Warum die Winterboten die Stimmung heben. Wenn alle Jahre wieder die Maronistandln aufsperren, lässt es sich nicht mehr leugnen: Der Winter steht vor der Tür. Wie gesund sind die Boten der kalten Jahreszeit?
Von Mag. Sabine Stehrer
Wenig Fett, wenige Kalorien – das allein ist schon ein guter Grund für den Genuss der wärmenden Winterboten. „100 Gramm, das sind sechs Maroni, haben etwa 180 Kilokalorien, und der Fettanteil liegt bei rund zwei Prozent“, gießt die Wiener Ernährungswissenschafterin Mag. Michaela Vogl die gute Nachricht in Zahlen. Zum Vergleich: Andere Nussfrüchte wie Cashew-, Erd- oder Haselnüsse haben einen Fettgehalt von bis zu 70 Prozent und schlagen mit rund 700 Kilokalorien pro 100 Gramm zu Buche. Während Maroni beim Kalorien- und Fettsparen helfen, liefern sie mit einer Vielzahl an wertvollen Inhaltsstoffen zumindest fünf weitere Gründe, sie möglichst oft auf den Speiseplan zu setzen.
Grund eins
Maroni spenden Energie
„Frische Maroni enthalten besonders viele Kohlenhydrate in Form von Stärke“, sagt Ernährungsexpertin Vogl. Und Stärke hat zwei große Pluspunkte. „Sie sättigt rasch und bewirkt, dass die Blutzuckerwerte nach dem Essen nur langsam ansteigen und dann länger stabil bleiben.“ So sind wir nicht nur länger satt, wir fühlen uns auch noch länger nach der Mahlzeit geistig frisch und munter. Dazu trägt neben der Stärke der hohe Anteil an Linolsäure in den Maroni bei, einer ungesättigten Omega-3-Fettsäure, die den Stoffwechsel ankurbelt und daher auch dem Gehirnstoffwechsel auf Trab bringt. „Maroni sind also ideal als Mittagsjause oder als Energiespender für zwischendurch“, sagt Vogl.
Grund zwei
Maroni senken den Stresspegel
Maroni haben einen besonders hohen Gehalt an Kalium. Schon 75 Gramm der Früchte des Kastanienbaums, das sind fünf Stück, decken ein Viertel des Tagesbedarfs eines Erwachsenen. Vogl über das Positive an Kalium: „Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass eine gesteigerte Aufnahme von Kalium den Blutdruck senkt.“ Schnellt der Blutdruck stressbedingt in die Höhe, könnte man sich, so die Ernährungswissenschafterin weiter, also mit Maroni helfen. Denn diese enthalten darüber hinaus viele Vitamine aus der B-Gruppe, die unser Nervenkostüm stärken – und eine beruhigende Wirkung auf uns haben.
Grund drei
Maroni tun Knochen und Muskeln gut
Die großen Mengen an Kalium, die in Maroni stecken, beeinflussen nicht nur den Blutdruck positiv, sondern auch den Knochenstoffwechsel. Vogl: „Studien belegen, dass eine erhöhte Kaliumaufnahme eine verringerte Kalziumausscheidung nach sich zieht.“ Und bleibt mehr Kalzium im Körper, kommt das den Knochen zugute, denn Kalzium macht die Knochen fester. Zudem wirkt Kalium bei der Steuerung der Muskeltätigkeit mit: Wer das Elektrolyt in ausreichender Menge zu sich nimmt, bleibt von Muskelkrämpfen, unwillkürlichen Muskelzuckungen & Co verschont.
Grund vier
Maroni heben die Stimmung
Zu Maroni greifen empfiehlt sich auch, wenn wir in schlechter Stimmung sind. Denn in den Früchten steckt eine große Menge der Aminosäure Phenylalanin. „Und aus Phenylalanin bildet der Körper Serotonin“, erklärt Vogl. Serotonin, das sogenannte Glückshormon, beschert uns wiederum gute Laune – wobei Maroni laut Vogl diesbezüglich ähnlich wirken wie Schokolade, aber den Vorteil haben, wesentlich fett- und kalorienärmer zu sein.
Grund fünf
Maroni stärken das Immunsystem
Maroni enthalten viele Vitamine, die zum Gutteil erhalten bleiben, wenn die Früchte durch Braten oder Rösten gegart werden. „In Maroni steckt zum Beispiel sehr viel Vitamin C“, sagt Vogl. Vitamin C stärkt unsere Abwehrkräfte und schützt uns so vor den Attacken von krankmachenden Bakterien und Viren. Vor dem Angriff der sogenannten freien Radikale, Schadstoffe, die u. a. unserer Haut zu schaffen machen und sie schneller altern lassen, schützt wiederum Vitamin E, das ebenfalls reichlich in Maroni enthalten ist.
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Tipps & Tricks
Beim Kauf auf Glanz und Glätte achten
„Frische Maroni haben eine glänzende, glatte Oberfläche und lassen sich nicht eindrücken“, sagt die Wiener Ernährungswissenschafterin Mag. Michaela Vogl. Beim Kauf sollte man zudem die Oberfläche auf Einstichlöcher überprüfen, denn die Früchte des Kastanienbaums sind sehr anfällig für den Befall von Würmern. Um sicher zu gehen, kann man daheim die Spreu vom Weizen trennen, indem man die Maroni in einen Topf mit lauwarmem Wasser legt: Wurmfreie und frische Maroni sinken im Wasser zu Boden.
Am besten braten & rösten
„Am meisten hat man vom Gesundheitswert der Maroni, wenn man sie brät oder röstet“, sagt Vogl. Bei dieser Zubereitungsart bleiben die wertvollen Substanzen, die in den wärmenden Winterboten stecken, in größtmöglicher Menge erhalten. Das ist beim Kochen von Maroni nicht der Fall. „Beim Kochen werden“, so Vogl, „die Maroni vom Wasser ausgelaugt und wertvolle Nährstoffe ausgeschwemmt.“ Werden die Maroni nach dem Garen z. B. zu Kastanienreis oder anderen Süßspeisen weiterverarbeitet, dann gehe laut Vogl der Gesundheitswert gegen Null. Die Gründe: Durch die einzelnen Verarbeitungsschritte verflüchtigen sich Vitamine und Mineralstoffe, und darüber hinaus wird den süßen Köstlichkeiten sehr viel Fett bzw. Zucker zugesetzt.
Im Kühlschrank lagern
Werden die Maroni nicht gleich nach dem Kauf gegessen, rät Vogl, sie in einem Plastiksack mit Löchern im Kühlschrank zu lagern. „So bleiben sie einen Monat lang frisch.“ Bei Raumtemperatur halten sich die Früchte eine Woche lang. Maroni kann man aber auch auf Vorrat braten, kochen oder rösten und schälen: Gibt man sie anschließend im perforierten Plastiksack in den Kühlschrank, sind sie auch nach einigen Tagen noch gut verwendbar.
Trocknen, einfrieren, einlegen
Weitere Möglichkeiten der Lagerung: „Getrocknet bleiben Maroni zwei Monate lang haltbar, friert man sie ein, bis zu sechs Monate, und eingelegte Maroni kann man bedenkenlos bis zum meist fernen Haltbarkeitsdatum essen, das auf der Dose oder dem Glas angegeben ist.“ Was den Gesundheitswert anbelangt, sind die konservierten Maroni den frischen Früchten allerdings unterlegen – denn beim Einlegen, Einfrieren und Trocknen gehen die gesunden Substanzen größtenteils verloren.
Vorsicht bei Latexallergie!
„Latexallergiker sollten Maroni lieber mit Vorsicht genießen“, sagt Vogl. Sie könnten auf die Inhaltsstoffe der Früchte genauso reagieren wie auf den Kontakt mit Latex. Für Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) hingegen, empfehlen sich Maroni – auch verarbeitet zu Kastanienmehl oder -flocken – als Alternative zu glutenhältigen Getreidesorten und den jeweiligen Produkten daraus.
Fotos: © istock Grandbrothers