Osteoarthrose ist eine der häufigsten Gelenkserkrankungen bei Hund und Katze. Welche Ursachen es gibt, wie Halterinnen und Halter erste Anzeichen erkennen und welche Therapieoptionen helfen können.
„Wichtig ist, dass Besitzerinnen und Besitzer eng mit uns Tierärztinnen und -ärzten zusammenarbeiten.“
Die Osteoarthrose bei Hund und Katze hat in den meisten Fällen drei Hauptursachen, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. vet. Eva Schnabl-Feichter, Leiterin der Kleintierchirurgie an der Vetmeduni Wien. Entwicklungs- und Wachstumsstörungen wie Hüft- oder Ellbogendysplasien zählen dazu, ebenso Verletzungen und Traumata – etwa Kreuzbandrisse oder Knochenbrüche nach Unfällen. Drittens entsteht Arthrose schlicht durch das Alter: Studien zeigen, dass rund 80 Prozent aller Katzen über zwölf Jahre Gelenksveränderungen aufweisen, die im Alltag oft unbemerkt bleiben.
Wenn Bewegung schwerfällt
Bei Hunden äußert sich Arthrose häufig durch Lahmheit, Schwierigkeiten beim Aufstehen oder beim Springen. „Ein klassisches Zeichen ist auch, wenn Hunde nicht mehr galoppieren, sondern wie ein Hase hoppeln – beide Hinterbeine gleichzeitig nutzen, um Schmerzen zu vermeiden“, sagt Schnabl-Feichter. Katzen zeigen subtilere Hinweise: Sie springen seltener, wirken aggressiver, pflegen sich weniger oder werden unsauber.
Genetik spielt mit
Bestimmte Rassen sind besonders gefährdet. Schäferhunde etwa neigen zu Hüftdysplasien, Labrador Retriever zu Ellbogenerkrankungen. Auch Maine-Coon-Katzen können genetisch bedingte Hüftprobleme entwickeln. „Deshalb ist es wichtig, dass Halterinnen und Halter schon früh präventive Untersuchungen wahrnehmen, gerade bei prädisponierten Rassen“, betont Schnabl-Feichter. Bereits ab dem fünften Lebensmonat können spezielle Messungen zur Lockerheit der Hüftgelenke – sogenannte Laxitäts-Tests – durchgeführt werden. Dabei wird geprüft, wie stabil Oberschenkelkopf und Hüftpfanne zueinander stehen. Aus den Ergebnissen lässt sich berechnen, wie hoch das Risiko für spätere Gelenkschäden ist. In manchen Fällen wird sogar eine vorbeugende Operation empfohlen, die das Gelenk stabilisiert, bevor dauerhafte Schäden entstehen. „Früherkennung ist hier wirklich entscheidend, weil man das Fortschreiten einer Arthrose deutlich bremsen kann“, erklärt die Expertin.
Diagnose mit Augenmaß
Zur Diagnostik gehören orthopädische Untersuchungen, ergänzt durch Röntgenbilder. „Wir therapieren aber nie das Röntgenbild, sondern immer den Patienten“, unterstreicht Schnabl-Feichter. Bei Verdacht auf aktive Gelenksentzündungen können auch Punktionen notwendig sein, um andere Erkrankungen auszuschließen. Die Behandlung ist immer multimodal. Ein zentrales Element ist das Körpergewicht: „Übergewicht belastet die Gelenke und beschleunigt den Krankheitsverlauf – Gewichtsreduktion ist daher einer der wichtigsten Schritte“, erklärt Schnabl-Feichter. Hinzu kommen Physiotherapie, Anpassungen im Alltag (z. B. Rampen oder angepasste Katzentoiletten) sowie Medikamente. Am wirksamsten sind entzündungshemmende Schmerzmittel, die über das Futter gegeben werden. Ergänzend können Omega-3-Fettsäuren, Kollagen oder Chondroitinsulfat eingesetzt werden – sie haben kaum Nebenwirkungen, ihre Wirkung ist aber individuell unterschiedlich und generell wenig wissenschaftlich belegt. Auch moderne Verfahren wie Eigenblut- oder Stammzellentherapien kommen zum Einsatz, um Entzündungen zu lindern. Knorpel lässt sich damit jedoch nicht regenerieren. In schweren Fällen kann ein Gelenksersatz – etwa eine Hüftprothese – eine langfristige Lösung sein.
Prävention und Verantwortung
Gewichtskontrolle, angepasstes Futter und Bewegung sind entscheidende Bausteine, um das Risiko einer Osteoarthrose zu reduzieren. „Bei Welpen empfehle ich, die Fütterung unbedingt mit der Tierärztin, dem Tierarzt abzustimmen. Fehler in der Ernährung können spätere Gelenkserkrankungen begünstigen“, so Schnabl-Feichter. Wichtig sei auch, sich vor Anschaffung einer bestimmten Rasse gut über genetische Risiken und mögliche Kosten einer Therapie zu informieren.
Trotz aller Einschränkungen können Tiere mit Arthrose ein gutes Leben führen. „Wichtig ist, dass Besitzerinnen und Besitzer eng mit uns Tierärztinnen und -ärzten zusammenarbeiten“, sagt die Expertin. Die richtige Balance aus Vorsorge, Therapie und Fürsorge hilft, die Lebensqualität lange zu erhalten.
Fotos: zvg, Istockphoto: alvarez