Das Multiple Myelom ist eine Krebserkrankung des Knochenmarks, die häufig erst spät diagnostiziert wird, denn die Symptome sind nicht immer eindeutig. Doch vielversprechende Therapieansätze ermöglichen Betroffenen ein weitgehend normales Leben.

Assoc. Prof. PD Dr. Maria Theresa Krauth
„Es geht heutzutage nicht mehr um das Überleben von Monaten, sondern von vielen Jahren. Vielleicht ist es in Zukunft sogar möglich, die Erkrankung ganz zu heilen.“
Das Multiple Myelom ist eine bösartige Erkrankung der Plasmazellen, einer speziellen Form von weißen Blutkörperchen, die im Knochenmark angesiedelt sind. Diese Zellen sind normalerweise für die Produktion von Antikörpern verantwortlich, die den Körper vor Krankheitserregern wie Viren und Bakterien schützen. Beim Multiplen Myelom entartet eine Plasmazelle, die sich unkontrolliert vermehrt und gesunde Blutzellen verdrängt. Statt der funktionellen Antikörper produziert die entartete Zelle nur fehlerhafte Varianten, die die Immunabwehr des Körpers beeinträchtigen.
Ursachen und Diagnose
Die genauen Ursachen für das Entstehen eines Multiplen Myeloms sind noch nicht vollständig geklärt. Es handelt sich jedoch nicht um eine erblich bedingte Krankheit. Als Risikofaktoren gelten etwa zunehmendes Lebensalter, eine erhöhte Belastung durch Umweltfaktoren oder Virusinfektionen. In Österreich erkranken jährlich etwa 2.500 Menschen am Multiplen Myelom. Auch wenn diese Zahl in Relation zu anderen Krebserkrankungen eher gering erscheint, ist sie dennoch besorgniserregend, da die Krankheit zunehmend auch bei jüngeren Menschen diagnostiziert wird. Die Diagnose erfolgt durch Blut- und Harnanalysen, bei denen die Vermehrung der Antikörper gemessen werden kann. Sollte ein Verdacht auf das Multiple Myelom bestehen, sind weiterführende Untersuchungen, wie eine Knochenmarksbiopsie oder Bildgebung notwendig.
Die häufigsten Beschwerden
Die Symptome des Multiplen Myeloms sind vielfältig und können je nach Ausprägung und Schwere der Erkrankung variieren. Zu den häufigsten Beschwerden gehören:
- Blutarmut (Anämie): Die erhöhte Produktion von Plasmazellen verdrängt die roten Blutkörperchen, was zu einer verminderten Sauerstoffversorgung des Körpers führt. Dies äußert sich oft in Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Schwäche.
- Knochenschmerzen: Das Multiple Myelom kann zu sogenannten Osteolysen führen, bei denen die Knochen durch das Wachstum der Myelomzellen zerstört werden. Dies führt zu Knochenschmerzen, die vor allem in den Rücken-, Hüft- und Beinknochen auftreten können. Die Knochen brechen dadurch leichter.
- Hoher Kalziumspiegel (Hyperkal-zämie): Die Freisetzung von Kalzium aus den geschädigten Knochen führt zu einem Anstieg des Kalziumspiegels im Blut, was Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Verwirrtheit hervorrufen kann.
- Nierenprobleme: Aufgrund der fehlerhaft produzierten Antikörper kann es zu einer Überlastung der Nieren kommen. Dies äußert sich durch Veränderungen im Urin, wie Schäumen, und einer verminderten Urinausscheidung.
- Erhöhte Infektanfälligkeit: Da die Plasmazellen keine funktionsfähigen Antikörper mehr produzieren, ist das Immunsystem geschwächt, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen führt.
Fortschritte in der Behandlung
Obwohl das Multiple Myelom bislang nicht heilbar ist, haben sich die Behandlungsoptionen in den letzten Jahren deutlich verbessert. Patientinnen und Patienten können dank moderner Therapieansätze ein weitgehend normales Leben führen. In den meisten Fällen wird das Myelom mit Medikamenten behandelt, die speziell auf die Myelomzellen abzielen und in Form von Tabletten, Spritzen unter die Haut oder Infusionen verabreicht werden. Die Behandlung erfolgt meist ambulant und ist in der Regel chemotherapiefrei. In manchen Fällen kann die Anwendung einer einmaligen Chemotherapie notwendig sein, um den bestmöglichen Behandlungserfolg zu erzielen. Diese soll zu einer endgültigen Verdrängung der Myelomzelle führen. Im Anschluss an diese Behandlung wird eine autologe Stammzelltransplantation durchgeführt, bei der die eigenen Stammzellen der Patientin bzw. des Patienten gesammelt, eingefroren und nach der Chemotherapie wieder eingesetzt werden. Dies könnte aber dank moderner Behandlungsoptionen bald nicht mehr notwendig sein: „Die Krankheitssymptome nehmen speziell unter den neuen Immuntherapien signifikant ab. Neue Therapien mit CAR-T-Zellen und bispezifischen Antikörpern zeigen bereits in frühen Behandlungsphasen vielversprechende Testergebnisse und könnten möglicherweise in Zukunft die autologe Stammzelltransplantation ersetzen. Es geht heutzutage nicht mehr um das Überleben von Monaten, sondern von vielen Jahren. Vielleicht ist es in Zukunft sogar möglich, die Erkrankung ganz zu heilen“, zeigt sich Assoc. Prof. PD Dr. Maria Theresa Krauth, Programmdirektorin Multiples Myelom, Leiterin der hämatologischen Ambulanz an der Medizinischen Universität Wien, optimistisch.
Entgeltliche Einschaltung • AT_EM-91469_Feb2022; AT_CP-459141_11Jun2024; AT_CP-446998_080424
Fotos: privat, istock j. Wackerhausen