Allergisches Asthma ist eine chronische Lungenerkrankung, die durch eine bronchiale Überempfindlichkeit, übermäßige Schleimproduktion und Umbau der Atemwege gekennzeichnet ist. Diese häufigste chronische Erkrankung bei Kindern betrifft in wohlhabenden Gesellschaften etwa 10 % der Bevölkerung und beginnt meist vor dem 5. Lebensjahr.
Wie bei vielen anderen allergischen Erkrankungen sind auch bei Asthma Männer und Frauen unterschiedlich betroffen. In der Kindheit tritt Asthma häufiger bei Jungen auf, doch dieser Trend kehrt sich in der Pubertät um – ein Hinweis auf die Rolle von Geschlechtshormonen bei der Regulierung. In dieser Übersicht wird beleuchtet, wie Sexualhormone allergische Entzündungen beeinflussen, mit besonderem Fokus auf die schützenden Wirkungen von Androgenen auf die Entwicklung und Funktion von Immunzellen, die allergische Reaktionen vermitteln.
Hormone, Asthma und Allergien: Frauen besonders betroffen
Frauen sind stärker und häufiger von Allergien und Asthma betroffen als Männer. Untersuchungen zeigen, dass sie anfälliger für Pollen- und Nahrungsmittelallergien sind, was gleichzeitig das Risiko für Asthma erhöht. Diese Unterschiede sind eng mit weiblichen Sexualhormonen und der Einnahme von Hormonpräparaten wie der Antibabypille verbunden. Fachleute fordern daher, diesen Zusammenhängen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Hormonelle Veränderungen und ihre Auswirkungen
Während Jungen bis etwa zum zehnten Lebensjahr häufiger an Allergien und Asthma leiden, nimmt die Anfälligkeit bei Mädchen mit der Pubertät deutlich zu. Östrogene erhöhen die Empfindlichkeit von Entzündungszellen wie Mastzellen gegenüber Allergenen, während Testosteron eine schützende Wirkung entfaltet. Frauen erleben im Laufe ihres Lebens verschiedene hormonelle Veränderungen – von der Pubertät über Schwangerschaft und die Verwendung von Verhütungsmitteln bis hin zur Menopause. Diese hormonellen Schwankungen verstärken die Empfindlichkeit gegenüber Allergenen und Umweltfaktoren wie Schadstoffen oder Rauchen.
Die Einnahme von Hormonen, beispielsweise zur Verhütung oder zur Vorbeugung von Osteoporose, kann zudem untypische Symptome wie Migräne, Gelenkschmerzen, Ekzeme, verstärkte Akne oder Atemprobleme hervorrufen. Diese hormonellen Einflüsse unterstreichen die Notwendigkeit, die Verbindungen zwischen Allergologie und Gynäkologie besser zu berücksichtigen.
Geschlechterunterschiede bei Nahrungsmittelallergien: Einfluss von Hormonen und Stoffwechsel
Der Unterschied in der Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien zwischen Männern und Frauen ist gut dokumentiert. Dementsprechende Erkenntnisse sollten in Zukunft stärker in die personalisierte Diagnose und Behandlung einfließen. Während in jüngeren Jahren häufiger Männer betroffen sind, leiden im Erwachsenenalter mehr Frauen unter Lebensmittelallergien. Dieser Geschlechterunterschied verringert sich um die Menopause, was den Einfluss von Geschlechtshormonen auf die Entstehung von Allergien deutlich macht.
Neben den Hormonen könnten auch geschlechtsspezifische Stoffwechselfaktoren sowie Unterschiede in der Zusammensetzung des Mikrobioms eine Rolle bei der unterschiedlichen Ausprägung von Nahrungsmittelallergien spielen. Diese Faktoren könnten nicht nur die Entwicklung und Schwere der Erkrankung beeinflussen, sondern auch soziale, ernährungsbedingte und neuropsychologische Aspekte betreffen.
Verschiedene Studien beschäftigen sich mit geschlechtsabhängigem Einfluss auf Nahrungsmittelallergien detailliert, wobei man vor allem die komplexen Zusammenhänge zwischen Geschlecht, Hormonstatus, Stoffwechsel und Mikrobiom besser verstehen will, um langfristig eine personalisierte und effektive Behandlung zu fördern.
Hormone bei Allergien berücksichtigen
Frauen mit Allergien sollten gemeinsam mit ihren Ärztinnen und Ärzten den Zyklusstatus, die Einnahme von Hormonpräparaten und bestehende Asthmaerkrankungen besprechen. Dies ist besonders während der Schwangerschaft wichtig, da Asthma sich bei einem Drittel der Schwangeren verschlechtern kann. Eine frühzeitige Diagnose von Allergien, idealerweise vor der Schwangerschaft, ist entscheidend, da unbehandelte Allergien das Risiko für Asthma während der Schwangerschaft erhöhen können.
Unerforschte „Allergie gegen Hormone“
Ein wenig erforschtes, aber zunehmend relevantes Thema ist die mögliche Allergie gegen Hormone, insbesondere im Zusammenhang mit empfängnisverhütenden Mitteln. Dieses Gebiet erfordert dringend weitere Studien, um Diagnostik und Behandlungsmethoden zu verbessern – idealerweise in enger Zusammenarbeit mit Gynäkologen.
Fazit
Die Zusammenhänge zwischen Hormonen, Allergien und Asthma zeigen, wie wichtig es ist, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Medizin stärker zu berücksichtigen, um bessere Behandlungsansätze für Frauen zu entwickeln.
Literatur:
Pelletier L, Guéry JC. Asthme et allergie : qu’en est-il des différences entre les hommes et les femmes ? [Asthma and allergy: what about the differences between men and women?]. Rev Prat. 2020 Feb;70(2):195-199. French. PMID: 32877140.
Pali-Schöll I, Jensen-Jarolim E. Gender aspects in food allergy. Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2019 Jun;19(3):249-255. doi: 10.1097/ACI.0000000000000529. PMID: 30893085.
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