Krebserkrankungen, Männergesundheit

Interview: Testen Sie Ihren PSA-Wert!

Wie oft sollten Männer zur Vorsorge gehen und was gilt es dabei zu beachten? Prim. Priv.-Doz. Dr. Anton Ponholzer, Facharzt für Urologie und Andrologie, und Martina Löwe, Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe, klären auf.

Ab welchem Alter sollten Männer regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in Betracht ziehen?

Martina Löwe, Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe

Löwe: Es gibt ein paar Krebsarten, die mittels Früherkennungsuntersuchung in einem frühen Stadium erkannt werden können. Für Männer sind vor allem der Darmkrebs (Koloskopie ab 45) und Prostatakrebs von Bedeutung. Zur Prostatakrebs-Früherkennung eignet sich der PSA-Test, der ab 45 regelmäßig durchgeführt werden sollte. Das ist vor allem wichtig, weil der frühe Prostatakrebs keine Beschwerden und Symptome verursacht. Aber gerade im frühen Stadium ist dieser Krebs besonders gut therapierbar.

 

Was passiert bei einer typischen Prostatauntersuchung?

Prim. Priv.-Doz. Dr. Anton Ponholzer, Facharzt für Urologie und Andrologie

Ponholzer: Bei der Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchung erhebt der Urologe, die Urologin zuerst den allgemeinen Gesundheitszustand und klärt allfällige Beschwerden (Schmerzen beim Harnlassen, nächtlicher Harndrang, Harnstrahlstärke etc.) ab. Danach wird Blut abgenommen und zur Bestimmung des PSA-Wertes ins Labor geschickt. PSA steht für Prostata spezifisches Antigen und ist ein Eiweiß, das von allen Prostatazellen gebildet wird. Krebszellen geben jedoch wesentlich mehr PSA ins Blut ab. Daher kann ein erhöhter Wert auf eine mögliche Krebserkrankung hinweisen. Allerdings kann der PSA-Wert auch durch Entzündungen oder andere Faktoren (wie beispielsweise Radfahren, Sex etc.) erhöht sein. Zur richtigen Einschätzung des Ergebnisses wird daher auch eine Ultraschall-Untersuchung der Nieren, Blase und der Prostata durchgeführt. Mit dieser Früherkennungsuntersuchung können daher auch andere urologische Erkrankungen wie eine gutartige Vergrößerung der Prostata (BPH) festgestellt werden.

 

Welche Fortschritte gibt es in der Diagnostik, die die Erkennung noch sicherer machen?

Löwe: Der PSA-Test ist nach wie vor die einzige Möglichkeit, das persönliche Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, zu reduzieren. In einer großen europäischen Studie war die Mortalität unter PSA-Einsatz um etwa 30 Prozent verbessert! Es gibt noch keine weiteren Tests, deren Einsatz empfohlen werden kann.

 

Gibt es besondere Maßnahmen oder Lebensstil­änderungen, die Männer zusätzlich zur regelmäßigen Vorsorge ergreifen können?

Ponholzer: Wir wissen heute, dass besonders ein Zusammenspiel von mehreren schädlichen Lebensstilfaktoren das Risiko, an Krebs zu erkranken, wesentlich verstärkt. Dazu zählen vor allem das Rauchen und falsche, ungesunde Ernährung sowie zu wenig Bewegung. Gerade beim Prostatakrebs spielt aber auch das Alter eine wichtige Rolle. Denn ab dem 45. Lebensjahr steigt die Erkrankungsrate stetig, ab dem 60. Lebensjahr steil an. Daher empfehlen wir auch, mit der Früherkennung ab 45 zu beginnen. Aber auch genetische Faktoren können das Risiko einer Prostatakrebs-Erkrankung beeinflussen: Ist ein Familienmitglied (Vater, Bruder) vor dem 65. Lebensjahr an Prostatakrebs erkrankt, ist das Risiko fast verdoppelt. Daher ist es wichtig, die Urologin, den Urologen über familiäre Krebserkrankungen zu informieren.


Die Krawatte lockern

Um Männer daran zu erinnern, sich abseits beruflicher Verpflichtungen und Termine Zeit für die Gesundheitsvorsorge zu nehmen, hat die Österreichische Krebshilfe im Jahr 2015 die Aktion „Loose Tie“ gestartet. Die locker gebundene Krawatte gilt dabei als cooles und wichtiges Statement: „Ich schau auf mich und geh zur Prostatavorsorge!“

 

Informationen: www.loosetie.at


fotoS: zvg, istockphoto/ FANDSrabutan

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