Verbindung zwischen Darm und Rheuma – neue Erkenntnisse zu einem komplexen Zusammenspiel: Darm und Gelenke, Gemeinsame Barrieren mit Entzündungsrisiko
Rheumatische und gastrointestinale Erkrankungen weisen eine enge Verbindung auf, da sowohl Gelenke als auch der Darm innere Oberflächen mit Barrierefunktionen bilden. Bei Störungen dieser Barrieren können entzündliche Veränderungen auftreten. Der klinische Zusammenhang zwischen Darm und Rheuma, insbesondere Arthritis, ist seit Langem bekannt. Infektiöse Enteritiden und chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können Arthritis auslösen. Gleichzeitig treten bei diesen Darmerkrankungen häufig muskuloskelettale Beschwerden wie entzündlicher Rückenschmerz, Arthralgien und Arthritis auf.
Neue Erkenntnisse: Darmmikrobiom und Entzündungen
In den letzten Jahren wurde verstärkt untersucht, wie der Darm und rheumatische Erkrankungen zusammenhängen. Es zeigte sich, dass das intestinale Mikrobiom – die Zusammensetzung der Darmbakterien – bereits früh im Verlauf der Arthritis verändert ist. Diese Veränderungen beeinflussen die Produktion bestimmter Metaboliten, die eine zentrale Rolle in der Darmbarrierefunktion und der Regulierung von Entzündungen spielen.
Zu diesen Metaboliten zählen kurzkettige Fettsäuren wie Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure, die entzündungshemmend wirken und die Barrierefunktion des Darms stärken. Fasern in der Nahrung, sogenannte Ballaststoffe, werden von Darmbakterien in diese Fettsäuren fermentiert, was die Bedeutung der Ernährung für die Gesundheit des Darms und der Gelenke unterstreicht.
Funktionelle Verbindung zwischen Darm und Gelenken
Eine gestörte Barrierefunktion des Darms trägt zur Entstehung von Arthritis bei. Es konnte nachgewiesen werden, dass Immunzellen aus dem Darm in Gelenke einwandern und dort entzündliche Prozesse fördern. Darüber hinaus kann ein Verlust der Darmbarriere dazu führen, dass Darmbakterien in andere Organe gelangen. Dieser Prozess ist mit der Entstehung von Autoimmunerkrankungen assoziiert, da bakterielle Antigene mit körpereigenen Autoantigenen kreuzreagieren und so die Immunreaktion fehlleiten.
Fazit: Ernährung als Schlüssel zur Arthritis-Prävention?
Die neuen Erkenntnisse verdeutlichen die enge Verbindung zwischen der Darmfunktion und rheumatischen Erkrankungen. Besonders hervorzuheben ist die Rolle der Ernährung, da sie die Funktion der Darmbakterien beeinflusst und so einen substanziellen Beitrag zur Prävention und möglicherweise auch zur Behandlung von Arthritis leisten könnte. Dieses Zusammenspiel von Darm und Gelenken bietet vielversprechende Ansätze für zukünftige Forschung und therapeutische Interventionen.
Quelle:
Rheuma und Darm, Professor Dr. med. Georg Schett, September 2021.
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