Etwa jedes zehnte Kind im Schulalter ist betroffen. Diese Erkrankung belastet sowohl die betroffenen Kinder als auch deren Familien erheblich, da sie oft zu langjährigen Verläufen und wiederholten Krankenhausaufenthalten führt.
Obwohl eine tägliche inhalative Therapie die Symptome meist gut lindern kann, gibt es weder eine Heilung noch eine wirksame Vorbeugung.
Eine komplexe Erkrankung
Asthma ist eine vielschichtige Erkrankung, deren Entstehung auf eine Kombination genetischer und umweltbedingter Faktoren zurückzuführen ist. Die genetische Disposition spielt eine Rolle, wobei jedoch nicht jedes Kind mit einem asthmatischen Elternteil zwangsläufig ebenfalls erkranken muss. Häufig tritt Asthma gehäuft in Familien auf, auch in der weiteren Verwandtschaft.
Neben der genetischen Veranlagung beeinflussen Umweltfaktoren wie Pollen das Krankheitsrisiko für Asthma erheblich. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Schadstoffbelastung durch mütterliches Rauchen in der Schwangerschaft sowie Passivrauchen nach der Geburt.
Umweltfaktoren als Auslöser von Asthmaattacken
Luftschadstoffe aus der Umwelt und Pollen sind häufige Auslöser von Asthmaattacken. Weitere Umweltfaktoren, die das Risiko erhöhen, sind Adipositas, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und Schimmelbelastung in der Wohnung. Es gibt jedoch auch schützende Lebensumstände, wie sie beispielsweise auf traditionellen Bauernhöfen durch den Kontakt zu Nutztieren und den Konsum von nicht verarbeiteter Kuhmilch vorzufinden sind.
Asthma kann sich in vielen Formen und mit unterschiedlichen Verläufen zeigen. Einige Kinder entwickeln bereits im ersten Lebensjahr Symptome, die bis ins Erwachsenenalter anhalten. Andere haben lediglich im Schulalter oder in der Pubertät Beschwerden. Wieder andere entwickeln Asthma nur im Rahmen von Pollenexpositionen bei Heuschnupfen oder erst nach der Pubertät, wobei dies häufiger bei Mädchen als bei Jungen auftritt.
Aktuelle Forschung zu kindlichem Asthma
Das Deutsche Zentrum für Lungenforschung untersucht die unterschiedlichen Verläufe von Asthma, um deren Ursachen besser zu verstehen. In der groß angelegten ALLIANCE-Kohorte werden Patienten mit Asthma detailliert auf verschiedene klinische Parameter untersucht und der Verlauf ihrer Erkrankung sorgfältig dokumentiert. Ziel ist es, ein besseres Verständnis von Asthma zu gewinnen und neue, effektivere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Bei Erwachsenen zeigen neue Medikamente, die gezielt gegen bestimmte Entzündungsvorgänge wirken, bereits Erfolge, insbesondere bei schwerer Asthma. Ob diese Medikamente auch für Kinder geeignet sind, bleibt noch zu erforschen. Sie weisen jedoch den Weg für zukünftige Therapien.
Herausforderungen und Prävention
Die Prävention von Asthma stellt weiterhin eine große Herausforderung dar. Neben der Vermeidung bekannter Risikofaktoren gibt es derzeit keine effektiven Vorbeugemaßnahmen. Ein neuer Ansatz wird in der MARTHA-Studie erprobt, die auf Beobachtungen aus den Bauernstudien basiert. Hierbei wird eine minimal behandelte, aber mikrobiologisch sichere Milch eingesetzt, um ihr Potenzial zur Verhinderung von Asthma und Allergien zu testen.
Fazit
Asthma im Kindesalter bleibt eine komplexe und belastende Erkrankung, die eine sorgfältige und langfristige Behandlung erfordert. Durch kontinuierliche Forschung und innovative Ansätze hoffen Wissenschaftler, zukünftig effektivere Therapien und präventive Maßnahmen zu entwickeln, um die Lebensqualität der betroffenen Kinder und ihrer Familien zu verbessern.
Quelle:
Statement » Kindliches Asthma: Welche Rolle spielen Ernährung, Haustiere, Hygiene und Schadstoffe? «. Professor Dr. med. Dr. h.c. Erika von Mutius, 60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Kooperation mit der 41. Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP), Berlin 2019.
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