Krebserkrankungen

Darmkrebs-Screening – Vorsprung durch Vorsorge

Darmkrebsprävention ist in Österreich seit Jahren ein vieldiskutiertes Thema, jedoch fehlt es nach wie vor an einem flächendeckenden, qualitätsgesicherten Vorsorgeprogramm zur Früherkennung. Expertinnen und Experten fordern nun die Einführung eines solchen Screenings ab 45 Jahren.

Ein Blick in die Statistik zeigt die Dringlichkeit: Seit 2000 ist die Sterblichkeit an Darmkrebs europaweit um 19 Prozent gestiegen, in Österreich wurden 2019 über 5.000 Neuerkrankungen verzeichnet, die Prävalenz, also die Zahl der Betroffenen, lag bei über 43.000 Menschen. Etwa 2.500 Menschen verstarben im gleichen Jahr hierzulande an der Erkrankung. Zu den Hauptursachen zählen vor allem lebensstilbedingte Risikofaktoren wie eine einseitige, ballaststoffarme, zu fett- und salzreiche Ernährung, ein hoher Alkohol- und Nikotinkonsum, Übergewicht und Bewegungsarmut. In der Prävention liegt der größte Hebel in der Vorsorgekoloskopie, mit der Darmkrebs vielfach verhindert oder zumindest früh erkannt werden kann. Früherkennung verbessert die Heilungschancen bei Darmkrebs drastisch, spart zudem Leid für Betroffene sowie Kosten für das Gesundheitssystem.

Notwendigkeit eines Screening-Programms

Die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) plädiert gemeinsam mit der Krebshilfe und dem Nationalen Screening-Komitee für die Einführung eines standardisierten und qualitätsgesicherten Darmkrebsscreenings ab dem Alter von 45 Jahren. Zwar gibt es bereits einige lokale Screening-Initiativen, jedoch verhindern föderale Unterschiede und komplexe Interessenlagen eine nationale Umsetzung. In Deutschland wird seit über 20 Jahren ein flächendeckendes Screening-Programm ab dem Alter von 50 Jahren als Kassenleistung angeboten. Die Erfolge dieses Programms, wie die Reduktion der Sterberate und der Kosten für fortgeschrittene Krebstherapien, verdeutlichen das Potenzial. Auch Prim. Univ.-Prof. Dr. Harald Hofer, Präsident der ÖGGH, betont: „Werden Polypen im Rahmen einer Darmspiegelung erkannt und entfernt, kann Darmkrebs in vielen Fällen verhindert werden – ein Privileg, das bei anderen Krebsarten nicht existiert.“ Dr. Andreas Krauter, MBA, Leiter des Fachbereichs Medizinischer Dienst der Österreichischen Gesundheitskasse, ergänzt: „Die Vorsorgekoloskopie ist eine der Vorsorgemöglichkeiten, die in einem Akt Diagnostik und Therapie von vielen Darmerkrankungen frühzeitig ermöglicht. Selbst wenn frühzeitig ein bösartiger Tumor entdeckt wird, können rechtzeitig therapeutische Schritte eingeleitet werden, die eine Heilung ermöglichen. Daher ist jede Österreicherin und jeder Österreicher aufgerufen, diese Möglichkeit zu nutzen.“ 


Fotos: © istock DrAfter123

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