Priv.-Doz. Dr. Christopher Gonano, MMMSc, MBA, MLS, Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin in Wien, beantwortet die aktuelle Leserfrage.
MEDIZIN POPULÄR-Leserin Elfriede R. fragt: Seit meiner Gürtelrose-Infektion leide ich unter Nervenschmerzen. Was kann ich dagegen tun und kann ich ein zweites Mal an Gürtelrose erkranken?
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Eine Gürtelrose (Herpes Zoster) führt in der Regel zu einem schmerzhaften, bläschenförmigen Hautausschlag. Meist klingen die Symptome der Gürtelrose nach zwei bis vier Wochen wieder ab. Wenn die Schmerzen jedoch länger als drei Monate andauern, spricht man von einer Post-Zoster-Neuralgie. Hauptsymptom sind schnell einschießende und elektrisierende Schmerzen, die über Monate anhalten können. Teilweise sind die Nervenschmerzen so stark, dass selbst das Tragen von Kleidung zur Qual wird. Je älter man zum Zeitpunkt der Gürtelrose-Erkrankung ist, umso größer ist das Risiko, dass sich eine Post-Zoster-Neuralgie entwickelt: Liegt die Rate bei etwa 50-Jährigen bei zehn bis fünfzehn Prozent, so kann das Risiko bei den über 85-Jährigen auf rund 50 Prozent ansteigen.
Wie wird eine Post-Zoster-Neuralgie behandelt?
Klassische Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen, die bei einer Gürtelrose-Erkrankung die Schmerzen meist gut mildern, helfen bei der Post-Zoster-Neuralgie nur wenig. Die Behandlung richtet sich immer nach dem persönlichen Leidensdruck. Oft helfen lokale Anwendungen, um die Schmerzen zu verringern. Zum Einsatz kommen etwa Tinkturen, Salben oder Pflaster, die den Wirkstoff Capsaicin enthalten. Dieser wird aus scharfen Chilis gewonnen und führt dazu, dass die Weiterleitung der Nervenimpulse herabgesetzt wird und die schmerzhaften Reize aus der Haut nicht mehr zum Gehirn gelangen können. Spezielle Pflaster, die zwölf Stunden auf der Haut bleiben und ein örtlich wirkendes Schmerzmittel enthalten, betäuben die Haut oberflächlich und können ebenfalls zur Schmerzlinderung verordnet werden. Bei anhaltenden Nervenschmerzen kommen auch Antidepressiva und Antiepileptika zum Einsatz. Antidepressiva werden dabei niedriger dosiert als bei der Behandlung depressiver Erkrankungen und dienen dazu, die Weiterleitung der Schmerzsignale im Rückenmark zu unterdrücken. Antiepileptika docken genau beim Nerv an und helfen somit, die Schmerzen zu reduzieren.
Wie kann ich mich vor einer Post-Zoster-Neuralgie schützen?
Wichtig ist, dass eine Gürtelrose rasch und richtig therapiert wird, um das Risiko einer Neuralgie zu reduzieren. Bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten der Hautveränderungen ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Die Behandlung besteht aus der Kombination von Schmerzmitteln und antiviralen Medikamenten, die dabei helfen, das Virus in Schach zu halten. Um den Juckreiz zu lindern und die Bläschen auszutrocknen, können zusätzlich desinfizierende Puder oder Salben verordnet werden.
Kann eine Gürtelrose wiederholt auftreten?
Ja, eine Gürtelrose kann mehrmals ausbrechen. Selbst wenn bei der ersten Gürtelrose antivirale Medikamente verordnet wurden, können nicht alle Varicella-Zoster-Viren, die in den sensorischen Ganglien entlang der Wirbelsäule schlummern, unschädlich gemacht werden. Wenn das Immunsystem geschwächt ist oder andere Stress-Faktoren für das Immunsystem hinzukommen, kann man erneut erkranken. Häufig ist zu beobachten, dass Menschen während des Urlaubs an Gürtelrose erkranken, wenn der Dauerstress des Alltags abfällt. Die Gürtelrose-Impfung, die aktuell für Personen ab 50 empfohlen ist, kann das Risiko einer Infektion entscheidend verringern bzw. die Symptome deutlich reduzieren. Eine Post-Zoster-Neuralgie ist kein lästiger Schnupfen, den man nach einer Woche wieder los ist, sondern sie kann die Lebensqualität über Monate erheblich einschränken. In seltenen Fällen kann eine Gürtelrose auch die Augen, die Ohren oder die Gehirnnerven betreffen und dann zu schwerwiegenden Komplikationen führen.
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