Schmerzen bei Kindern sind weit verbreitet, werden jedoch häufig nicht ausreichend erkannt und behandelt. Besonders in Erwachsenenkliniken, die bis zu 50 % der schmerzgeplagten Kinder und Jugendlichen versorgen, erfolgt die Schmerztherapie oft zögerlich. Dabei sind Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Gliederschmerzen und Rückenschmerzen die häufigsten Beschwerden.
Umfragen zeigen, dass zwei von drei Kindern in den letzten drei Monaten Schmerzen hatten. Ein Drittel berichtet sogar von wöchentlichen oder häufigeren Schmerzen, die in etwa 20 % der Fälle länger als ein Jahr andauern.
Auswirkungen auf das Leben der Kinder
Schmerzen wirken sich erheblich auf die Lebensqualität der betroffenen Kinder aus. Sie berichten von Schlafstörungen, Problemen beim Essen und der Einschränkung von Hobbys. Viele Kinder fehlen wegen Schmerzen in der Schule und sind in ihrem sozialen Leben beeinträchtigt. Fast die Hälfte gibt an, dass Schmerzen sie daran hindern, Freunde zu treffen. Über 50 % der Betroffenen nehmen Medikamente gegen die Beschwerden ein und suchen ärztliche Hilfe auf.
Frühzeitige Intervention verhindert Chronifizierung
Chronische Schmerzen beginnen oft schon im Kindes- und Jugendalter. Frühe Interventionen und präventive Maßnahmen sind entscheidend, um eine Chronifizierung zu verhindern. Chronische Schmerzen, die unbehandelt ins Erwachsenenalter übergehen, belasten nicht nur die Betroffenen, sondern auch das Gesundheitssystem. Erfreulicherweise sind die Erfolgsaussichten von Schmerztherapien bei Kindern hoch: 80 % der Kinder können durch gezielte Maßnahmen dauerhaft geholfen werden.
Herausforderungen bei der Schmerzdiagnose
Die adäquate Diagnose und Behandlung von Schmerzen bei Kindern ist oft herausfordernd. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass viele Arzneimittelstudien nicht auf Kinder ausgerichtet sind. Zudem fällt es jüngeren Kindern schwer, ihre Schmerzen klar zu beschreiben. Bei Neugeborenen können physiologische Parameter wie Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung auf Schmerzen hinweisen. Für ältere Kinder kommen Schmerzskalen, Fragebögen und Schmerztagebücher zum Einsatz, um eine genaue Einschätzung zu ermöglichen.
Bewährte Schmerzmittel: Ibuprofen und Paracetamol
Für die medikamentöse Therapie haben sich Ibuprofen und Paracetamol als wirksam und sicher bei Kindern erwiesen. Wichtig ist, dass die Gabe nach einem festen Schema erfolgt, nicht nur bei Bedarf. Flankierend sollten fiebersenkende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Maßnahmen ergriffen werden.
Psychologische und pädagogische Begleitung
Neben der medikamentösen Behandlung spielen auch psychosoziale Maßnahmen eine entscheidende Rolle. Eine kindgerechte Erklärung der Ursachen und eine sorgfältige Vorbereitung auf schmerzhafte Eingriffe helfen, das Angst- und Schmerzerleben zu reduzieren. Wahlmöglichkeiten bei medizinischen Eingriffen oder positive Verstärkung nach der Behandlung (z. B. kleine Belohnungen) stärken das Selbstbewusstsein des Kindes und verbessern die Schmerzkontrolle.
Fazit: Recht auf spezialisierte Schmerzbehandlung
Kinder haben ein Recht auf eine spezialisierte Schmerzbehandlung. Prävention und frühzeitige Therapie sind essenziell, um die Chronifizierung von Schmerzen zu vermeiden. Eine flächendeckende Versorgung durch Schmerzspezialisten sowie ein stärkeres Bewusstsein für kindliche Schmerzen in Krankenhäusern und Arztpraxen sind dringend notwendig. Neben der medikamentösen Therapie ist die einfühlsame Betreuung ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Schmerzbewältigung.
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