Lunge, Atemwege & Allergien

Bauernhof-Effekt

Schutz vor Allergien, Heuschnupfen, Asthma und Atemwegsinfektionen

Der Aufenthalt am Bauernhof bietet für Kinder nicht nur Abenteuer und Spiel, sondern auch gesundheitliche Vorteile. Forscher haben festgestellt, dass das Spielen in Tierställen, wo Kinder eine komplexe Mischung von Mikroorganismen einatmen, einen schützenden Effekt gegen Allergien, Asthma und Infektionen der unteren Atemwege haben kann. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für die Prävention von Asthma und Allergien.

Mikroorganismen als Schutzschild

Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen und in Tierställen spielen, kommen regelmäßig mit Bakterien, Pilzen und Pollen in Kontakt. Diese Mikroorganismen gelangen über die Atemwege in den Körper und scheinen das Immunsystem so zu beeinflussen, dass es weniger anfällig für allergische Reaktionen und Asthma wird. Besonders interessant ist, dass selbst Kinder mit einer genetischen Veranlagung für Asthma von diesem Effekt profitieren können.

Genetische Veranlagung und Umwelteinflüsse

Untersuchungen zeigen, dass eine bestimmte Genveränderung, die das Risiko für Asthma erhöht, gleichzeitig auch die Empfänglichkeit für schützende Umwelteinflüsse steigert. Kinder mit dieser Genveränderung, die bereits im ersten Lebensjahr regelmäßig in Tierställen sind, entwickeln seltener Symptome von Infekten der unteren Atemwege. Dies lässt darauf schließen, dass sie später auch weniger häufig an Asthma und Allergien leiden.

Die Pasture-Studie

Die Langzeitstudie „Pasture“ hat fast 1000 Mütter aus ländlichen Regionen begleitet und detaillierte Daten über die Entwicklung ihrer Kinder gesammelt. Diese Daten umfassen Informationen über Atemwegserkrankungen und die Häufigkeit des Aufenthalts in Tierställen. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die bereits als Säuglinge regelmäßig in Tierställen waren, ein um 80 Prozent reduziertes Risiko haben, Atemwegssymptome zu entwickeln.

Mechanismen des Schutzes

Forscher vermuten, dass die Mikroorganismen, die in den Tierställen eingeatmet werden, das Entzündungsgeschehen im Körper verändern. Diese Veränderung könnte erklären, warum Kinder, die häufig in Tierställen sind, Viruserkrankungen besser verarbeiten und weniger Symptome zeigen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für präventive Strategien gegen Asthma und Allergien.

Ausblick

Das Ziel der Forscher ist es, die genauen Mechanismen hinter dem Bauernhof-Effekt zu verstehen. Wenn es gelingt, die schützenden Faktoren zu identifizieren, könnten diese gezielt genutzt werden, um neue präventive Maßnahmen gegen Allergien und Asthma zu entwickeln. Da die genetische Veranlagung für Asthma weit verbreitet ist, könnten viele Menschen von diesen Erkenntnissen profitieren.

Fazit

Der Aufenthalt auf Bauernhöfen und der Kontakt mit den dort vorkommenden Mikroorganismen kann Kinder effektiv vor Allergien, Asthma und Atemwegsinfektionen schützen. Diese Erkenntnisse betonen die Bedeutung der Umwelt für die Gesundheit und bieten vielversprechende Ansätze für zukünftige präventive Strategien. Der Bauernhof-Effekt zeigt, wie wichtig es ist, Kinder frühzeitig und regelmäßig in natürliche Umgebungen zu bringen, um ihre Gesundheit langfristig zu stärken.


Literatur:

The early development of wheeze: Environmental determinants and genetic susceptibility at 17q21. In: American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine 2015, DOI: 10.1164/rccm.201507-1493OC
http://www.atsjournals.org/doi/abs/10.1164/rccm.201507-1493OC#.VkwzxOmFPcs


Fotos: (c) istock: pixdeluxe

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