Die akute Mittelohrentzündung (Otitis Media) ist eine häufige Erkrankung, insbesondere bei Kindern. Sie tritt oft als Folge eines Atemwegsinfekts wie einer Bronchitis auf, wenn Krankheitserreger aus dem Nasenrachenraum ins Mittelohr gelangen. Sowohl Viren als auch Bakterien können die Infektion auslösen – häufig sogar gemeinsam.
Ursachen und Risikofaktoren
Ein vorangegangener Atemwegsinfekt ist eine der häufigsten Ursachen für eine Mittelohrentzündung. Dabei gelangen die Erreger über die Eustachische Röhre (Ohrtrompete) ins Mittelohr. Zu den häufigsten bakteriellen Verursachern zählen:
- Streptococcus pneumoniae
- Haemophilus influenzae (nicht typisierbar)
- Moraxella catarrhalis
Auch Viren wie Respiratory Syncytial Virus (RSV), Adenoviren oder Influenzaviren spielen eine Rolle. Nach der Einführung von Pneumokokken-Impfstoffen hat sich die Verteilung der Erreger teilweise geändert.
Risikofaktoren wie Tubenfunktionsstörungen, vergrößerte Rachenmandeln (Adenoide) oder hypertrophe Tonsillen begünstigen die Entstehung einer Mittelohrentzündung.
Symptome der Otitis Media
Das typische Symptom einer Mittelohrentzündung ist stechender, oft pochender Ohrenschmerz, der plötzlich auftritt. Weitere Beschwerden sind:
- Fieber und Abgeschlagenheit
- Schallleitungsschwerhörigkeit
- Ohrzwang (vor allem bei Kleinkindern)
- Sekretaustritt aus dem Ohr bei Trommelfellperforation
Der Zustand bessert sich oft rasch, sobald das entzündliche Sekret abfließt.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Mittelohrentzündung ist in vielen Fällen selbstlimitierend und heilt von allein aus. Dennoch wird eine antibiotische Behandlung empfohlen, um Komplikationen zu vermeiden. Häufig eingesetzte Antibiotika sind:
- Amoxicillin (ggf. mit Clavulansäure)
- Penicillin V
- Cefuroxim
- Makrolide wie Clarithromycin oder Azithromycin
Bei schweren Verläufen oder Komplikationen kann eine intravenöse Antibiotikagabe notwendig sein.
Weitere konservative Maßnahmen
Zur Unterstützung der Genesung können fiebersenkende und entzündungshemmende Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen eingesetzt werden. Ruhe und Wärmeanwendungen, wie eine Wärmflasche am Ohr, lindern die Beschwerden zusätzlich.
Parazentese
In hartnäckigen oder schweren Fällen, bei denen die Beschwerden trotz Antibiotikatherapie nicht abklingen, kann ein Trommelfellschnitt (Parazentese) erforderlich sein. Dieser Eingriff dient dem gezielten Abfluss des Sekrets und der Druckentlastung im Mittelohr.
Fazit
Die Mittelohrentzündung ist eine häufige Erkrankung, die vor allem Kinder betrifft. Eine frühzeitige Behandlung mit Antibiotika und unterstützenden Maßnahmen kann Komplikationen vorbeugen. In vielen Fällen reicht es jedoch aus, die Symptome zu beobachten und abzuwarten, da die Erkrankung häufig spontan abheilt.
Literatur:
Amina Danishyar; John V. Ashurst. Acute Otitis Media. StatPearls [Internet]. Last Update: April 15, 2023.
Lappan R, Jamieson SE, Peacock CS. Reviewing the Pathogenic Potential of the Otitis-Associated Bacteria Alloiococcus otitidis and Turicella otitidis. Front Cell Infect Microbiol. 2020;10:51. Published 2020 Feb 14. doi:10.3389/fcimb.2020.00051
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