Haut, Haare, Nägel & Kosmetik

Wenn die Haut Alarm schlägt

Sie brennt, juckt, spannt – und sucht sich immer die ungünstigsten Momente aus: unsere Haut. Ob Pickel, Akne, Fieberblasen oder juckender Ausschlag – Hautprobleme sind oft nicht nur lästig, sondern schlagen auch auf die Psyche. 

Von: Angelika Kraft

Dr. Sabine Schwarz
„Pickel und Akne unterscheiden sich nur in ihrer Quantität und Intensität, nicht in der Ursache.“

Samstagabend, 19:30 Uhr, kurz vor dem ersten Date. Das Outfit sitzt, das Make-up auch – und plötzlich erscheint ein roter Pickel auf der Stirn. Zwei Wochen später, bei der großen Präsentation, kündigt sich eine Fieberblase an. Diese Szenarien kennen viele – und sie haben einen gemeinsamen Nenner: Stress.

„Unsere Haut ist ein hochsensibles Organ und Teil des Immunsystems“, erklärt die Wiener Dermatologin Dr. Sabine Schwarz. „Geraten wir unter psychischen oder physischen Stress, schüttet der Körper die Hormone Adrenalin und Cortisol aus. Diese können Entzündungen verstärken, die Hautbarriere schwächen und das Hautmikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen. Die Folge: Die Haut reagiert schneller mit Irritationen, Pickeln oder Infektionen.“

Wenn die Poren rebellieren

Pickel entstehen, wenn Talgdrüsen vermehrt Fett produzieren, sich abgestorbene Hautzellen stauen und die Poren verstopfen. Bakterien vermehren sich, die Stelle entzündet sich – und der Pickel ist da. Betroffen sind besonders Stirn, Nase und Kinn, wo die Talgproduktion am aktivsten ist. „Wer immer wieder zu Pickeln neigt, sollte das ernst nehmen und die Ursache klären lassen“, rät Schwarz. „Bei häufigen oder entzündlichen Pickeln helfen oft lokal angewendete Medikamente wie Benzoylperoxid oder antibiotische Gels.“ Auch Hausmittel wie Teebaumöl können punktuell helfen, sollten aber mit Vorsicht eingesetzt werden, um Hautreizungen zu vermeiden. Wichtig ist die richtige Pflege: fettfrei, nicht komedogen und mit entzündungshemmenden Inhaltsstoffen. Und wie sieht es mit dem Ausdrücken aus? „Nur wenn der Pickel wirklich reif ist und sich an der Spitze öffnet, kann man ihn vorsichtig mit gewaschenen Händen und einem sauberen Tuch ausdrücken. Alles andere birgt das Risiko von Entzündungen und Narben“, warnt die Dermatologin. Von der Zahnpasta als Notlösung rät sie ab: „Die Inhaltsstoffe sind meist zu aggressiv. Besser: ein mildes Kamillendampfbad, das die Poren öffnet und die Haut beruhigt.“

Entzündung wird zur Dauerbelastung 

Bei Akne handelt es sich um eine chronisch-entzünd­liche Hauterkrankung, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. „Pickel und Akne unterscheiden sich nur in ihrer Quantität und Intensität, nicht in der Ursache“, so Schwarz. „Beides entsteht durch übermäßige Talgproduktion und verstopfte Poren.“ Wenn sich entzündete Knoten, Mitesser und Papeln (erhabene Hautveränderungen) über einen längeren Zeitraum häufen, sollte unbedingt eine Hautärztin, ein Hautarzt auf­gesucht werden. 

„Insbesondere bei tiefen Entzündungen droht Narbenbildung – deshalb ist eine frühzeitige, individuelle Behandlung wichtig“, so die Ärztin. Die Therapien reichen von äußerlich anzuwendenden Cremes über Antibiotika bis hin zu Vitamin-A-Kuren. „Zusätzlich empfehle ich, den Hormonstatus zu überprüfen, da hormonelle Schwankungen – etwa in der Pubertät oder bei erwachsenen Frauen – eine zentrale Rolle spielen können.“ Denn was viele nicht wissen: Akne ist längst kein reines Teenager-Problem mehr. Auch Frauen – vor allem zwischen 25 und 45 – sind häufig betroffen. Hormonelle Schwankungen, Stress oder ungeeignete Pflegeprodukte zählen zu den häufigsten Auslösern sogenannter „Spätakne“.

Wenn das Virus zurückschlägt

Lippenherpes wird durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 ausgelöst. Einmal infiziert, bleibt das Virus lebenslang im Nervensystem und kann bei Auslösern wie Stress, Sonne oder Infekten reaktiviert werden. „Fieberblasen kündigen sich meist durch ein erstes Nervengefühl an. Dann sollte man schnell reagieren, denn zu diesem Zeitpunkt wandert das Herpesvirus bereits entlang der Nervenbahnen zur Lippe – und je früher man gegensteuert, desto besser.“

Besonders wirksam sind antivirale Medikamente: „Ideal ist es, sofort mit Aciclovir-Tabletten zu beginnen, die sollte man als Betroffener immer in der Handtasche dabei haben. Sie können Dauer und Schwere des Ausbruchs deutlich reduzieren“, so die Ärztin. Neben der medikamentösen Behandlung sei auch Hygiene essenziell: „Fieberblasen sind hoch ansteckend. Nicht berühren, nicht ausdrücken und auf keinen Fall die Flüssigkeit verteilen – das kann zu Schmierinfektionen führen.“ Bei häufigem Wiederauftreten oder besonders schweren Verläufen empfiehlt Schwarz eine fachärztliche Abklärung und gegebenenfalls eine prophy­laktische Therapie. 

Wenn Gutes einem schlecht bekommt

Nicht jeder Hautausschlag hat eine äußerlich erkennbare Ursache. Manchmal ist es die Pflege selbst, die die Haut stresst. Duftstoffe, Alkohol, Konservierungsmittel – gerade empfindliche Haut reagiert darauf schnell mit Rötung, Jucken oder Spannungsgefühl. „Trockene Haut ist generell anfälliger für Reizungen“, erklärt Schwarz. „Deshalb sollte man Pflegeprodukte stets auf den eigenen Hauttyp abstimmen.“ Für sensible Hauttypen eignen sich beruhigende und ölreiche Produkte, idealerweise mit entzündungshemmenden Inhaltsstoffen wie Aloe Vera. „Auch spezielle Serien für Neurodermitis oder milde Babypflegeprodukte sind oft gut verträglich.“ Reagiert die Haut plötzlich gereizt, heißt es: absetzen. „Neutrale Cremes und pflanzliche Öle wie Nachtkerzenöl sind dann meist eine gute Wahl.“ Und wenn es immer wieder zu Problemen kommt? „Dann sollte man unbedingt eine Hautärztin oder einen Hautarzt aufsuchen. Wiederkehrende Irritationen können auf eine Kontaktallergie oder Hautkrankheit hinweisen“, erklärt Schwarz.


SOS-Tipps für akute Hautprobleme

  • Finger weg vom Pickel: Das Ausdrücken kann die Entzündung verschlimmern.
  • Cool bleiben: Bei Juckreiz oder Schwellung hilft Kühlen oft am besten.
  • Lichtschutz verwenden: Nicht nur bei Fieberblasen – auch bei Akne oder Ausschlag kann die Sonne Beschwerden verstärken.
  • Pflegepausen einlegen: Weniger Produkte bedeuten oft mehr Hautbalance.
  • Stress reduzieren: Yoga, Spaziergänge oder Musik – der Haut tut gut, was der Seele guttut.

Fotos: Fountain’s Edit, istockphoto/ Evheniia Vasylenko

Share

Logo medizinpopulär