MEDIZIN POPULÄR-Leser Hannes K. fragt: Ich fühle mich morgens oft unausgeschlafen und wie gerädert. Meine Internistin hat mich an ein Schlaflabor überwiesen, wo eine zentrale Schlafapnoe diagnostiziert wurde. Was genau ist das und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für mich?

Bei einer zentralen Schafapnoe handelt es sich um nächtliche Atempausen mit einer Dauer von über zehn Sekunden. Im Gegensatz zur obstruktiven Schlafapnoe kommt es bei der zentralen Schlafapnoe nicht zu einem Kollaps der oberen Atemwege, sondern zu einem fehlenden Antrieb der Atemmuskulatur. Die zentrale Schafapnoe wird entweder durch eine Störung im Bereich des Atemzentrums im Gehirn oder durch eine Änderung der Empfindlichkeit der sogenannten „Chemorezeptoren“ im Bereich der Blutgefäße im Halsbereich ausgelöst. Je nach Anzahl der Atempausen in der Nacht unterscheidet man eine leichte (über fünf Atempausen pro Stunde), eine mittelschwere (über 15 Atempausen pro Stunde) und eine schwere Schlafapnoe (über 30 Atempausen pro Stunde). In sehr schweren Fällen können über 1000 Atempausen pro Nacht aufgezeichnet werden.
Wer ist betroffen?
Von einer zentralen Schlafapnoe sind hauptsächlich Personen mit einer Schwäche des Herzmuskels (Herzinsuffizienz) betroffen. Neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Demenz oder der Zustand nach Schlaganfall zählen ebenfalls zu den Risikofaktoren. Zentrale Atempausen können außerdem durch bestimmte Schmerzmedikamente, vorwiegend Opiate, ausgelöst werden.
Welche Symptome sind typisch?
Die Symptome einer zentralen Schlafapnoe sind ähnlich wie die einer obstruktiven Schlafapnoe und äußern sich in morgendlicher Unausgeschlafenheit, vermehrter Tagesmüdigkeit mit Leistungsknick und Konzentrationsproblemen sowie der Neigung zum Einnicken tagsüber.
Wie bekomme ich eine Diagnose?
Die Verdachtsdiagnose einer zentralen Schlafapnoe wird in erster Linie mit einer sogenannten „Schlafapnoe-Screening-Untersuchung“ gestellt, welche durch niedergelassene Fachärztinnen und -ärzte aus den Fachgebieten Lungenheilkunde, Interne, HNO und Neurologie angeboten wird. Die Untersuchung selbst kann mit speziellen Geräten zuhause durchgeführt werden. Eine endgültige Diagnose wird dann im Schlaflabor gestellt. Dort werden auch die weiteren Therapiemöglichkeiten besprochen.
Wie wird die zentrale Schlafapnoe behandelt?
Eine effiziente Behandlung bietet die nächtliche BIPAP-Therapie mit Servoventilation. BIPAP steht für „biphasischer positiver
Atemwegsdruck“. Das BIPAP-Beatmungsgerät unterstützt die Spontanatmung mit sanftem Wechseldruck, wobei der erforderliche Therapiedruck über eine Nasen- oder Mundmaske appliziert wird. Die Behandlung muss jede Nacht durchgeführt werden. Vor Beginn der Therapie ist eine Untersuchung der Herzmuskelfunktion mittels Echokardiografie zwingend erforderlich. Als Alternative zur BIPAP-Therapie kann eine nächtliche CPAP-Therapie, wie sie bei der obstruktiven Schlafapnoe angewendet wird, erfolgen. Bei dieser Beatmungsform wird die Spontanatmung nicht mit Wechseldruck,
sondern mit einem dauerhaften Überdruck kombiniert. Sauerstoff kann außerdem durch einen Sauerstoffkonzentrator verabreicht werden. Relativ neu und aktuell noch speziellen Zentren vorbehalten, ist eine Methode zur elektrischen Zwerchfellstimulation, bei der ein Schrittmacher implantiert wird. Unabhängig von der Behandlungsmethode sind jährliche Therapiekontrollen durch Fachärztinnen und -ärzte empfohlen.
Kann ich einer zentralen Schlafapnoe vorbeugen?
Die aktive Vorbeugung einer zentralen Schlafapnoe ist schwierig. Empfohlen sind all jene Lebensstilmaßnahmen, welche die Herzgesundheit unterstützen. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, bewegen Sie sich regelmäßig, schränken Sie den Alkoholkonsum ein und verzichten Sie aufs Rauchen. Um der Entwicklung einer Herzerkrankung vorzubeugen, ist es außerdem wichtig, Blutdruck und Cholesterinspiegel im Blick zu haben und bei Bedarf zu regulieren.
Fotos: istock iryna shek