Die sozialen Auswirkungen von Krebs werden oft unterschätzt. Im Krebsreport 2024 fordern die Österreichische Krebshilfe und die Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO) konkrete Schritte, um Betroffene besser zu versorgen.
Krebspatientinnen und -patienten stehen nicht nur vor medizinischen, sondern auch vor erheblichen sozialen und psychischen Herausforderungen. Diese werden jedoch oft übersehen. Laut Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll, Präsident der OeGHO, und Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe, müssen psychosoziale Aspekte wie psychoonkologische Betreuung, onkologische Rehabilitation und eine verpflichtende Wiedereingliederungsteilzeit nach der Therapie dringend gestärkt werden. Auch die Österreichische Krebshilfe sieht Handlungsbedarf: 2023 erhielten etwa 4.000 Betroffene Unterstützung aus einem Soforthilfe-Fonds, da sie durch ihre Erkrankung in finanzielle Not geraten sind.
Erwerbstätigkeit und Krebs
Ein Schwerpunkt des Krebsreports 2024 sind die sozialen Folgen für die Berufstätigkeit. Laut aktuellen Daten können rund 40 Prozent der Patientinnen und Patienten zwischen 15 und 65 Jahren (ca. 15.100 Menschen) während ihrer Erkrankung nicht arbeiten. Besonders betroffen sind Ältere über 50, deren berufliche Wiedereingliederung oft schwieriger ist, sowie junge Erkrankte, die gerade erst am Beginn ihrer Karriere stehen. Für viele Betroffene ist der Übergang von der Therapie zurück in den Beruf mit erheblichen Hürden verbunden, was nicht nur an körperlichen Beschwerden liegt, sondern auch an psychischen Folgeerscheinungen wie Depressivität, Angst vor einem Rückfall oder Niedergeschlagenheit.
Hospiz- und Palliativ-versorgung verbessern
Auch die Hospiz- und Palliativversorgung braucht dringend Aufmerksamkeit, um Krebspatientinnen und -patienten in einem unheilbaren Stadium bestmöglich zu versorgen. Der Hospiz- und Palliativfonds trat rückwirkend zum 1. Jänner 2022 in Kraft, dennoch gestaltet sich die Umsetzung bislang schleppend. Die Österreichische Krebshilfe betont, dass eine umfassende Hospiz- und Palliativversorgung nicht nur ein medizinischer, sondern auch ein gesellschaftlicher Auftrag ist: „In der letzten Lebensphase braucht jeder Mensch nicht nur medizinische Hilfe, sondern vor allem auch menschliche Nähe, Trost und Würde“, betont Univ.-Prof. DDr. Eva K. Masel, Vorstandsmitglied der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG) und der Österreichischen Krebshilfe.
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