Intermittierendes Fasten – also Essenspausen über Stunden oder ganze Tage – gilt als vielversprechender Ansatz, um den Stoffwechsel zu regulieren und den Körper in einen regenerativen Zustand zu versetzen. Bei Brustkrebspatientinnen stellt sich die Frage, ob dieser Ernährungsrhythmus auch die Verträglichkeit und Wirkung der Chemotherapie verbessern kann.
Ein aktuelles systematisches Review, das 468 Studien zum Thema ausgewertet hat, beleuchtet genau diesen Zusammenhang. Die Forscher untersuchten, ob sich intermittierendes Fasten während der Chemotherapie positiv auf Lebensqualität, Nebenwirkungen, Hormonhaushalt und Rückfallrisiken auswirkt.
Tatsächlich zeigten sich in einigen Studien vielversprechende Ansätze. So berichteten Patientinnen unter Fastenphasen häufiger über eine spürbare Verbesserung ihres Allgemeinbefindens. Müdigkeit, Übelkeit und Kopfschmerzen traten weniger stark auf, was insgesamt zu einer besseren Lebensqualität während der Behandlung führte. Auch auf stoffwechselbezogene Werte hatte das Fasten einen günstigen Einfluss: Glukose-, Insulin- und IGF-1-Spiegel verbesserten sich messbar. Zudem konnten Marker für Zellschäden durch die Chemotherapie reduziert werden – ein Hinweis darauf, dass gesunde Zellen unter Fastenbedingungen besser vor der Toxizität geschützt sein könnten.
Allerdings waren die Ergebnisse nicht einheitlich. In vielen Studien fehlten Kontrollgruppen oder die Teilnehmerzahlen waren zu gering, um verlässliche Aussagen zu treffen. Auch die Fastenmethoden und deren Dauer variierten stark – mal waren es 12 Stunden, mal 48 Stunden oder mehr. Dies erschwert die Vergleichbarkeit und lässt noch keine klaren Empfehlungen zu.
Welche Nebenwirkungen traten auf?
Intermittierendes Fasten wurde grundsätzlich als sicher bewertet. Es traten allerdings milde bis mäßige Nebenwirkungen auf, insbesondere zu Beginn der Therapie:
- Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel, Schlafprobleme
- Benommenheit, niedriger Blutdruck, Hypoglykämie
- Leichte Übelkeit und Appetitlosigkeit
- In wenigen Fällen: Mangelernährung oder Untergewicht
Schwere Komplikationen traten nicht auf. Viele Patientinnen nahmen nach der Fastenphase rasch wieder an Gewicht zu.
Was bedeutet das für den klinischen Alltag?
Derzeit ist intermittierendes Fasten keine empfohlene Standardtherapie bei Brustkrebs. Dennoch gibt es Hinweise, dass IF bei manchen Patientinnen die Verträglichkeit der Chemotherapie verbessern kann – vor allem durch:
- Schutz gesunder Zellen
- Reduktion der DNA-Schäden
- Günstige Stoffwechselveränderungen
Trotz positiver Tendenzen konnte keine der Studien nachweisen, dass intermittierendes Fasten das Ansprechen der Chemotherapie direkt verbessert oder die Rückfallrate reduziert. Auch der Einfluss auf das Tumorwachstum selbst blieb unklar. Die Forscher betonen daher, dass derzeit noch keine belastbaren Aussagen über einen tatsächlichen therapeutischen Nutzen getroffen werden können.
Dennoch zeigen die bisherigen Erkenntnisse, dass intermittierendes Fasten zumindest als ergänzende Maßnahme während der Chemotherapie Potenzial besitzt. Insbesondere die besseren Laborwerte und die subjektiv verbesserte Verträglichkeit der Behandlung sind Hinweise, dass es sich lohnt, diesen Ansatz weiter zu erforschen. Gut geplante, größere Studien mit standardisierten Fastenprotokollen und objektiven Messgrößen könnten in Zukunft zeigen, welche Patientengruppen am meisten profitieren – und wie sich intermittierendes Fasten sicher in den Behandlungsalltag integrieren lässt.
Grenzen und Unsicherheiten
Trotz dieser positiven Entwicklungen müssen die Ergebnisse vorsichtig eingeordnet werden:
- Die Studien unterschieden sich stark in Fastendauer und -methoden (z. B. 12h-, 24h-, 48h-Fasten)
- Es fehlten oft Kontrollgruppen oder standardisierte Erhebungsmethoden
- Die Effekte auf Tumorwachstum, Rückfallrisiko oder Behandlungserfolg blieben nicht signifikant
Die Forscher sehen jedoch in der Verbesserung bestimmter Laborwerte einen vielversprechenden Ansatz für zukünftige Studien.
Fazit: Fasten kann helfen – aber es ist kein Wundermittel
Intermittierendes Fasten bei Brustkrebs scheint eine sinnvolle, begleitende Maßnahme während der Chemotherapie zu sein – vor allem zur Linderung von Nebenwirkungen und zur Stabilisierung des Stoffwechsels. Ob es aber auch langfristig vor einem Rückfall schützt oder die Therapie wirksamer macht, ist bislang nicht ausreichend belegt.
Wichtig: Wer während einer Krebstherapie fasten möchte, sollte dies immer mit dem Behandlungsteam abstimmen, da individuelle Vorerkrankungen, Therapien und körperliche Verfassung entscheidend sind.
Fotos: istock Rudzhan Nagiev