Kinderkrankheiten, Mund & Zähne

Kinderzähne

Wie reinigt man Kinderzähne richtig? Welche Bürste, welche Pasta verwendet man am besten? Wann sollen Kinderzähne das erste Mal vom Zahnarzt begutachtet werden? Fragen wie diese beantwortet Univ. Ass. DDr. Oliver Jandrasits von der Universitätszahnklinik in Wien für MEDIZIN POPULÄR.

Von Mag. Sabine Stehrer

MEDIZIN POPULÄR: Wann ist der richtige Zeitpunkt, um mit der Pflege von Kinderzähnen zu beginnen?

Oliver Jandrasits: Mit der Pflege von Kinderzähnen sollte man eigentlich gleich einmal nach der Geburt eines Babys beginnen. Und zwar, indem man nach den Mahlzeiten das Zahnfleisch auf den Zahnreihen und die Zunge reinigt. Am besten mit einem Tuch, das mit lauwarmem Wasser getränkt ist. Sobald der erste Milchzahn durchbricht, ist dann zusätzlich die Reinigung dieses Zahns nötig, und nach und nach natürlich der übrigen, durchbrechenden Zähne, mit einer Kinderzahnbürste und Kinderzahnpasta.

Hat Kinderzahnpasta außer dem kindgerechten Geschmack noch einen Vorteil?

Ja, zum einen ist Kinderzahnpasta, die für das erste bis fünfte Lebensjahr gedacht ist, abrasiver als eine Zahnpasta für Erwachsene, enthält also mehr Schleifmittel. Dadurch eignet sie sich besser für die Reinigung der Milchzähne. Zum anderen steckt in dieser Kinderzahnpasta weniger Fluor. Das ist gut, da die Kinder die Pasta beim Putzen ja meist verschlucken. Und immer Fluor zu verschlucken, ist nicht so gesund, das kann den Verdauungstrakt belasten. Ab dem sechsten  Lebensjahr kann man auf Zahnpasta umsteigen, die mehr Fluor enthält, das vor Karies schützt. Und die weniger abrasiv ist, wie Erwachsenenzahnpasta, die ab dem elften, zwölften Lebensjahr, wenn die zweiten, bleibenden Zähne da sind, verwendet werden kann.

Welche Zahnputztechnik empfiehlt sich?

In den ersten Jahren und mindestens bis zum Schulalter sollten die Eltern die Zähne ihres Kindes mit einer Handzahnbürste putzen, die von den Herstellern der Bürsten für das jeweilige Alter gedacht sind. Die Bürste sollte in einem Winkel von 45 Grad an den Zahn angelegt werden und dann sollten die Zähne mit sanft schrubbenden Bewegungen von Rot nach Weiß geputzt werden. Sobald die feinmotorischen Fähigkeiten des Kindes so weit entwickelt sind, dass es selber putzen kann, was etwa ab dem sechsten Lebensjahr der Fall sein wird, ist es ratsam, dem Kind für das Zähneputzen eine elektrische Kinderzahnbürste zu beschaffen. Diese Zahnbürsten sind schön bunt, und auch weil sie vibrieren, mögen die Kinder die Bürsten und das Putzen gern, was ja wichtig ist. Wiederum ab dem elften, zwölften Lebensjahr kann man auf elektrische Zahnbürsten oder Handzahnbürsten für Erwachsene umsteigen.

Wie oft und wie lang sollte man Kinderzähne putzen?

Zweimal täglich drei bis vier Minuten lang. Idealerweise morgens etwa fünf bis zehn Minuten nach dem Frühstück, da die Zähne dann Zeit gehabt haben, sich von der Belastung durch das Essen zu erholen, und abends vor dem Schlafengehen.

Ist die Verwendung von Zahnseide und Mundspüllösungen nötig?

Mundspüllösungen sind nur dann nötig, wenn das Risiko für Karies besonders groß ist, ein Kind also beispielsweise schwierig ist und daher das Putzen öfters verweigert. Das Putzen der Zahnzwischenräume mit Zahnseide ist nötig, wenn ein Kind eng beieinander stehende Milchzähne hat. Etwa bis zum zehnten Lebensjahr sollten dies aber die Eltern tun, da sich die Kinder bei der Verwendung von Zahnseide leicht das Zahnfleisch verletzen. Einmal täglich genügt in diesem Fall, wobei egal ist, ob die Zahnseide in der Früh oder am Abend zum Einsatz kommt.

Wann sollten Kinderzähne zum ersten Mal vom Zahnarzt begutachtet werden?

Spätestens, wenn der erste Zahn durchbricht. Bei der Begutachtung sitzt das Kind am besten auf dem Schoß der Mutter oder des Vaters, und der Mund soll wirklich nur angeschaut werden. Solche Kontrollen sollten einmal im Jahr erfolgen, werden dabei Schäden festgestellt, entsprechend öfter.

Sollen Kinder zur professionellen Mundhygiene?

Wenn die Putzleistung schlecht ist, ist es durchaus sinnvoll, einmal eine professionelle Mundhygiene mit anschließender Zahnputzeinschulung machen zu lassen.

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Was Kinderzähnen sonst noch hilft

  • Eltern sollten niemals den Löffel, den Schnuller oder Schnullerverschluss von Trinkflaschen abschlecken und dann dem Kind in den Mund stecken. So wird die Übertragung von Karies-Bakterien vermieden, die den Kinderzähnen schaden können.
  • Eltern sollten ihrem Kind Süßigkeiten nur in Maßen und zu bestimmten Zeiten geben. Nascht ein Kind den ganzen Tag hindurch immer wieder, können sich die Zähne nicht erholen. Dadurch kann es trotz richtigem Putzen zu Karies und Erosionen kommen.

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Wann sind die Zähne erwachsen?

Anders als wohl viele vermuten, ist das Gebiss noch nicht erwachsen, sobald die zweiten Zähne – mit oder ohne Weisheitszähne – durchgebrochen sind. „Ein Erwachsenengebiss besteht, sobald das Wachstum der Kieferknochen abgeschlossen ist“, erklärt Univ. Ass. DDr. Oliver Jandrasits. Meist ist dies im Alter von 18 bis 22 Jahren der Fall. Solang die Kieferknochen noch wachsen, ist es übrigens nicht ratsam, ein Zahnimplantat zu setzen, denn dieses würde seine Position verändern und dem Gebiss schaden.

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Foto: iStock, Alina Kulbasnaia

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