Braun gebrannt aus dem Urlaub zurückkehren – ein Schönheitsideal, dem bis heute die Gesundheit geopfert wird, erhöht es doch die Gefahr, an Hautkrebs zu erkranken. MEDIZIN populär erklärt, warum Hautkrebs so bedrohlich ist, und hilft, das persönliche Risiko zu erkennen.
Von Mag. Sabine Stehrer
Die Entwicklung ist alarmierend: „An schwarzem Hautkrebs, dem sogenannten malignen Melanom, erkranken immer mehr Österreicher“, weiß Univ. Prof. Dr. Hubert Pehamberger von der Universitätsklinik für Dermatologie der Medizinischen Universität Wien. Um gleich 34 Prozent stieg laut Statistik Austria die Zahl der jährlichen Diagnosen von schwarzem Hautkrebs im vergangenen Jahrzehnt bei Frauen, um 23 Prozent bei Männern. Allein in den Spitälern wurden zuletzt jedes Jahr etwa 1600 Neuerkrankungen festgestellt: Zählt man jene neu Erkrankten hinzu, die Hautärzte in ihren Ordinationen im Lauf eines Jahres erkennen, kommt man nach Schätzungen Pehambergers mittlerweile wohl auf „einige Tausend“. Erklärbar ist der Anstieg im Wesentlichen damit, dass derzeit gleich mehrere Generationen von Österreichern ein höheres und hohes Alter erreichen, die zeitlebens dem bis heute gängigen Schönheitsideal nacheiferten und dies nach wie vor tun: Braun gebrannt aus dem Urlaub zurückzukehren und am besten auch noch das ganze Jahr über stets leicht gebräunt zu sein. Dafür hat man möglichst oft und lang in der Sonne zu braten und im Solarium zu liegen. Pehamberger über den Zusammenhang zwischen UV-Strahlen und Hautkrebs: „Die häufige und übermäßige Einwirkung von natürlichen oder künstlichen UV-Strahlen über viele Jahrzehnte ist der Hauptrisikofaktor für die Erkrankung an schwarzem Hautkrebs.“ Es gibt aber auch noch andere Risikofaktoren, wie viele Sonnenbrände, eine helle Haut oder eine familiäre Vorbelastung.
Für Laien nicht erkennbar
Das Tückische: Anfangs unterscheidet sich das maligne Melanom, das von den pigmentbildenden Zellen, den Melanozyten, ausgeht, kaum von einem Muttermal bzw. Leberfleck. Es zeigt sich ebenfalls als Fleck auf der Haut, der manchmal über die Hautoberfläche hinausragt. Zwar sind maligne Melanome im Gegensatz zu gutartigen Flecken und Malen eher asymmetrisch und unscharf begrenzt, doch: „Im Primärstadium ist der bösartige Tumor für Laien nicht als solcher erkennbar, außerdem verursacht er keine Schmerzen und auch sonst kaum Beschwerden“, erklärt Pehamberger. Der Fleck juckt höchstens, nässt oder blutet ein bisschen. Das bleibt auch im zweiten Stadium seiner Entwicklung so – dann, wenn der Tumor bereits Metastasen, bösartige Tochtergeschwulste, in die nächstgelegenen Lymphknoten absiedelt. Im dritten und letzten Stadium bilden sich auch in weiter entfernten Lymphknoten Metastasen und schließlich werden zusätzlich noch andere Organe vom Krebs befallen.
Behandlung wird immer aufwändiger
Dank Fortschritten in der Behandlung und neuen Medikamenten sind Metastasen bei Hautkrebs zwar nicht mehr wie früher ein unbedingtes Todesurteil, betont Pehamberger. Doch je weiter das Krebswachstum fortgeschritten ist, desto aufwändiger wird die Behandlung. Pehamberger erklärt, wie die Therapie der Wahl vor sich geht: „Der erste Schritt ist eine Operation, bei der das Melanom entfernt wird.“ Haben sich bereits Metastasen gebildet, werden abgesehen von einer Chemotherapie neuerdings bestimmte Medikamente eingesetzt, Antikörper und sogenannte Kinase-Hemmer, die dem Immunsystem dabei helfen, den Tumor zu bekämpfen und ihn im Wachstum zu hemmen. „Diese neuen Medikamente können das Leben der Patienten ganz entscheidend verlängern“, weiß Pehamberger. Waren noch keine Metastasen vorhanden, hat der Tumor aber schon eine gewisse Größe erreicht, besteht ein Risiko, dass er bereits bösartige Zellen abgesiedelt hat, die später wachsen. Das können verschiedene andere, ebenfalls noch neue, Medikamente verhindern. Pehamberger: „Im Primärstadium reicht es als Behandlung und auch gleich für die Heilung meist aus, den Tumor aus der Haut herauszuschneiden.“
Jährlich sterben 400 Österreicher
So wird klar, warum es so wichtig ist, den schwarzen Hautkrebs früh zu erkennen. „Einmal im Jahr sollte jeder zur Hautkontrolle zum Hautarzt gehen“, empfiehlt Pehamberger und versichert: „Die Untersuchung ist absolut schmerzlos.“ Dabei begutachtet der Arzt die Hautoberfläche und sieht sich bei Muttermalen die Schichten darunter mithilfe eines Auflichtmikroskops an. Dieser Maßnahme unterzogen sich zuletzt immer mehr Österreicher. Und das mag neben den besseren Behandlungsmöglichkeiten und der neuen Medikamente eventuell auch ein Grund dafür sein, warum die Zahl der Todesfälle nicht im selben Ausmaß stieg wie jene der Neuerkrankungen. Dennoch sterben aktuell jedes Jahr um 13 Prozent mehr Frauen und um zwölf Prozent mehr Männer als 2001 an schwarzem Hautkrebs – und insgesamt 400 Österreicher.
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UV-Strahlen:
So beugen Sie dem größten Risikofaktor vor
Maß halten
Sonnenbäder sind angenehm, keine Frage, doch gilt es, dabei Maß zu halten. Die Eigenschutzzeit der Haut vor einem Sonnenbrand in der Sonne oder im Solarium ist umso kürzer, je heller die Haut ist. Laut Hauttypentabelle der Österreichischen Krebshilfe reicht sie von fünf bis zehn Minuten beim Keltischen Hauttyp (rothaarig, sehr helle Haut) bis zu 30 bis 40 Minuten beim Mittelmeer-Hauttyp (dunkelhaarig, braune Haut).
Schmieren, schmieren, schmieren
Wenn man schon in die Sonne geht, will man sie wohl doch etwas länger genießen, als es die Eigenschutzzeit der Haut erlaubt. Daher heißt es schmieren, schmieren und noch einmal schmieren.
Univ. Prof. Dr. Hubert Pehamberger empfiehlt, ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor großzügig aufzutragen. Studien an der Universitätsklinik für Dermatologie der Medizinischen Universität Graz zeigten, dass Mittel, die neben UV-Filtern auch Reparaturenzyme enthalten, besonders gut vor Sonnenschäden schützen und das Hautkrebsrisiko senken.
After-Sun
Nach dem Sonnenbad freut sich die Haut darüber, verwöhnt zu werden. After-Sun-Produkte helfen laut Dermatologen der Haut, sich von der UV- Bestrahlung zu erholen und gesund zu bleiben.
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Wie groß ist mein Risiko?
Testen Sie sich selbst
„Ich bin über 45 Jahre alt“
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Hautkrebserkrankungen.
„Ich sonne mich für mein Leben gern“
Hauptrisiko für Hautkrebs ist die übermäßige oder häufige Einwirkung von UV-Strahlen.
„Im Herbst und Winter gehe ich öfter ins Solarium“
Was für die Bestrahlung mit dem UV-Licht der Sonne gilt, gilt auch für die UV-Strahlen im Solarium – sie sind genauso gefährlich.
„Ich hatte schon sehr oft einen Sonnenbrand, in meiner Kindheit sogar fast jedes Mal, wenn ich baden war“
Häufige Sonnenbrände, vor allem in der Kindheit, erhöhen das Risiko für Hautkrebs.
„Ich habe eine eher helle Haut“
Je heller die Haut ist, desto größer ist das Risiko, durch ein Übermaß an UV-Bestrahlung an Hautkrebs zu erkranken.
„Ich habe viele Leberflecke und Muttermale“
Viele bösartige Melanome entwickeln sich aus Leberflecken und Muttermalen.
„Bei meiner Mutter/meinem Vater/Geschwistern wurde bereits Hautkrebs diagnostiziert“
Hat man Verwandte ersten Grades, die an schwarzem Hautkrebs erkrankt sind, ist das Risiko groß, ebenfalls zu erkranken.
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Noch häufiger, doch ungefährlicher:
Weißer Hautkrebs
Je älter man ist, und je öfter und länger man im Lauf seines Lebens die Sonne anbetete, desto größer ist das Risiko, am sogenannten weißen Hautkrebs zu erkranken. Als hautfarbene Knötchen mit glatter Oberfläche und erweiterten Blutgefäßen zeigt sich das Basalzellkarzinom. Aus aktinischen Keratosen, rötlichen bis bräunlichen Flecken auf der Haut, entsteht das Plattenepithelkarzinom.
An diesen beiden Arten von weißem Hautkrebs erkranken Zahlen aus Deutschland zufolge zehnmal mehr Menschen als an schwarzem. „Es kommt allerdings seltener zur Absiedelung von Metastasen“, so Univ. Prof. Dr. Hubert Pehamberger. Dennoch empfiehlt es sich, verdächtige Hauterscheinungen untersuchen zu lassen. Therapiert wird der weiße Hautkrebs mit Bestrahlungen, Salben und neuerdings spezifischen Tumorhemmstoffen in Tablettenform.
Stand 07-08/2015