Bewegungsapparat & Sport

Verena Altenberger im Interview

„Wenn ich spüre, dass ich gut bin, gibt mir das so einen Energie-Shift“: Verena Altenberger über ihre bislang schwierigste Rolle und darüber, was sie für ihre Fitness tut.

Von Mag.a Sabine Stehrer

Die 1987 im Salzburger Pongau geborene Schauspielerin brillierte bereits in sehr vielen, höchst unterschiedlichen Rollen am Theater sowie in Film und Fernsehen. So machte sie unter anderem als polnische Altenpflegerin in der RTL-Sitcom „Magda macht das schon“ Furore, wurde für ihre Darstellung einer heroinabhängigen Mutter im Kinofilm „Die beste aller Welten“ mehrfach ausgezeichnet und sorgte als Buhlschaft im „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen allein mit ihrem Erscheinungsbild für Aufregung: Dort stand sie mit ganz kurzen Haaren auf der Bühne, weil sie sich unmittelbar davor für die Rolle einer Krebskranken in „Sterne unter der Stadt“, einem Film, der gerade in den Kinos läuft, eine Glatze rasiert hatte.

Gibt es etwas, das Sie für eine Rolle nie machen würden?

Grundsätzlich gibt es nichts, was ich komplett ausschließen würde. Aber es kommt natürlich immer darauf an.

Würden Sie zum Beispiel viel zunehmen?

Die Schauspieler*innen, die für eine Rolle richtig viel zunehmen oder abnehmen, findet man fast nur in den USA. Die werden dort gut dafür bezahlt und von Coaches begleitet. Hier würde man fürs Zu- oder Abnehmen null verdienen. So wie man hier auch nichts verdient, wenn man für eine Rolle recherchiert, egal, wie intensiv die Recherche ist und selbst dann nicht, wenn sie Wochen und Monate dauert, wie das bei mir oft der Fall ist.

Wie haben Sie für die Rolle der Krebskranken recherchiert?

Bei der Rolle als Krebskranke in „Sterne unter der Stadt“ habe ich mich viel an meiner Mutter orientiert, die an Brustkrebs erkrankt ist und vor acht Jahren daran starb. Ihre Krankheit und ihr Tod waren mir wieder sehr nahe. Da konnte ich während der Dreharbeiten nicht abends nach Hause gehen und gut drauf sein. Dann kam noch dazu, dass ich während des Drehs die Symptome der Rolle sozusagen übernommen hatte. Die Figur hat einen Hirntumor, so hatte ich dauernd Kopfschmerzen, es ist mir nicht gut gegangen. Auch meine Gedanken waren viel im Negativen verhaftet. Ich war dann sogar dreimal zur Untersuchung bei einer Neurologin, weil ich immer wieder wirklich gedacht habe, ich habe da auch was. Aber ich hatte nichts. Das alles war sehr schwierig, definitiv meine bisher schwierigste Rolle.

Und die Rolle der heroinabhängigen Mutter?

Für diese Rolle habe ich unter anderem auf dem Salzburger Hauptbahnhof Kontakt zu Heroinabhängigen geknüpft und durfte anschließend viel Zeit in einer Wohngemeinschaft Süchtiger verbringen. Dort bin ich sozusagen zur Drogenexpertin geworden und habe am Ende dann quasi schon zehn Meter gegen den Wind erkannt, wer was genommen hatte.

Was passiert, wenn Sie einen gesunden, frohen Menschen darstellen?

Für den Fall, dass ich den ganzen Tag im Job eine Sommermiene mache, werde ich abends eher auch strahlen (lacht).

Welchen Nutzen ziehen Sie sonst noch aus Ihren Rollen?

Wenn ich merke, dass das, was ich gerade vor der Kamera oder auf der Bühne tue, gut ist, wenn meine Energie über die eigene Ausstrahlung hinaus in den Raum geht und ich spüre, jetzt wird das Ganze größer als ich selber, gibt mir das so einen Energie-Kick. Das ist fast ein ekstatisches Gefühl, auch ein Flow-Gefühl, das Gefühl im Hier und Jetzt zu sein. Aber ganz generell ist das Schöne an dem Beruf, dass man mit jeder Rolle neue Lebensrealitäten kennenlernt und so über die Jahre einen großen Erfahrungsschatz gewinnt. Auch, dass die Empathiefähigkeit immer mehr zunimmt, ich mich also immer besser in andere Menschen hineinversetzen und ihre Gefühle nachvollziehen kann.

Immer wieder gibt es in den Medien Spekulationen über Ihr Privatleben und da besonders über Ihr Liebesleben. Stört Sie das? Oder stehen Sie da eventuell drüber?

Drüberstehen? Nein, ich stehe über gar nix drüber. Es wäre ganz furchtbar, wenn das anders wäre, und ganz schlimm, wenn mich Dinge nicht berühren würden. (denkt nach) Aber eigentlich kann ich diese Frage gar nicht so pauschal beantworten. Wenn ich etwas nach außen trage, zum Beispiel mein Äußeres auf die eine oder andere Art öffentlich zeige, dann hat das eine Aussagekraft, die bewusst so gewählt ist, dass möglicherweise darüber geredet wird. Es mag auch Situationen geben, in denen ich mich auf intime, intensive Gespräche einlassen könnte, auch wenn diese veröffentlicht werden. Aber ich rede sicher nicht über meine Gefühle und über Sex, wenn mir ein Journalist von der „Yellow Press“ im Vorübergehen auf dem roten Teppich Fragen dazu zuruft. Das ist vergleichbar mit: Manche Themen bespricht man in Ruhe mit der Freundin, aber nicht mit der Kollegin in der Mittagspause.

Woran arbeiten Sie gerade?

Ich stehe momentan zwischen zwei Projekten. Den Kinofilm „Im Rosengarten“ habe ich gerade abgedreht, das nächste Projekt startet im Sommer. Worum es da genau geht, darüber darf ich noch nicht sprechen. Außerdem gibt es da so den Aberglauben, dass das Unglück bringt. Da wird man dann am Ende noch umbesetzt (lacht).

Haben Sie eine bestimmte Methode, Ihre Texte zu lernen?

Diesbezüglich erfreue ich mich eines Geschenks der Götter: Ich brauche einen Text nur einmal anzuschauen und kann ihn dann, außer es handelt sich um einen Text von Shakespeare vielleicht. Dafür brauche ich den ganzen Nachmittag. Lese ich ein Drehbuch fünfzehnmal durch, kann ich auch die Rollen der Kolleginnen und Kollegen.

Weil Sie so viel unterwegs sind: Wie gelingt es Ihnen da, sich fit zu halten?

Egal, wo ich bin: Ich habe immer die Laufschuhe dabei und gehe fast jeden Tag laufen. Ich laufe entweder gleich nach dem Aufstehen oder nach dem Drehen. So gelingt es mir oft ganz gut, eine schwierige Rolle abzuschütteln, negative Emotionen abzustreifen oder den Zweifel daran, ob ich gut war. Einen Badeanzug habe ich auch immer mit und gehe in jedes ruhende oder fließende Gewässer schwimmen, das ich finden kann. Und dann habe ich noch in Berlin, Köln, München und in Wien je ein Schrottrad stehen. Die Räder sehen so aus, dass sie eher nicht abhandenkommen. Mit denen erledige ich meine täglichen Wege. Beim Papa in der Garage in Salzburg steht noch ein teureres Mountainbike für größere Touren. Die gehen sich im Alltag nicht aus, die mache ich dann im Urlaub. Ah ja, und was mich auch fit hält, ist der Mittagsschlaf, den gönne ich mir, wann immer das möglich ist.

Beachten Sie auch ernährungstechnisch etwas Besonderes?

Manchmal packt mich der Teufel, dann esse ich Nudeln mit Ketchup (lacht). Sonst achte ich schon auf die Ernährung, aber so viel Besonderes beachte ich nicht. Meine Mutter hatte einen Biobauernhof, da habe ich gelernt, was gute Produkte ausmacht und da schaue ich darauf. Am liebsten esse ich regional, saisonal und biologisch. Ich will auch immer ganz genau wissen, was in einem Lebensmittel drin ist. Wenn ich sehe, dass ein Toast zehn Zutaten hat, nehme ich ihn nicht, da ist mir das Brot mit den vier Zutaten lieber. Und weil ich an einem Drehtag meistens erst nach dem Dreh esse, also sehr spät am Abend, und dann das Essen wie ein Ritual zelebriere, habe ich morgens keinen Hunger und esse oft erst wieder am frühen Nachmittag eine Kleinigkeit. So ergibt es sich durch meinen Beruf automatisch, dass ich quasi Intervallfasten betreibe.

Foto: (c) Peter_Mueller

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