Kinderkrankheiten

Schilddrüsenunterfunktion bei Kindern und Jugendlichen

Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) bei Kindern und Jugendlichen kann die körperliche und geistige Entwicklung erheblich beeinflussen. Doch in vielen Fällen ist eine medikamentöse Behandlung nicht sofort notwendig. Experten raten zur regelmäßigen Kontrolle der Werte, bevor Hormone verabreicht werden.

Ursachen und Bedeutung der Schilddrüse

Die Schilddrüse produziert die wichtigen Hormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3), die für Stoffwechsel, Wachstum und Entwicklung essenziell sind. Eine Unterfunktion entsteht, wenn die Schilddrüse nicht genügend dieser Hormone bildet.

Die häufigsten Ursachen einer Hypothyreose bei Kindern sind:

  • Jodmangel
  • Autoimmunerkrankungen wie die Hashimoto-Thyreoiditis
  • Angeborene Störungen der Schilddrüse

In vielen Fällen ist eine Schilddrüsenunterfunktion jedoch nur vorübergehend, beispielsweise nach Infektionen oder durch vorübergehende Anpassungsstörungen des Körpers.

Symptome der Schilddrüsenunterfunktion bei Kindern

Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind oft unspezifisch und können auch bei anderen Erkrankungen auftreten:

  • Müdigkeit und Antriebslosigkeit
  • Übergewicht trotz normaler Ernährung
  • Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  • Verzögertes Wachstum und späte Pubertät
  • Trockene Haut und brüchige Haare

Im Jugendalter treten häufig psychische Symptome wie depressive Verstimmungen hinzu.

Diagnostik: TSH-Wert als zentraler Indikator

Der TSH-Wert (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) ist der wichtigste Parameter zur Feststellung einer Schilddrüsenunterfunktion. Ein erhöhter TSH-Wert deutet darauf hin, dass die Schilddrüse nicht genügend Hormone produziert und der Körper versucht, dies durch vermehrte TSH-Ausschüttung auszugleichen.

Wichtig: Ein erhöhter TSH-Wert allein ist jedoch nicht zwingend behandlungsbedürftig, wenn die Werte für T4 und T3 im Normbereich liegen.

Wann ist eine Behandlung notwendig?

Bei leicht erhöhten TSH-Werten ohne weitere Symptome oder auffällige T3- und T4-Werte wird oft vorschnell mit einer Hormonersatztherapie begonnen. Experten empfehlen jedoch:

  • Abwarten und Kontrollieren: Bei leicht erhöhten Werten sollten erneute Messungen nach sechs Wochen bis drei Monaten erfolgen.
  • Beobachtungsphase nutzen: In vielen Fällen normalisieren sich die Werte spontan ohne medikamentöse Therapie.

Erst bei anhaltend deutlich erhöhten TSH-Werten oder bei Symptomen, die das Wohlbefinden und die Entwicklung stark beeinträchtigen, wird die Gabe von L-Thyroxin (LT4) in Erwägung gezogen.

Risiken unnötiger Hormontherapien

Eine verfrühte Behandlung mit Schilddrüsenhormonen kann zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen, die Symptome wie Nervosität, Herzrasen und Gewichtsverlust verursacht. Zudem kann die ständige Einnahme von Medikamenten bei jungen Patienten psychische Belastungen und ein unnötiges Krankheitsbewusstsein auslösen.

Fazit: Kontrolle statt voreiliger Therapie

Eine Schilddrüsenunterfunktion bei Kindern und Jugendlichen sollte gründlich abgeklärt werden, bevor eine Behandlung beginnt. Regelmäßige Kontrollen und eine genaue Beobachtung der Symptome sind entscheidend, um unnötige Behandlungen zu vermeiden und die gesunde Entwicklung der Kinder zu gewährleisten.



Fotos: (c) istock Alona Siniehina

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