Verdauung, Magen & Darm

Essen fürs Klima

Was wir essen, beeinflusst nicht nur unsere Gesundheit, sondern wirkt sich auch auf das Weltklima und den Zustand unseres Planeten aus. Wie klimafreundliche Ernährung geht.

Von Mag.a Sabine Stehrer

Bis zum Ende dieses Jahrhunderts soll es gelingen, dass es auf der Erde 2100 nur um 1,5 bis zwei Grad wärmer ist als in der vorindustriellen Zeit des 19. Jahrhunderts. Um das zu schaffen und die Menschheit vor noch größeren ökologischen, ökonomischen, sozialen und gesundheitlichen Folgen negativer Art bedingt durch zu große Wärme zu bewahren, muss aber noch viel geschehen.

Umweltbewusst essen

Gut nur, dass wir alle etwas zum Erreichen der Klimaziele beitragen können. Und das nicht nur, indem wir etwa Verkehrsmittel nützen, die umweltfreundlich sind, oder im Haushalt und am Arbeitsplatz Energie sparen. Unser CO2-Fußabdruck verbessert sich auch, wenn wir klimafreundlich essen.

Wie das geht, weiß die Wiener Ernährungswissenschaftlerin Mag.a Gabriele Homolka von der Umweltberatung und hat dafür sieben Tipps parat.

Weniger Fleisch essen

Ob Gulasch, Schnitzel oder Schweinsbraten: Fleisch isst der durchschnittliche Österreicher gern, und er isst auch viel davon. Statistiken zufolge fast 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr, also viel zu viel. Denn im Sinn der Gesundheit sollte höchstens ein Viertel dieser Menge konsumiert werden. „Maximal 15 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr sind empfehlenswert“, sagt Homolka. Auf eine Woche umgerechnet sind das rund 300 Gramm. Wird nur diese Menge an Fleisch gegessen, reduziert sich das Risiko für Übergewicht und seine Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck oder Gelenksverschleiß. Beschränkung beim Fleischkonsum und dafür mehr pflanzliches Protein in Form von Hülsenfrüchten und Nüssen auf dem Teller: Das dient aber nicht nur der Gesundheit, sondern auch dem Weltklima und unserem Planeten. Denn durch diese Maßnahme verringern sich viele Faktoren, die den Treibhausgasausstoß erhöhen und die Erderwärmung antreiben. 

Essen energiesparend zubereiten

Der Topf passt nicht ganz auf die Herdplatte, und der Deckel findet sich nicht: Das ist schlecht, wenn Essen energiesparend zubereitet werden soll. Dem Haushaltsbudget und zugleich dem Klima dienen andere Maßnahmen, erklärt Homolka. „Beim Kochen spart man einiges an Energie ein, wenn der Topf genau auf die Herdplatte passt und mit aufgesetztem Deckel gekocht wird.“ Außerdem ratsam ist, die Platte etwas vor dem Ende der Garzeit abzuschalten und beim Garen im Backofen mit Heißluft statt mit Ober- und Unterhitze zu garen. Vor allem für Gerichte mit langer Garzeit eignet sich die von der Umweltberatung kreierte Kochkiste, die das Essen nach einem kurzen Vorkochen am Herd dank spezieller Dämmung ohne Strom oder Gas fertigkocht.

Kein Essen verschwenden

Die Zucchini sind weich geworden, der Käse ist vermutlich auch nicht mehr gut, der Aufstrich abgelaufen: Oft werfen wir dann die Lebensmittel weg. Nachzusehen, was eventuell doch noch genießbar ist, und das zu verbrauchen, vor allem aber mehr nach Plan einzukaufen und zu essen, ist deutlich besser. Das kommt dem Haushaltsbudget zugute und zugleich dem Klima, so Homolka. „Bei rechtzeitigem Konsum von Gekauftem muss nicht so viel Nahrung als Ersatz für Weggeworfenes gekauft, transportiert und produziert werden.“ Wodurch ebenfalls Emissionen eingespart werden.

Saisonalregional essen

Erdbeeren im Winter, Kohlgemüse im Sommer: Besser schmecken die Beeren im Sommer und der Kohl im Winter. Aber nicht nur wegen des Geschmacks zahlt es sich aus, saisonal zu essen. Wer auf den Tisch bringt, was gerade Saison hat, wie auch Spargel im Frühling ober Kürbis im Herbst, ernährt sich automatisch vielfältiger und damit gesünder, weiß Homolka. „Außerdem bringt saisonal zu essen fast immer mit sich, regional zu essen, also Produkte aus der Region, und das spart lange Transportwege und Emissionen ein.“ Was auch dem Klima guttut.

Biozertifizierte Produkte bevorzugen

Ob Bio-Äpfel, Bio-Brokkoli oder Bio-Huhn: Biozertifizierte Lebensmittel schmecken besser. Und da beim Anbau auf Chemie verzichtet wird und Tiere besser gehalten werden, haben Bio-Obst, Bio-Gemüse, Bio-Fleisch und tierische Bio-Produkte auch mehr Wert für unsere Gesundheit, erklärt Homolka. Aber nicht nur das spricht dafür, Biozertifiziertes zu bevorzugen, das etwa das Bio-Austria-Siegel trägt. „Solche Produkte sind außerdem gut für das Klima.“ Denn wer sie konsumiert, trägt dazu bei, die Biodiversität zu erhalten, also die Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen samt ihren Ökosystemen. Und das beeinflusst wiederum das Weltklima positiv.

Auf Verpackung achten

Obst im Plastiksackerl, Brot in Papier gewickelt, Gewürze im Geschenkkarton: Auf Derartiges zu verzichten und darauf zu achten, dass die Verpackung von Lebensmitteln ein Mehrweggebinde etwa aus Glas oder Stoff ist, reduziert die Müllmenge, oft auch die Müllgebühren und Emissionen beim Mülltransport und der Müllverbrennung. Darüber hinaus lässt sich durch diese Maßnahme noch die Energie einsparen, die für die Produktion der Verpackungen benötigt wird sowie die Emissionen, die bei deren Herstellung anfallen, so Homolka: „Auch das ist klimafreundlich, dient unserem Planeten und letztlich uns.“ 

Auf Palmöl verzichten

Schokocreme und Margarine, Fertiggerichte, Kekse und Knabbergebäck: Alle diese Lebensmittel enthalten oft Palmöl und Palmfett. Erkennbar ist das an der Verpackung, wo die Inhaltsstoffe aufgedruckt sind. Da sollten wir nachsehen und auf Produkte mit Palmöl und Palmfett verzichten. So meiden wir im Sinn unserer Gesundheit ungesunde Fettsäuren, sagt Homolka. „Palmölfrei und palmfettfrei essen sollten aber auch alle, die sich klimafreundlich ernähren wollen, denn für die Gewinnung von Palmöl oder Palmfett wird viel Regenwald abgeholzt.“ Regenwald, der Kohlenstoff speicherte, zum Erhalt der Artenvielfalt beitrug und so dem Weltklima diente.

©iStock, istetiana

Share

Das könnte Sie auch interessieren:

Logo medizinpopulär