Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen bei der Partnerwahl
von Mag. Sabine Stehrer
Sehen
„Ob wir jemanden attraktiv finden, hängt bis zu einem gewissen Grad vom herrschenden Schönheitsideal ab“, stellt die Wiener Sexualmedizinerin Dr. Elia Bragagna vorweg klar. Und so sprechen heute andere Wohlgestalten unseren Sehsinn an als etwa vor 30, 40 Jahren. Laut der Expertin spielen aber auch persönliche Vorlieben eine große Rolle, und die kommen durch Prägungen zustande: „Wir finden jene Menschen attraktiv, die den Eltern ähnlich sehen oder auch einem früheren Partner, mit dem wir den Sex als lustvoll erlebt haben“, so Bragagna. Woran das liegt, muss erst noch entschlüsselt werden. Bewiesen ist hingegen, dass sich das männliche Auge eher von Frauen angezogen fühlt, die eine Art Sanduhrfigur haben. Der Grund: Die vergleichsweise schlanke Taille lässt sie eine hohe Östrogenkonzentration im Blut vermuten – und damit mehr Sinnlichkeit und Fruchtbarkeit. Von Frauen weiß man, dass sie jene Männer besonders gerne ins Auge fassen, die eher kantige Gesichtszüge haben. Das verbinden sie mit einem hohen Testosteronspiegel, größerer Zeugungskraft und generell mehr Stärke.
Hören
Alter, sozialer Status, Werte, Einstellungen – was das Ohr über das Gegenüber erfährt, hat freilich einen wesentlichen Einfluss auf die Partnerwahl. Aber nicht nur der Inhalt des Gesprächs wird zum Maßstab für Attraktivität. Wie Forscher von der University College in London herausgefunden haben, mischt auch die Stimme gehörig mit. Männerohren mögen Frauenstimmen in höherer Frequenz, wenn sie weich und keinesfalls schrill klingen; Frauen bevorzugen bei Männern eher tiefe, aber ebenfalls samtige Stimmen. Wieder vermutet man hinter dem Phänomen Hormonspiegel, die Erfolg bei der Fortpflanzung versprechen. Möglicherweise erhoffen sich Männer und Frauen durch den Wohlklang der Stimme, vom Partner ein geringes Aggressionspotenzial und mehr Sicherheit erwarten zu können.
Riechen & Schmecken
Dass der Geruchsinn bei der Partnersuche und -wahl die Nase vorn hat, zeigte ein Versuch, bei dem man Frauen am Schweiß von Männern riechen ließ. Die meisten fühlten sich vom Geruch jener Männer angezogen, in deren Absonderungen sie – unbewusst – besonders viele Pheromone wahrnehmen konnten. Das sind Sexualbotenstoffe, die auf einen hohen Testosteronspiegel zurückgehen, der wiederum starke Zeugungskraft verspricht. Wenn sich dann beim Küssen herausstellt, dass auch noch sein Speichel nach Testosteron riecht oder schmeckt, dann ist es um die Frau geschehen. Wie praktisch also, dass die Testosteronkonzentration im Speichel deutlich ansteigt, wenn ein Mann eine Frau attraktiv findet – das zeigte zumindest ein Experiment mit US-Studenten.
Fühlen
Auch ein Händedruck kann entscheidend sein: Wird die Berührung des Gegenübers als angenehm empfunden, löst der Tastsinn eine mitunter schicksalhafte Reaktion aus. Nachweislich erhöht sich allein dadurch der Pegel des Belohnungshormons Dopamin im Blut. Auch die Konzentration von Oxytocin steigt an – allein das kann Lust auf mehr machen.
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