Ist der Arm gebrochen? Ist die Lunge gesund? Hat sich die Magenschleimhaut entzündet? Die moderne Medizin kennt viele Möglichkeiten, um ins Innere des Menschen zu schauen und so Krankheiten auf die Spur zu kommen. Doch wann kommen Röntgen, Ultraschall & Co zum Einsatz? MEDIZIN populär erklärt, was die fünf häufigsten Körperbilder zeigen.
Von Mag. Sabine Stehrer
Mit dem gebrochenen Arm zum Röntgen? Mit dem Verdacht auf Lungenentzündung auch? Und mit den Magenschmerzen zum Ultraschall – zur CT, MRT oder gar PET? Wann die Ärzte mit welchem bildgebenden Verfahren ins Innere des Körpers schauen, ist dem Laien oftmals ein Rätsel. Röntgen, Ultraschall, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) und Positronen-Emissions-Tomografie (PET) sind die fünf am häufigsten verwendeten Verfahren. „Sie alle sind für die Patienten weitgehend ungefährlich und entweder gar nicht oder kaum schmerzhaft“, beruhigt Univ. Prof. Dr. Siegfried Trattnig vorweg. Für MEDIZIN populär erklärt der medizinisch-wissenschaftliche Leiter des Exzellenzzentrums für Hochfeld-MR der Universitätsklinik für Radiodiagnostik am AKH in Wien, wie die Verfahren funktionieren, was sie zeigen – und was Patienten beachten und wissen sollten.
1. RÖNTGEN
Beim Röntgen, das nach seinem Erfinder Wilhelm Conrad Röntgen benannt ist, entsteht das Bild vom Körperinneren durch Röntgenstrahlen, die genau genommen elektromagnetische Wellen sind. Trattnig: „Treffen Röntgenstrahlen auf dem Körper auf, durchdringen sie alles leicht, was wenig Dichte hat, wie zum Beispiel Luft in der Lunge.“ Am Röntgenbild ergibt das dunkle Stellen. Durch dichteres Gewebe schaffen es die Strahlen schwerer, am Bild sehen Weichteile daher heller aus. Von sehr dichten Substanzen wird die Röntgenstrahlung fast vollständig abgeblockt. Deswegen erscheinen z. B. Knochen oder Zähne am Bild sehr hell.
„Mit einem Röntgen kann man sehr gut Schäden am Bewegungsapparat und Gebiss abbilden“, sagt Trattnig. Sehr gut eignet sich das Röntgen auch, um Gewebeveränderungen im Bereich des Brustkorbs sichtbar zu machen wie z. B. Knoten in der Brust. Diese zeichnen sich am Bild eher hell ab. Trattnig: „Ob es sich dabei um gutartige oder bösartige Knoten handelt, kann man mit dem Röntgen aber nicht sehen“, sagt Trattnig. Dafür müssen ein Ultraschallbild oder eine CT gemacht werden.
Häufig wird das Röntgen auch zur Diagnose von Entzündungen im Brustkorbbereich eingesetzt wie etwa von Lungenentzündungen, die zu Gewebeverdichtungen und daher hellen Bereichen am Bild führen.
„Beim Röntgen ist man zwar einer Strahlung ausgesetzt, aber die ist weitgehend ungefährlich“, sagt Trattnig. Nur Schwangere sollten möglichst nicht geröntgt werden, da die Strahlung das Risiko für Augenerkrankungen und spätere Lernschwierigkeiten beim Kind erhöht – als Alternative bietet sich die MRT an. Vor dem Röntgen müssen metallische Gegenstände wie Ohrringe oder Piercings entfernt werden, wenn sie den Bereich verdecken, der abgebildet werden soll. Außerdem muss der Körperteil, der geröntgt wird, von Kleidung befreit und eine Röntgenschürze zum Schutz der übrigen Körperteile übergezogen werden. Röntgenverfahren sind meistens schmerzfrei. Trattnig: „Sie dauern nur wenige Sekunden.“
2. ULTRASCHALL
„Beim Ultraschall entsteht das Bild, indem über einen Schallkopf Schallwellen in das Körperinnere geschickt werden, erklärt Trattnig. Treffen die Wellen auf Gewebe unterschiedlicher Dichte auf, erzeugt das ein Echo, das über den Schallkopf empfangen wird. Ist das Gewebe dicht, ist das Echo groß, und am Bild entsteht eine helle Stelle. Knochen und Zähne erscheinen also sehr hell, etwas weniger hell Bänder und Sehnen, dunkel die Körperflüssigkeiten.
„Am Ultraschall werden Veränderungen des Weichteilgewebes besonders deutlich und detailreich sichtbar“, sagt Trattnig. Bestehen Gewebeverdickungen oder Knoten, lässt sich aufgrund der unterschiedlichen Reflexion der Schallwellen abschätzen, ob die Knoten bzw. Verdickungen harmlos oder bösartig sind.
Trattnig: „Ultraschallwellen sind ungefährlich, das Verfahren ist also für jeden geeignet.“ Vorbereiten braucht man sich auf die Ultraschallaufnahme nur, indem man den abzubildenden Körperbereich frei macht. Dieser Bereich wird mit einem Gel bestrichen, um zu vermeiden, dass Luft zwischen den Schallkopf und die Haut kommt – Luft verschlechtert die Bildqualität. Anschließend wird der Schallkopf über die Haut bewegt, meist dauert das Prozedere nur wenige Minuten.
3. CT (COMPUTERTOMOGRAFIE)
„Bei der CT entsteht das Bild, indem Röntgenstrahlen auf jenen Körperbereich gerichtet werden, der abgebildet werden soll“, sagt Trattnig. Im Gegensatz zum herkömmlichen Röntgen wird der Bereich aber schichtweise geröntgt, dafür rotiert das Bestrahlungsgerät um den Körper. Trattnig: „Aus den unterschiedlichen Schwächungswerten der Röntgenstrahlen wird vom Computer das Bild errechnet.“ So werden selbst Details von dichtem und weniger dichtem Gewebe dreidimensional sichtbar.
Eingesetzt wird die CT demzufolge, um Knochen und Weichteile des Körpers zugleich genau zu untersuchen. „Dies aber nur dann, wenn der Verdacht auf eine Krankheit besteht“, sagt Trattnig. Denn bei einer CT ist die Strahlenbelastung deutlich höher als bei normalen Röntgenaufnahmen.
Auf die CT bereitet man sich wie auf das Röntgen vor, indem man Metallisches vom Körper entfernt und die entsprechenden Körperteile freimacht. CT-Bilder werden innerhalb nur weniger Minuten in einer Röhre gemacht.
4. MRT (MAGNETRESONANZTOMOGRAFIE)
„Die MRT funktioniert, indem der Körper elektromagnetischen Wechselfeldern im Radiofrequenzbereich ausgesetzt wird“, erläutert der Experte. Das Bild entsteht, weil durch die Magnetfelder Wasserstoff-Atome sichtbar werden, wobei der Gehalt an Wasserstoff-Atomen von Körperbereich zu Körperbereich unterschiedlich ist. Die MRT bildet dichtes Gewebe hell oder dunkel ab, Flüssigkeiten sehr hell oder sehr dunkel.
„Mit der MRT kann man nahezu alle krankhaften Veränderungen im Körper detailreich erkennen“, sagt Trattnig. So wie bei der CT und beim Ultraschall ist auch am MRT-Bild sichtbar, ob eine Gewebeveränderung gut- oder bösartig ist. Darüber hinaus sind sogar Nervenschäden sichtbar, auch Erkrankungen des Gehirns oder Rückenmarks können erkannt werden.
Trattnig: „Die MRT zeichnet aus, dass man dabei keiner Strahlenbelastung ausgesetzt ist.“ Vor der MRT müssen metallische Gegenstände vom Körper entfernt werden, weil diese durch die Magnetfelder in der Röhre angezogen werden könnten. Ebenfalls vor der MRT müssen Patienten mit Gelenks- und Kieferknochenimplantaten sowie mit Herzschrittmachern klären, ob ihr Gerät bzw. Implantat MRT-tauglich ist und sie selber für das Verfahren geeignet sind. Auch für die MRT macht man die abzubildenden Körperteile frei. Eventuell muss man ein Kontrastmittel schlucken oder sich injizieren lassen. Schließlich muss man noch damit rechnen, 15 bis 40 Minuten in einer Röhre zu liegen, wo die Schaltungen der Wechselfelder laut zu hören sind. Lärmempfindliche können sich schützende Kopfhörer geben lassen.
5. PET (POSITRONEN-EMISSIONS-TOMOGRAFIE)
„PET funktioniert, indem die bildgebenden Signale von radioaktiv wirkenden Substanzen erzeugt werden, die dem Patienten injiziert werden“, sagt Trattnig. Krankhaftes Gewebe reichert sich verstärkt mit den Substanzen an. So entsteht ein dreidimensionales Körperbild, das sehr detailreich ist – so detailreich, dass sogar Stoffwechselvorgänge erkennbar werden.
Bei der PET, die in der Regel in Kombination mit der CT durchgeführt wird, besteht wegen der radioaktiven Substanzen, die verwendet werden, ebenfalls eine Strahlenbelastung. Deswegen wird das Verfahren hauptsächlich nur eingesetzt, wenn es unbedingt notwendig ist. Trattnig: „Zum Beispiel, um bei Herz- und Krebspatienten oder bei Patienten mit neurologischen Erkrankungen Fragen zum Stoffwechsel zu klären.“
Als Vorbereitung auf die PET werden dem Patienten radioaktiv wirkende Substanzen injiziert. Danach heißt es: freimachen und sich für wenige Minuten in die Röhre zu legen, bis die PET fertig ist.