Viele Säuglinge leiden in den ersten Lebensmonaten an Blähungen und Bauchschmerzen, was als Dreimonatskoliken bezeichnet wird. Etwa 10 bis 15 Prozent der Babys sind davon betroffen, wobei Buben häufiger betroffen sind als Mädchen. Diese Koliken äußern sich in krampfartigen Bauchschmerzen, die oft zu langanhaltendem Weinen führen. Besonders für unerfahrene Eltern kann dies eine belastende und verunsichernde Erfahrung sein.
Ursachen von Dreimonatskoliken
Die genauen Ursachen für Dreimonatskoliken sind nicht vollständig geklärt, aber es gibt einige wahrscheinliche Erklärungen:
- Unreifer Magen-Darm-Trakt: Der Verdauungstrakt von Babys ist noch empfindlich und anfällig für Reize.
- Luftschlucken beim Trinken: Beim hastigen Trinken oder bei unzureichendem Umschließen der Brustwarze oder des Flaschenschnullers schlucken Babys Luft, die sich im Bauch ansammelt und Blähungen verursacht.
- Ernährung der Mutter: Bei gestillten Babys kann auch die Ernährung der Mutter eine Rolle spielen.
Maßnahmen zur Linderung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern:
- Bäuerchen machen lassen: Durch ein Bäuerchen nach den Mahlzeiten entweicht geschluckte Luft.
- Bauchmassage: Eine sanfte Massage im Uhrzeigersinn kann Blähungen lösen.
- Wärmeanwendungen: Eine warme Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen auf dem Bauch wirkt entspannend.
- Kräutertees: Fenchel-, Anis- oder Kümmeltee können beruhigend wirken.
- Probiotika: Studien zeigen, dass Probiotika wie Bifidobacterium animalis oder Lactobacillus reuteri helfen können, die Schreizeit zu reduzieren.
Selbstlimitierendes Phänomen
Zum Glück sind Dreimonatskoliken ein vorübergehendes Problem, das meist ab dem vierten Lebensmonat von selbst verschwindet. Oft bessern sich die Symptome bereits ab dem zweiten Monat. Obwohl sich das Schreien nicht vollständig verhindern lässt, können Eltern die Dauer und Intensität positiv beeinflussen.
Beruhigende Strategien
- Rhythmische Bewegungen: Langsame Schaukelbewegungen oder Spaziergänge mit dem Kinderwagen können beruhigend wirken.
- Körperkontakt: Liebkosungen, sanfte Massagen und das Tragen des Babys vermitteln Sicherheit.
- Gezielte Schlafphasen: Babys sollten tagsüber nicht zu lange schlafen, um die Nachtruhe zu verbessern.
- Gezielte Reizbefriedigung: Häufiges Tragen auch in ruhigen Momenten hilft, das Bedürfnis nach Nähe und Reizen zu stillen.
Wann zum Arzt?
Wenn das Schreien sehr intensiv oder begleitet von anderen Symptomen wie Fieber, Erbrechen oder Blut im Stuhl auftritt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Dreimonatskoliken sind zwar oft harmlos, aber eine genaue Abklärung gibt Sicherheit und kann ernste Ursachen ausschließen.
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