Dr. Omar Sarsam über sein Solokabarettprogramm „Sonderklasse“, seine Arbeit als Kinderchirurg und die Frage, ob Lachen die beste Medizin ist.
– Von Mag.a Sabine Stehrer
Der 1980 in Wien geborene und aufgewachsene Arzt und Kabarettist mit irakischen Vorfahren hat mehr als nur
eine künstlerische Ader. Schon während seines Medizinstudiums stand er auf Musical- und Theaterbühnen. Später gründete er eine Band, dann hat er das Kabarett für sich entdeckt. Nun feiert er mit seinem bereits dritten Solokabarettprogramm „Sonderklasse“ österreichweit Erfolge und arbeitet zusätzlich in Wien als Kinderchirurg.
Herr Dr. Sarsam, wenn jemand zugleich Kinderchirurg und Kabarettist ist, fragt man sich, wie dessen typischer Arbeitstag aussieht?
Den gibt es nicht (lacht). Da bin ich flexibel, denn nur, wenn ich mich nach dem jeweiligen Bedarf und in Zusammenarbeit mit meiner Frau organisiere, habe ich auch noch Zeit für meine Familie und ein bisschen Zeit für mich.
Wie viel Prozent Ihrer Zeit widmen Sie sich dem Kabarett?
Ich habe mich dazu entschlossen, zu hundert Prozent Kinderchirurg zu sein, aber auch zu hundert Prozent Kabarettist, und damit sich das ausgeht, sehe ich weniger fern (lacht).
An sich passen die Kinderchirurgie und das Kabarett aber auch gut zusammen, denn es gibt einige Parallelen zwischen den Berufen. Da wie dort habe ich jeden Tag mit Menschen zu tun, in der Ordination mit Kindern und Eltern. Und auf der Kabarettbühne stehe ich immer vor einem anderen Publikum.
In beiden Berufen geht es um Kontakt auf Augenhöhe. Und ähnlich wie in der Medizin ist Humor auch im Kabarett oft ein sehr guter Eisbrecher.
Es heißt ja immer, Lachen sei die beste Medizin.
Ich sehe das Lachen als Form der Kommunikation, die jede*r versteht. Aber Humor kann, wenn er strategisch eingesetzt wird, selbst in schwierigen medizinischen Situationen dabei helfen, einen Weg zu sehen, der
aus diesen Situationen hinausführt. Nur wie so oft gilt auch hier der Spruch „dosis facit venenum“ – „die Dosis macht das Gift“. Nicht in jeder Situation ist Humor angebracht. Im Fall einer Blinddarmentzündung ist die Blinddarmentfernung die Therapie der Wahl.
Was erwartet die Menschen, die sich „Sonderklasse“ ansehen möchten?
110 Minuten Urlaub für das Gehirn. Und so wie das Publikum in allen meinen Kabarettprogrammen erwartet
sie vor allem ein Spiel mit der Sprache. Ich bin ja ein gebürtiger und gefühlter Wiener mit buntem Hintergrund. Meine zu drei Vierteln arabischen Eltern haben in Wien ein arabisches Restaurant geführt, und ich hatte ein Kindermädchen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Um mich herum waren immer viele Sprachen und Akzente zu hören.
Deswegen haben mich immer schon sprachliche Unterschiede fasziniert, und es ist mir ein Anliegen, in meinen Programmen spielerisch zu vermitteln, dass die Menschen zwar unterschiedlich sprechen, im Grunde aber
meist gleich empfinden. Auch versuche ich zu transportieren, dass der Klang einer fremden Sprache lustig klingen darf, man darüber lachen darf, solange man die Unterschiede wertschätzt.
Was das Publikum in „Sonderklasse“ noch erwartet, ist viel Musik.
Wie viele Musikinstrumente spielen Sie denn?
Da muss ich jetzt selber nachzählen, wie viele ich spiele, wobei ich fast alle gleich schlecht spiele. Ich spiele Schlagzeug, Saxophon, Querflöte, Klavier, Gitarre, Violine und Blockflöte, die aber fantastisch. Also sieben.
Wieso so viele?
Als Kind habe ich mich viel im Restaurant meiner Eltern aufgehalten, und da war gegenüber ein Musikhaus mit einer Auslage voller Instrumente. Das hat schon eine Wirkung auf mich gehabt, denke ich. Aber die Grundfaszination ging von meiner Großmutter aus. Ihr habe ich oft beim Klavierspielen zugehört und dann immer alles nachgespielt.
Bleibt Ihnen noch Zeit, etwas für Ihre Gesundheit zu tun und Sport zu betreiben?
Durch die Pandemie sind viele Auftritte weggefallen, und da habe ich das Padel-Tennis für mich entdeckt. Das ist so eine Mischung aus Tennis und Squash, im Doppel gespielt. Dieser Sport hat eine steile Lernkurve und eignet sich
auch, wenn man kein natives Balltalent ist.
Beachten Sie ernährungstechnisch etwas Besonderes?
Meine Frau und ich schauen darauf, dass wir uns und unsere Kinder ausgewogen ernähren. Ich koche auch liebend gern, meistens indisch, Curry mit Reis. Freund von Ernährungsplänen bin ich aber keiner, solange es keinen triftigen Grund dafür gibt.
© Stefan-Gergely