So und in noch mehr Gewändern kann sich Schuppenflechte bzw. Psoriasis zeigen. Heilbar ist die Krankheit nicht, doch eine entsprechende Therapie ermöglicht den Betroffenen ein beschwerdearmes bis hin zu einem phasenweise beschwerdefreien Leben.
von Mag. Sabine Stehrer
Um das 20. oder ab dem 55. Lebensjahr tritt die Schuppenflechte bzw. Psoriasis am häufigsten auf – und insgesamt leiden zwei Prozent der Österreicherinnen und Österreicher daran. Das einmal mehr und einmal weniger, da die Krankheit in Schüben auftritt, die immer wiederkehren. Psoriasis wird zwar als Hautkrankheit betrachtet, doch das Leiden beschränkt sich bei vielen Betroffenen nicht auf die Haut. „Psoriasis wird heute als eine Systemerkrankung aufgefasst, die nicht nur die Haut, sondern den gesamten Körper betrifft“, sagt Univ. Prof. Dr. Adrian Tanew, Leiter der Psoriasis-Ambulanz an der Abteilung für Allgemeine Dermatologie am Wiener AKH.
Wer an Psoriasis erkrankt, bekommt also nicht nur entzündlich verdickte und schuppende Stellen auf der Haut und Kopfhaut sowie Nagelveränderungen, die Krankheit kann auch mit anderen Beschwerden einhergehen. Am häufigsten leiden Psoriatiker an schmerzhaften Entzündungen der Gelenke, die zu Gelenkszerstörungen führen können, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Psoriasis kann aber auch mit einer chronischen Entzündung der Regenbogenhaut in den Augen, der sogenannten Uveitis, oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa einhergehen.
Nicht immer einfach zu diagnostizieren
Da sich die Krankheit in so vielen verschiedenen Gewändern zeigt, und das noch dazu in unterschiedlicher Reihenfolge, ist sie nicht immer einfach zu diagnostizieren. Tanew: „Wenn jemand zum Beispiel Gelenksentzündungen oder eine Augenentzündung hat und Psoriasis dahintersteckt, können oft Monate oder sogar Jahre vergehen, bis sich auch Hautveränderungen zeigen.“ Ist es einmal zur Bildung von Flecken und Schuppen gekommen, kann der Hautarzt aufgrund des charakteristischen Bildes und gegebenenfalls durch die Analyse einer Hautprobe dann aber rasch die richtige Diagnose stellen.
Bündel an Maßnahmen
„Die Therapie der Psoriasis richtet sich nach Ausdehnung, Intensität und Lokalisation der Hautveränderungen sowie nach etwaigen Begleiterkrankungen wie Augen- bzw. Gelenksentzündungen“, sagt Tanew. „Zudem spielen das Alter und der Allgemeinzustand der Patienten bei der Wahl der geeigneten Behandlung eine Rolle.“ Anfangs stehen allerdings meistens das Eincremen mit bestimmten entzündungshemmenden Salben, Bestrahlungen oder die Einnahme von traditionellen Psoriasismedikamenten auf dem Programm: ein Bündel an Maßnahmen, das die vielen Symptome der Psoriasis bei der großen Mehrheit der Patienten entweder für eine Zeitlang zum Verschwinden bringen oder stark lindern kann.
Neue Hilfe durch Biologika
Tanew: „Falls die Wirkung unzureichend oder nur von kurzer Dauer ist oder die Medikamente nicht vertragen oder wegen anderer Erkrankungen nicht genommen werden dürfen, werden neuere Mittel gegeben, sogenannte Biologika.“ Das sind Lösungen, die in die Haut injiziert oder über Infusionen in den Körper eingeschleust werden. Je nach Biologika-Sorte muss das zweimal pro Woche bis hin zu einmal alle zwölf Wochen erfolgen. „Die Biologika hemmen die Entzündungsprozesse, die zur Psoriasis in allen ihren Erscheinungsformen führen, und bewirken bei 50 bis 70 Prozent der Patienten eine völlige Beschwerdefreiheit über Jahre“, sagt Tanew. Nach einiger Zeit kann die Wirkung aber wieder nachlassen, wodurch es erneut zu einem Psoriasis-Schub kommt. Tanew: „Dann ist den meisten Patienten aber geholfen, wenn sie auf ein anderes Biologikum umsteigen, denn damit ist wieder für eine längere Zeit eine Beschwerdefreiheit zu erzielen.“
Was bringt die Zukunft? „Hoffentlich noch wirksamere und sicherere Präparate, die in noch größeren Intervallen verabreicht werden können“, sagt Tanew. „Heilbar wird die Krankheit allerdings nicht so bald sein.“
Infotipp:
Informationen über die Schuppenflechte bzw. Psoriasis und die Kontaktdaten der Selbsthilfegruppe „Psoriatiker-Verein Austria“ (PSO-Austria) finden sich im Internet auf www.pso-austria.org