Blasenschwäche, auch als Harninkontinenz bekannt, ist weit verbreitet und betrifft viele Frauen, insbesondere während oder nach der Schwangerschaft sowie im höheren Alter.
Eine aktive Behandlung ist weitaus effektiver als Untätigkeit. Zu den vielversprechendsten Maßnahmen gehören Blasentraining, Beckenbodengymnastik und Entspannungsübungen. Diese Methoden haben sich als wirksam erwiesen und bieten eine sinnvolle Alternative zu medikamentösen Behandlungen.
Blasenschwäche: Ein häufiges Problem
Blasenschwäche ist kein Einzelschicksal, sondern kann als Volkskrankheit betrachtet werden. Viele Frauen leiden unter unfreiwilligem Harnverlust, einem oft tabuisierten Thema. Das Schamgefühl hält viele Betroffene davon ab, Hilfe zu suchen, obwohl es zahlreiche effektive Behandlungsmöglichkeiten gibt.
Verhaltenstherapie: Eine wirksame Option
Die Verhaltenstherapie hat sich als besonders effektiv bei der Behandlung von Blasenschwäche erwiesen. In den meisten Studien zeigte sich, dass eine Therapie immer bessere Ergebnisse liefert als gar keine Behandlung. Insbesondere bei Blasenschwäche führen verhaltenstherapeutische Maßnahmen zu einer signifikanten Linderung der Symptome und können diese sogar vollständig zum Abklingen bringen. Die Verhaltenstherapie ist dabei oft überlegen gegenüber medikamentösen Behandlungen und kann sowohl allein als auch in Kombination mit Medikamenten angewendet werden.
Maßnahmen der Verhaltenstherapie
Hinter dem Begriff Verhaltenstherapie verbergen sich verschiedene Maßnahmen, die den Beckenboden stärken, entspannend wirken oder das Gefühl für den Harndrang verbessern sollen. Je nach Form der Blasenschwäche können folgende Methoden zum Einsatz kommen:
- Beckenbodengymnastik: Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur.
- Blasen- und Toilettentraining: Techniken zur Verbesserung der Blasenkontrolle und zur Regelmäßigkeit beim Toilettengang.
- Yoga und Achtsamkeitstraining: Methoden zur Entspannung und zur Förderung des Körperbewusstseins.
- Gewichtsreduktion und Bewegung: Insbesondere bei Frauen mit Übergewicht kann eine Gewichtsabnahme und mehr Bewegung im Alltag helfen, die Blasenschwäche zu lindern.
Kombination von Verhaltenstherapie und Medikamenten
Für Patientinnen mit einer überaktiven Blase oder einer Mischform der Blasenschwäche ist oft eine Kombination aus Verhaltensänderungen und blasenentspannenden Medikamenten am wirksamsten. Die Kombinationstherapie bietet eine umfassendere Herangehensweise und kann die besten Ergebnisse liefern.
Fazit
Blasenschwäche bei Frauen ist ein weit verbreitetes Problem, das sich jedoch erfolgreich behandeln lässt. Verhaltenstherapeutische Maßnahmen wie Blasentraining, Beckenbodengymnastik und Entspannungsübungen sind effektive Methoden, die oft bessere Ergebnisse liefern als medikamentöse Behandlungen. Frauen sollten ermutigt werden, aktiv nach Lösungen zu suchen und sich nicht von Schamgefühlen abhalten zu lassen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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