Hinlegen und Beine hochlagern!
von Mag. Alexandra Wimmer mit fachlicher Unterstützung von Dr. Benjamin Loader, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen und Leiter der HNO-Schwindelambulanz am Wiener AKH.
Was steckt dahinter?
Die ganze Welt dreht sich, alles schwankt: Schwindel (lat. vertigo) kann sich auf unterschiedliche Weise äußern, Experten unterscheiden rund 100 verschiedene Schwindelarten, die sie u. a. nach dem subjektiven Empfinden und den Ursachen einteilen.
Beim Drehschwindel hat man den Eindruck, in einem rasenden Karussell zu fahren, beim Schwankschwindel ist es, als befände man sich auf einem Schiff auf hoher See.
Eine Schwindelattacke kann mit und ohne Begleitsymptome wie Hörverminderung, Ohrensausen, Übelkeit oder Kopfschmerzen auftreten.
Die wichtigsten Ursachen für Schwindelattacken: eine Störung im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs, Fehlfunktionen bzw. Erkrankungen im zentralen Nervensystem, psychische Probleme. Weiters können Bluthoch- oder Blutniederdruck, Unterzuckerung, Blutarmut, Herzschwäche oder Migräne die Beschwerden verursachen. Auch wenn bestimmte Medikamente nicht vertragen werden oder man eine schlecht angepasste Brille trägt, kann dies zu Schwindel führen. Weiters können Verspannungen im Nacken Schwindelanfälle auslösen.
Der sogenannte gutartige Lagerungsschwindel, der durch eine Infektion oder einen Sturz ausgelöst werden kann, ist die häufigste Schwindelform des Innenohrs: Dabei geraten die winzigen Kristalle im Innenohr, die den Gleichgewichtssinn ausloten, durcheinander.
Wenn sich zu den Schwindelattacken heftige Übelkeit, ein Druck am Ohr, Ohrgeräusche und/oder Hörverlust einstellen, kann dies auf Morbus Menière, eine Erkrankung des Innenohrs, deuten.
Der phobische Schwankschwindel wiederum, der gewöhnlich nur wenige Sekunden andauert und ohne Begleitsymptome auftritt, ist psychisch bedingt.
Was hilft?
Im Akutfall gilt: Wenn es schwarz vor den Augen wird, sollte man sich hinlegen und die Beine hochlagern. Wenn sich alles dreht, sollte man sich zumindest hinsetzen und die Attacke abwarten. Auf jeden Fall sollte man ruhig bleiben und nicht panisch werden.
Um den Schwindel nachhaltig in den Griff zu bekommen, erweist sich – unabhängig von der jeweiligen Ursache – Gleichgewichtstraining als besonders wirksam: Mit Hilfe spezieller Übungen wird dabei das Gleichgewichtssystem trainiert.
Sind die Attacken psychischen Ursprungs, kann das Führen eines Tagebuchs, in dem man die Auslöser bzw. Begleitumstände einer Attacke notiert, hilfreich sein.
Mitunter werden bei Fehlfunktionen des Gleichgewichtsorgans Medikamente gegeben, bevor – in seltenen Fällen – ein chirurgischer Eingriff notwendig wird.
Zum Arzt sollte man, wenn…
… der Raum sich dreht, man also unter starkem Drehschwindel leidet.
… die Schwindelattacken häufig auftreten.
… der Schwindel von Symptomen wie Hörverminderung, Übelkeit, Kopfschmerzen begleitet wird.
Expertentipp
Betroffene sollten zuerst stets einen Allgemeinmediziner aufsuchen, der einschätzen kann, ob hinter den Beschwerden ein Herz- bzw. Kreislaufproblem steckt, ob neurologische Risikofaktoren bestehen oder ob ein Hals-Nasen-Ohren-Problem die Symptome verursacht – und an den entsprechenden Facharzt verweist.
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