Nun ist es wieder so weit: Wenn nasskaltes Wetter und trockene Heizungsluft unserem Immunsystem zusetzen, haben Erkältungs- und Grippeviren leichtes Spiel. Lesen Sie, wie man sich vor grippalen Infekten und einer Grippeerkrankung schützen kann und was, wenn Sie wieder erkältet sind, Körper und Seele hilft.
Von Mag. Helga Schimmer
Schnupfen, Husten, Heiserkeit – sobald die Temperaturen sinken, steigt das Risiko, sich einen Infekt einzuhandeln. Warum die Anzahl der Erkältungen gerade im Winter stark ansteigt, ist trotz langer Forschung noch nicht restlos geklärt. „Ein Erklärungsansatz ist, dass sich bei Kälte die Blutgefäße zusammenziehen, durch die verminderte Durchblutung weniger Abwehrzellen zu den Schleimhäuten transportiert werden und so der Schutz vor viralen Eindringlingen abnimmt“, weiß Dr. Gernot Schulz von der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten an den Salzburger Landeskliniken. Einer anderen Theorie zufolge steigt die Infektgefahr in der kalten Jahreszeit, weil sich nun alle vermehrt in geschlossenen Räumen aufhalten, was das Ansteckungsrisiko erhöht. Heizungsluft, die die Schleimhäute austrocknet, und das Frieren, das Stresshormone freisetzt, erhöhen die Anfälligkeit zusätzlich.
Warm anziehen, Abwehr stärken
„Obwohl Viren die Infekte verursachen und die Kälte nur indirekt wirkt, ist der Rat, sich warm anzuziehen, um nicht krank zu werden, also durchaus berechtigt“, sagt Schulz. Warme Kleidung gewährleistet, dass die Durchblutung und damit auch die Immunabwehr gut funktionieren. „Tragen Sie im Freien Mütze, Schal und Handschuhe und in Innenräumen Hausschuhe, denn der im Winter schnell auskühlende Boden führt rasch zu kalten Füßen, die das Immunsystem ebenfalls negativ beeinflussen“, empfiehlt Schulz. Weiters rät der Facharzt, rechtzeitig vor der Erkältungs- und Grippesaison durch sanftes Ausdauertraining in frischer Luft, Wechselduschen, regelmäßige Saunabesuche und vitaminreiche Ernährung die körpereigene Abwehr auf Trab zu bringen.
Häufig Händewaschen
Um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, hilft es, in der Erkältungszeit geschlossene Räume mit vielen Menschen und Menschenansammlungen zu meiden, was allerdings für viele nur schwer durchführbar ist. Schulz: „Da die Ansteckung mit Erkältungs- und Grippeviren durch Tröpfcheninfektion erfolgt, also die ausgehusteten oder ausgenießten Erreger eingeatmet werden oder auch über die Hände ins Gesicht gelangen, sind Hygienemaßnahmen sinnvoll.“ Dazu zählen etwa häufiges, regelmäßiges Händewaschen, der Verzicht aufs Händeschütteln oder Wangenküssen und das Niesen bzw. Husten in die Ellenbeuge anstatt in die Hand. „Halten Sie Ihre Hände außerdem möglichst vom Gesicht fern, da Augen- und Nasenöffnungen häufig Eintrittspforten für die Viren sind, und lüften Sie außerdem regelmäßig“, ergänzt Schulz.
Vor Grippe schützt Impfung
Die beste Möglichkeit, sich vor einer Influenza-Infektion zu schützen, ist die Grippeimpfung im Herbst. Sie bietet in der Regel einen 70- bis 90-prozentigen Schutz vor Grippe, auch Influenza genannt, oder zumindest vor möglichen Komplikationen. „Besonders wichtig ist die Impfung für Kinder ab dem siebenten Lebensmonat, Schwangere, chronisch Kranke, Pflege- und Betreuungspersonal sowie ältere Menschen, denn diese haben bei einer Grippeepidemie die stärksten Auswirkungen zu befürchten“, warnt Schulz. Da Grippeviren immer wieder mutieren und ihre Eigenschaften auch durch Genaustausch verändern können, muss die Schutzimpfung jährlich durchgeführt werden, um bestmöglich zu wirken.
Bei Influenza Medikamente nehmen
Was, wenn Sie sich trotz aller Schutzmaßnahmen wieder angesteckt haben? Bei der „echten“ Grippe, der Influenza, handelt es sich um eine schwerwiegende Krankheit. Abgesehen von den stark ausgeprägten Symptomen können in das geschädigte Schleimhautgewebe leicht Bakterien eindringen und eine Sekundärinfektion wie eine Lungenentzündung hervorrufen. „Daher erfordert eine starke Influenza auch die Einnahme von Antibiotika, obwohl die Primärerkrankung durch Viren ausgelöst wurde“, erläutert Schulz. Zwar gibt es auch Medikamente, die die Vermehrung der Viren in den Wirtszellen behindern, aber Wunder darf man sich davon nicht erwarten. Schulz: „Diese Mittel helfen nur gegen bestimmte Erregertypen und das auch nur bei sehr frühzeitiger Einnahme.“
Bei Infekt Symptome lindern
Während die Behandlung der Influenza in die Hände eines Mediziners gehört, ist ein Arztbesuch bei einem grippalen Infekt in der Regel nicht notwendig. „Da das Immunsystem nach einer gewissen Zeit meist auch ohne Hilfe mit den Eindringlingen fertig wird, können Sie sich bei Erkältungen mit Arzneien behelfen, die die Symptome lindern, zum Beispiel mit schleimhautabschwellenden Nasentropfen oder schmerzstillenden Lutschtabletten“, sagt Schulz. Fiebersenkende Medikamente sollten nur bei hohem Fieber eingenommen werden, da sie den Krankheitsverlauf verlängern und verkomplizieren können. Viel sinnvoller ist es dagegen, sich zu schonen und den Infekt in Ruhe daheim auszukurieren. Schulz: „So unterstützen Sie nicht nur Ihre eigene Heilung, sondern reduzieren auch das Ansteckungsrisiko für andere.“
Mit Psyche Selbstheilungskräfte aktivieren
Emotionale Belastungen wie familiäre oder berufliche Probleme können die Immunabwehr schwächen und anfällig für Infekte machen. Steht man beispielsweise unter akutem Stress, regen das vegetative Nervensystem und der im Zwischenhirn gelegene Hypothalamus die Nebennieren an, Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol auszuschütten. Im Blut wirken diese Hormone in unterschiedlicher Weise auf die Abwehrzellen ein: Entzündungsfördernde Stoffe werden gebildet, die Anzahl der Killerzellen wird vermindert und das Zusammenspiel verschiedener Arten von T-Helferzellen beeinträchtigt. Ist es zu einer Infektion gekommen, hat man sich die Grippe eingefangen oder ist wieder erkältet, bietet das Kranksein zumindest die Chance, über belastende Faktoren nachzudenken, sich zum Beispiel folgende Fragen zu stellen: Wovon habe ich die Nase voll? Was kann oder will ich nicht mehr schlucken? Wo halte ich meine Gefühle zurück? Was ist zu viel, was tut mir nicht gut? Wobei bin ich nicht authentisch, handle nicht als ich selbst? Was sollte ich besser beenden und wo einen Neuanfang wagen? Gelingt es, die eine oder andere seelische Schieflage geradezurücken, tut dies der Psyche gut, was körpereigene Selbstheilungskräfte aktiviert.
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Das bringt Erleichterung
Das Durchleiden von Erkältungskrankheiten wird leichter, wenn Sie …
- Kochsalzlösung oder Salbei- bzw. Thymiantee inhalieren,
- pflegende, befeuchtende Salzwasser-Nasensprays anwenden,
- mit hochgelagertem Kopf schlafen, um den Druck bei verstopfter Nase zu vermindern,
- viel körperwarmen Kräutertee trinken, der den Schleim besser löst und den entzündeten Hals spült,
- sich warme Wannenbäder mit Mischungen aus ätherischem Eukalyptus-, Pfefferminz- oder Teebaumöl gönnen,
- sich Bettruhe und Schonung erlauben.
Grippaler Infekt oder Grippe?
Die Begriffe „Grippe“, „grippaler Infekt“ und „Erkältung“ bzw. „Verkühlung“ werden häufig synonym verwendet – fälschlicherweise. Identisch sind nur die letzten drei Krankheitsbezeichnungen: gewöhnlich harmlos verlaufende Virusinfektionen, die sich deutlich von der schwereren, bisweilen mit Komplikationen verbundenen Grippe, der Influenza, abgrenzen. So erkennen Sie die Unterschiede:
Krankheitsbeginn. Während sich bei einem grippalen Infekt der Gesundheitszustand mit Frösteln, anschwellender Nasenschleimhaut und anderen Erkältungsanzeichen wie Hals- und Kopfschmerzen allmählich verschlechtert, setzt eine Grippe plötzlich mit Schüttelfrost und starken Beschwerden ein.
Fieber. Einer nur geringen oder ausbleibenden Erhöhung der Körpertemperatur bei einem harmlosen Infekt steht das hohe Fieber von 38 bis 41°C bei der echten Grippe gegenüber.
Symptome. Generell ähneln die Beschwerden einer Grippe jenen eines grippalen Infektes, sind jedoch deutlich heftiger: bohrende Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen im ganzen Körper, Abgeschlagenheit, die sich zu einem starken Schwächegefühl steigert. Typisch für die Influenza sind überdies Appetitlosigkeit und ein oft schmerzhafter, trockener Reizhusten.
Krankheitsdauer. Die Symptome einer harmlosen Erkältung können bis zu zehn, auch vierzehn Tage andauern. Eine Grippe kann zwei Wochen oder länger andauern, mehrere Wochen vollständige Genesungszeit in Anspruch nehmen und in schweren Fällen auch einen Krankenhausaufenthalt notwendig machen.
Erreger. Die Grippe wird immer von Influenza-Viren des Typs A oder B hervorgerufen, wohingegen ein grippaler Infekt von über 200 unterschiedlichen viralen Erregern (z.B. Rhino- oder Adenoviren) ausgelöst werden kann.
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Tipps für Schwangere und Kinder
Schwangere
In der Schwangerschaft ist das Immunsystem schwächer als sonst, weswegen sich Schwangere auch relativ häufig Erkältungskrankheiten einfangen. Diese und all ihre Symptome vom Halsweh über das Niesen und den Schnupfen bis hin zum Husten, selbst das Fieber stellen keine Gefahr für das Ungeborene dar. Die Schwangere sollte jedoch Medikamente oder andere Mittel gegen die Krankheitssymptome nur einnehmen, wenn ihr Arzt nichts dagegen hat. Der Grund: Alles, was die Mutter schluckt, nimmt das Baby automatisch auch auf, und manches könnte seine Entwicklung negativ beeinflussen. Für eine Schwangere ist es am besten, gar nicht erst krank zu werden. Deswegen sollte sie Risikosituationen meiden. Dazu gehört: Niemanden besuchen, der einen Schnupfen oder Husten hat, niemandem die Hand geben, der erkältet ist, in Grippe- und Erkältungszeiten außerdem lieber auf den Besuch von Veranstaltungen mit großem Publikum verzichten.
Kinder
Je jünger der Mensch, desto anfälliger ist das Immunsystem für grippale Infekte oder die Grippe. Der Körper muss erst lernen, mit den Attacken durch Viren und Bakterien entsprechend umzugehen. Mit jeder Erkrankung werden allerdings neue Antikörper aufgebaut, die spätere Erkrankungen entweder unmöglich machen oder abschwächen. So ist es durchaus sinnvoll, wenn Säuglinge oder Kleinkinder Halsweh, Schnupfen, Husten & Co durchleiden. Bessern sich die Krankheitserscheinungen allerdings auch nach Tagen nicht, sinkt das Fieber nicht, oder steigt es über 39 Grad, treten zudem Krampfanfälle, Lethargie, Lichtempfindlichkeit oder Atemnot auf, dann sollte man den Arzt aufsuchen. So oder so notwendig: Das Kind bei den ersten Krankheitserscheinungen aus dem Kindergarten oder der Schule nehmen und zuhause gesund werden lassen.
Stand 10/2017