Heilpflanzen & Phytotherapie

Dem Schnupfen auf sanfte Weise was husten

Traditionelle Hausmittel im medizinischen Check.

Gerade zur Behandlung von Erkältungskrankheiten ist für jedes Symptom ein passendes Kraut gewachsen.

– Von Mag. Sylvia Neubauer

Zum Schutz der eigenen Zellfunktionen aber auch zur Abwehr vor „Fressfeinden“ produzieren Pflanzen verschiedenste Stoffe. Diese Substanzen der Selbsthilfe können auch Menschen erfolgreich nutzen – quasi als Naturapotheke.

Ein Zusammenspiel von Inhaltsstoffen

„Inhaltsstoffe wie Flavonoide, Saponine, Bitterstoffe, Gerbstoffe und Schleimstoffe, Vitamine und bakterienwachstumshemmende Produkte können in passender Zubereitung zur Vorbeugung oder bei vorhandener Erkrankung verwendet werden “, weiß Karina Reichl. „Wichtig ist aber zu wissen, wie man sich diese positiven Eigenschaften zunutze macht“, sagt die naturaffine Kräuterexpertin aus Salzburg.
Karina Reichl verrät, welche Heilkräuter bei Husten, Schnupfen und anderen verkühlungsbedingten Beschwerden helfen können und worauf es zu achten gilt:

Mädesüß lindert Schmerzen

Mädesüß wirkt entzündungshemmend, schweißtreibend und fiebersenkend. Das zur Familie der Rosengewächse gehörige Heilkraut kann mit grippalen Infekten einhergehende Beschwerden lindern. „Vor allem dann, wenn man unter den klassischen Symptomen wie Glieder-, Muskel-, oder Kopfschmerzen leidet“, meint Reichl. Speziell die in den Blüten, aber auch in der Rinde der Weide enthaltene natürliche Salicylsäure kann das Schmerzempfinden reduzieren. Aufpassen sollten Personen, „die auf Salicylsäure allergisch reagieren“, so die Expertin. Also jene, die auch Medikamente mit Acetylsalicylsäure nicht vertragen, „sie sollten allerdings auf das Mädesüß ganz verzichten.“

  • Zubereitungstipp der Expertin:
    Das Kraut mit heißem Wasser übergießen – zehn Minuten ziehen lassen.

Kamille befreit die Atemwege
Neben ätherischen Ölen enthält Kamille Cumarine und Flavonoide – sprich geballte Pflanzenpower, die das Immunsystem aktiviert. Dank seiner antibakteriellen, entzündungshemmenden und abschwellenden Eigenschaften ist das beliebte Kraut gegen Atemwegsinfektionen jeglicher Art wirksam. Dabei lässt sich die Kamille vielseitig einsetzen. Inhalationskuren mit starkem Kamillentee befreien die Atemwege und wirken sich positiv auf den Verlauf von Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündungen und Bronchitis aus. Bei Halsschmerzen tritt die antiseptische Wirkung am besten durch Gurgeln mit Kamillentee zutage.

Schlüsselblume löst den Schleim

Ihrer Sekret lösenden Eigenschaften wegen findet die Schlüsselblume als Arzneimittel bei Katarrhen der oberen Luftwege Verwendung. „Die enthaltenen Saponine, auch Seifenstoffe genannt, wirken auswurffördernd“, erklärt die Spezialistin für Wald- und Wiesenkräuter und ergänzt: „Ihren Einsatz finden die in der Natur geschützten Blüten und Wurzeln beispielsweise bei verschleimtem Husten.“ Die Schlüsselblume ist als Arzneipflanze nur in der Apotheke erhältlich.

  • Zubereitungstipp der Expertin:
    Die Wurzel soll in kaltem Wasser angesetzt und so zum Sieden gebracht werden. Die optimale Ziehdauer beträgt fünf bis acht Minuten.

Malve hilft gegen Husten
Das spanische Sprichwort „Malve im Garten lässt den Doktor draußen warten“ ehrt die umgangssprachlich als Käsepappel bekannte Malve völlig zu Recht. Sowohl ihre Blätter, als auch ihre Blüten „wirken aufgrund des Schleimgehalts reizmildernd und entzündungshemmend“, so Reichl, „daher wird die Malve gerne bei trockenem Reizhusten und Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum eingesetzt“.

  • Zubereitungstipp der Expertin:
    Die Malve sollte als Kaltansatz dargereicht werden. Dazu Blätter und Blüten mit kaltem Wasser ansetzen und mindestens drei bis vier Stunden ziehen lassen.

Kapland-Pelargonie hemmt Entzündungen
Zu medizinischen Zwecken wird ausschließlich die rötliche Wurzelknolle der Kapland-Pelargonie verarbeitet. Zu ihren Hauptinhaltsstoffen zählen Cumarine, Gerbstoffe und Öle, die vorwiegend als Tinktur dargereicht werden. Ein bestimmter aus der Pflanze gewonnener Extrakt regt das Immunsystem an verhindert die Anhaftung von Krankheitserregern an die Zellen. Dadurch klingen die Beschwerden bei Schnupfen und Bronchitis rascher ab.

Thymian –Tausendsassa bei Erkältungskrankheiten
Dem ätherischen Öl Thymol wird eine sehr starke antioxidative Wirkung sowie  eine außerordentlich gute Wachstumshemmung von Pilzen, Bakterien und Viren zugeschrieben. Damit gilt Thymian als Universalkraut bei viralen Erkältungskrankheiten. „Das Kraut wirkt auswurffördernd, entzündungshemmend, antibakteriell und durch die ebenfalls enthaltenen Saponine sekretlösend“, so die Kräuterexpertin.

  • Zubereitungstipp der Expertin:
    Der heiß mit Wasser übergossene Tee muss zehn Minuten ziehen. Empfehlenswert sind auch Inhalationen mit Thymian.

Spitzwegerich mildert Halsschmerzen und Reizhusten
Entzündungen der Rachenschleimhaut lassen sich mit Spitzwegerich-Zubereitungen gut therapieren. Die im Kraut enthaltenen Schleimstoffe legen sich wie ein schützender Film über die angegriffenen Schleimhäute und verhindern so den Hustenreiz. Antientzündlich wirksame Substanzen wie Glykoside drosseln zudem Schmerzreaktionen und helfen bei Halsweh. Spitzwegerich kann in Teeform oder als Pflanzenfrischsaft eingenommen werden.

Lindenblüte – schweißtreibend und fiebersenkend
Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen zählen Flavonoide, die fiebersenkende Eigenschaften besitzen. Außerdem verfügen die duftenden Blüten über Schleimstoffe, die lästigen Hustenreiz mildern. Daneben helfen „Lindenblüten bei den klassischen Winterkrankheiten wie Fieber, Schnupfen, Hals- und Ohrenschmerzen und wirken dazu beruhigend und schlaffördernd“, so Reichl. „Auch vorbeugend kann der Tee Erwachsenen und Kindern helfen, wenn man durchfroren nach einem Wintertag nach Hause kommt.“ Die prophylaktische Wirkung beruht unter anderem auf den Gerbstoffen, die Krankheitserreger bekämpfen.

  • Zubereitungstipp der Expertin:
    Lindenblüten sollen zehn Minuten in heißem Wasser ziehen.

Fotos: © istock AlexRaths

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