten regelmäßig kontrolliert und entsprechend konsequent behandelt werden. Auch Blutdruck-Selbstkontrollen sind empfehlenswert. Nach einem bereits erlittenen Schlaganfall können diese Maßnahmen in Kombination mit der konsequenten Einnahme der verordneten Medikamente – beispielsweise blutverdünnender Mittel – das Risiko eines erneuten Schlaganfalls deutlich senken.
FAST-Test: So prüfen Sie die wichtigsten Schlaganfall-Anzeichen
Face: Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseiten-lähmung hin.
Arms: Die Person soll die Arme nach vorne strecken und die Handflächen nach oben drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
Speech: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
Time: Zögern Sie nicht, wählen Sie unverzüglich den Notruf 144 und schildern Sie die Symptome.
Fotos: Barmherzige Brüder, istockphoto/ WEERASAK PITHAKSONG
