Wenn die Augen wehtun, kann dies viele verschiedene Ursachen haben. Was häufig hinter Augenschmerzen steckt und wie die „Auas“ im Auge behandelt werden.
von Mag. Sabine Stehrer
An sich sind unsere Augen gut geschützt: etwa durch die Augenlider und Wimpern, die die Vorderseite des Augapfels abschirmen, oder die Bindehaut zwischen Augenlid und Augapfel. Schutz bieten ihnen aber auch der Tränenapparat, der sie vor Austrocknung bewahrt und Fremdkörper wegschwemmt, sowie die Schädelknochen, die sie umhüllen und die Augenhöhle bilden. Dennoch kann es dazu kommen, dass unsere Sehorgane Schaden erleiden und Bestandteile davon schmerzen – nicht alle Teile sind schmerzempfindlich, wohl aber beispiels- weise die Bindehaut selbst, die Hornhaut oder der sogenannte Strahlenkörper, an dem die Linse hängt. Ärzte erklären, worauf leichte, mittelstarke und starke Augenschmerzen häufig zurückgehen und was gegen die jeweiligen „Auas“ im Auge hilft.
Ein bisschen weh …
… tut das Auge zum Beispiel, wenn ein Fremdkörper hineingelangt ist. So können eine Mücke, ein Staubkorn oder eine Wimper, die sich losgelöst hat, leichte Schmerzen verursachen, „weil durch den Fremdkörper die Bindehaut gereizt wird“, so Dr. Christine Wintersteller, Augenärztin in Salzburg-Stadt. Auch Bindehautentzündungen, die beispielsweise durch Schwimmen in chloriertem Wasser verursacht werden, führen dazu, dass die Augen ein bisschen wehtun und sich röten. Eine weitere häufige Ursache für ein leichtes „Aua“ im Auge ist das trockene Auge, das auf langes Schauen auf den Bildschirm zurückgeht – und darauf, dass dabei zu selten geblinzelt und Tränenflüssigkeit auf dem Auge verteilt wird.
Wie wird behandelt?
Reizungen durch Fremdkörper, die mit der Verstärkung des Tränenflusses ausgeschwemmt werden oder einfach zu entfernen sind, klingen laut Wintersteller fast immer rasch wieder ab. Bindehautentzündungen werden mit antientzündlichen Augentropfen oder Augensalben behandelt. Gegen leichte Formen des trockenen Auges helfen Bildschirmpausen, bewusstes Blinzeln und ein Tränenersatzmittel.
Etwas mehr weh …
… tun unsere Sehorgane beispielsweise bei schweren Formen des trockenen Auges, „wo das Brennen, Jucken und die Rötungen mit unangenehmen Empfindungen bei jedem Lidschlag und dem Gefühl, als ob Sand im Auge wäre, einhergehen“, weiß Univ. Prof. Dr. Christoph Faschinger, der an der Augenklinik der Medizinischen Universität Graz forschte und lehrte. Die Beschwerden sind oft eine Begleiterscheinung der Hormonumstellung in den Wechseljahren oder einer Erkrankung an Diabetes. An sich gehen sie auf eine Verringerung des Tränenflusses und eine Veränderung der Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit zurück, die mit sich bringen, dass der Tränenfilm das Auge nicht ausreichend vor Austrocknung schützt.
Etwas mehr weh tun die Augen auch bei Entzündungen der Lederhaut, der Regenbogenhaut und Infektio- nen des Aufhängeapparats der Linse, die mit einem Anstieg des Augendrucks verbunden sind. Entzündungen der Hornhaut und der Gefäßhaut durch Herpesviren verursachen ebenfalls mittelstarke Augenschmerzen. Schließlich lösen noch Abschürfungen der Hornhaut, die passieren, wenn ein Fremdkörper auf der Innenseite des Oberlids kleben bleibt und bei jedem Lidschlag auf der Hornhaut hin- und herreibt, „Auas“ dieser Kategorie aus.
Wie wird behandelt?
Schmerzen und andere Beschwerden, die durch ausgeprägte Formen des trockenen Auges hervorgerufen werden, sind laut Faschinger mit häufigem Eintropfen von Tränenersatzmitteln und anderen Augentropfen zu lindern. Gegen Infektionen von Gewebeschichten des Auges helfen je nach Ursache Kortison-haltige und antiviral wirkende sowie drucksenkende Tropfen, Salben und Tabletten. Abschürfungen der Hornhaut heilen von selbst ab: Schmerzlindern- de Medikamente helfen, bis alles wieder gut ist.
Sehr, sehr weh …
… tun die Augen zum Beispiel bei Prellungen des Augapfels, zu denen es etwa kommt, „wenn ein Golfball, ein Squash- oder Tennisball hineingeschossen oder ein Ellbogen hineingestoßen wird“, so Faschinger und Wintersteller. Als weitere häufige Ursache für starke Augenschmerzen nennen sie das sogenannte Verblitzen durch intensive Sonneneinstrahlung oder auch durch Schweißarbeiten ohne Schutzbrille: Das Licht schädigt die Hornhaut so, dass Nerven freigelegt werden, was zu den Schmerzen führt.
Starke bis sehr starke Schmerzen können auch Infektionen der Hornhaut mit Akanthamöben hervorrufen, das sind Parasiten, die über verunreinigte Kontaktlinsen ins Auge geraten. Das weitaus größte „Aua“ am Auge verursacht aber ein Glaukom-Anfall, zu dem es bei einer speziellen Form des Grünen Stars kommen kann. Dabei verschließt die Regenbogenhaut den Kanal, durch den das Augeninnenwasser abfließt, wodurch der Augeninnendruck ansteigt. Die Schmerzen im Auge gehen dann mit einer Rötung des Auges einher – und weil das Augeninnenwasser die Hornhaut eintrübt, auch mit einer starken Verringerung des Sehvermögens.
Wie wird behandelt?
Prellungen des Augapfels oder Verblitzen des Auges werden laut Faschinger und Winterstel- ler mit Tropfen, Salben oder schmerzlindern- den Tabletten behandelt und heilen meist binnen ein, zwei Tagen ab. Verletzungen der Horn- haut durch Parasiten müssen rasch und mit einer intensiven Tropftherapie, manchmal mit einer Infusion und Tabletten behandelt werden.
Sofort behandelt werden muss auch der Glaukom-Anfall: mit Medikamenten, die den Augeninnendruck senken, und mit der Ableitung des Augeninnenwassers über ein Loch, das mit dem Laser in die Regenhaut gesetzt wird. Denn bleibt die Therapie auch nur einige Stunden lang aus, kommt es zu einer Schädigung der Sehnerven und zu einer bleibenden Sehverschlechterung.
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AUGENSCHMERZEN – VON WOANDERS AUSSTRAHLEND
Nicht immer sind es die Augen, die schmerzen, wenn es sich so anfühlt, als würden sie wehtun: So kann der eigentliche Schmerzpunkt zum Beispiel am Lidrand sitzen, etwa wenn sich durch eine bakterielle Infektion ein Abszess gebildet hat – das sogenannte Gerstenkorn. Wie eine Augenentzündung fühlt sich auch eine Entzündung der Abflusswege der Tränen an. Und mitunter handelt es sich bei vermeintlichen Augenschmerzen um Kopf- oder Nackenschmerzen, die in die Augen ausstrahlen.
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AUGENSCHMERZEN – WIE BEUGT MAN VOR?
Zum Augenarzt gehen
… und zwar vorsorglich das ganze Leben lang und ab dem 45. Lebensjahr am besten einmal jährlich sowie immer dann, wenn sich das Sehvermögen verändert – und immer sofort, wenn es zu Reizungen und Verletzungen der Augen gekommen ist.
Den Augen Pausen geben
Die Arbeit am Computer alle zwei Stunden für zehn Minuten unterbrechen, um in die Ferne zu sehen. Kinder dazu anhalten, täglich zwei Stunden im Freien zu verbringen.
Brillen tragen
In der Sonne Sonnenbrillen, die UV-Strahlen gut abhalten, was an der CE-Kennzeichnung erkennbar ist. Beim Sport Sportbrillen, die die Augen abdecken und beispielsweise beim Radfahren vor Fahrtwind schützen. Beim Schwimmen Schwimmbrillen, beim Skifahren Skibrillen. Bei Touren im Hochgebirge, Skitouren, Gletscherwanderungen und Segeltouren Brillen, die die UV-Strahlen blockieren.
Bei Arbeiten wie Bauarbeiten, Gärtnern oder Schweißen Schutzbrillen, bei Arbeiten am Bildschirm eventuell eine Bildschirmarbeitsbrille. Bei Fehlsichtigkeiten heißt es, eine Brille tragen und jährlich überprüfen lassen, ob die Stärke noch stimmt. Wenn Kontaktlinsen getragen werden, dann auf Hygiene achten und nie damit duschen oder saunieren, die Linsen nie über Nacht tragen.
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