Infektionen & Immunsystem

Interview: Wie fit ist das Immunsystem?

dr. Brandner
Wer im Frühherbst mit einer Supplementation beginnt, kann den Winter oft ohne gröbere Infekte überstehen, sagt Dr. Birgit Brandner, Ärztin für Allgemeinmedizin, Akupunktur und Orthomolekulare Medizin in Wien

Welche Werte geben im Blutbild Aufschluss über den Zustand des Immunsystems?

Anhand einer Blutanalyse ist ersichtlich, ob ausreichend Immunzellen sowie Antikörper vorhanden sind. Zudem ist der Aktivierungsgrad der Immunzellen erkennbar. Man kann vor allem die wichtigsten Mikronährstoffe messen, ohne die das Immunsystem nicht gut arbeiten kann. Allen voran sind das Vitamin C, Zink, Selen, Vitamin D, Vitamin A und das Coenzym Q10, die das Immunsystem unterstützen.

 

Welcher Lebensstil schwächt die Körperabwehr?

Generell spielt die Psyche eine wichtige Rolle. Ängste, Depressionen und negative Gedanken können das Immunsystem schwächen. Wie Alkohol- oder Nikotingenuss führen ungesunde Ernährung und der daraus resultierende Mikronährstoffmängel zu einer erhöhten Infektanfälligkeit. Negativ kann sich auch eine – eventuell schon länger zurückliegende – Infektion mit Herpesviren, allen voran mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber, auf die Körperabwehr auswirken. Auch Schlafmangel darf nicht unterschätzt werden. Besonders in den Tiefschlafphasen wird eine große Menge an Immunzellen produziert. Mangelnde Bewegung und Stress schwächen ebenfalls die Abwehr.

 

Wie schädlich ist chronischer Stress?

Dauerstress verändert den Organismus, da er durch Stress übersäuert. Außerdem geht die Anzahl einzelner Immunzellen und Antikörper durch Dauerstress zurück. Das Stresshormon Cortisol wirkt immunsuppressiv, unterdrückt also das Immunsystem. Neben Stressbewältigungsstrategien ist es von großem Nutzen, den Stoffwechsel durch basische Ernährung zu entlasten. Auch Sport kann helfen, Stresshormone abzubauen.

 

Welche medizinischen Behandlungen können ein schwaches Immunsystem stärken?

Wenn man bereits im Frühherbst eine Blutuntersuchung macht, die Werte von Vitamin D, Zink, Selen, Coenzym Q10 etc. überprüfen lässt und rechtzeitig eine Supplementation mit den fehlenden Nährstoffen beginnt, reicht das oft aus, um den Winter ohne schwere Infekte zu überstehen. Zusätzlich können je nach Befund und Immunstatus ergänzend noch einzelne Aminosäuren, sekundäre Pflanzenstoffe, Heilpilze oder pflanzliche Heilmittel verbreicht werden. Im Bedarfsfall können Vitamin-C-Hochdosis-Infusionstherapien – eventuell mit einem Zusatz von einzelnen Präparaten – effektiver und schneller wirksam sein.


Fotos: (c) philipphutter, istock: nicoletaionescu

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