Kinderkrankheiten

Warum manche Kinder seltener Neurodermitis bekommen

Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis bekannt, ist eine häufige Hauterkrankung bei Kindern, die durch chronische Entzündungen und schmerzhaften Juckreiz gekennzeichnet ist. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass bestimmte Umweltfaktoren, insbesondere der Kontakt zu Haustieren wie Katzen und Nutztieren, das Risiko für die Entwicklung dieser Erkrankung deutlich senken können.

Schutz durch Haustiere und Bauernhofleben

Forscher konnten belegen, dass Kinder, die in einem Umfeld mit Katzen oder Nutztieren aufwachsen, seltener an Neurodermitis erkranken. Der Kontakt mit diesen Tieren scheint das Immunsystem frühzeitig zu trainieren und vor übermäßigen Immunreaktionen zu schützen. Besonders Kleinkinder bis zum zweiten Lebensjahr profitieren von diesem Effekt.

Bauernhofkinder sind besser geschützt

Studien zeigen, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, seltener an allergischen Erkrankungen wie Neurodermitis leiden. Dies gilt auch, wenn die Mütter während der Schwangerschaft auf einem Bauernhof lebten. Der Kontakt mit Tieren, unverarbeiteter Milch und bakteriellen Bestandteilen bietet offenbar einen natürlichen Schutz.

Genetische Prädisposition und Umweltfaktoren

Neurodermitis wird durch eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Umwelteinflüssen verursacht. Kinder, deren Eltern oder Großeltern allergiegefährdet sind, tragen ein erhöhtes Risiko. Studien zeigen:

  • 10 % der Kinder ohne familiäre Vorbelastung entwickeln Neurodermitis.
  • 15 %, wenn ein Elternteil betroffen ist.
  • Bis zu 45 %, wenn beide Elternteile erkrankt sind.

Interessanterweise scheint die Vererbung durch die Mutter häufiger als durch den Vater zu erfolgen. Allerdings beeinflussen Umweltfaktoren maßgeblich, ob und in welchem Ausmaß sich eine genetische Prädisposition manifestiert.

Studien zu genetischen Schutzfaktoren

Eine aktuelle Studie identifizierte zwei Gene, die für die angeborene Immunität eine zentrale Rolle spielen. Diese Gene können das Risiko für Neurodermitis senken. Die Wechselwirkung zwischen genetischer Veranlagung, Umwelteinflüssen und der Entwicklung des Immunsystems ist entscheidend für die Entwicklung von Neurodermitis.

Fazit

Die Ergebnisse der Studien belegen, dass das Aufwachsen in einem tierreichen Umfeld oder auf einem Bauernhof Kinder vor Neurodermitis schützen kann. Eltern können diese Erkenntnisse nutzen, um das Risiko für allergische Erkrankungen bei ihren Kindern zu minimieren. Dennoch bleibt die Erkrankung ein Zusammenspiel von Veranlagung und Umwelt, weshalb eine frühzeitige Prävention und Beobachtung entscheidend sind.


Literatur:

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Fotos: (c) istock VladimirKhodataev

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