Infektionen & Immunsystem

Zeckenalarm!

Sind Sie wirkungsvoll geschützt?

von Mag. Alexandra Wimmer

Mittlerweile gilt ganz Österreich als „FSME-Risikogebiet“. Zwar lag der „Hotspot“ in Oberösterreich, doch Zecken können uns im gesamten Bundesgebiet stechen und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen.

Sinkende Impfraten

An sich ist die Durchimpfungsrate hierzulande mit 82 Prozent im internationalen Vergleich hoch. Allerdings: Korrekt, nach Impfschema, geimpft sind nur 62 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, bei Kleinkindern liegt die Rate überhaupt nur bei 40 Prozent. Und die Impfraten sinken mittlerweile jährlich.
Die Sinnhaftigkeit der FSME-Impfung wird zwar kaum angezweifelt. Aber: „Viele Menschen vergessen aufs Auffrischen oder finden keine Zeit, extra deswegen zum Arzt zu gehen“, informiert Dr. Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer und Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde. „Manche verlängern allerdings das Impfintervall bewusst, weil sie fälschlicherweise glauben, dass die Impfung ohnehin weit länger voll wirksam ist.“ Der nahezu hundertprozentige Impfschutz ist nur gegeben, wenn das Impfschema eingehalten wird.

Nach drei Impfungen zur Grundimmunisierung muss die FSME-Impfung nach drei Jahren aufgefrischt werden. Ab dann sollte man sich alle fünf Jahre gegen FSME impfen lassen. Weil mit dem Alter das Immunsystem weniger funktionsfähig ist, sollten Menschen ab 60 Jahren die FSME-Impfung alle drei Jahre auffrischen. Experten warnen davor, diese Intervalle zu überschreiten.

Im Rahmen der FSME-Impfaktion, die noch bis Ende August 2019 läuft, sind FSME-Impfstoffe in der Apotheken vergünstigt erhältlich. Achtung: Die FSME-Impfung schützt nicht vor anderen Infektionen wie der Borreliose.
Für diese gibt es bislang keinen vorbeugenden Schutz.

Vom dreijährigen Buben bis zum 85-Jährigen:Mit 154 FSME-Erkrankungen 2018 wurde der höchste Spitzenwert seit 20 Jahren erreicht. Der Hauptgrund:Viele sind nicht ausreichend geimpft.

Mehr Erkrankungen

„Würde sich jeder in Österreich unabhängig vom Alter konsequent impfen lassen, könnte die Erkrankungsrate deutlich niedriger sein“, ist Univ. Prof. Dr. Florian Thalhammer von der Klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien, überzeugt. Ist man erst erkrankt, kann es zu hochgefährlichen und lebensbedrohlichen Symptomen kommen: Im Vorjahr sind fünf Menschen an den Folgen einer FSME-Erkrankung gestorben. Mehr als die Hälfte der Betroffenen, 77 Menschen, litt bzw. leidet immer noch unter schweren neurologischen Verläufen mit Beteiligung von Gehirn, Gehirnhaut oder dem Rückenmark.
Nur ein Drittel der Erkrankten wurde wieder vollständig gesund. Ist die Erkrankung – nach durchschnittlich drei bis 14 Tagen nach dem Stich – ausgebrochen, gibt es keine spezifische Behandlung.

Immer öfter Kinder und Jugendliche betroffen

Besorgniserregend ist auch die Zunahme von FSME-Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen: In den vergangenen sieben Jahren mussten doppelt so viele Unter-15-Jährige wegen einer FSME-Erkrankung im Spital behandelt werden als im Vergleichszeitraum von 2005 bis 2011. „Und das, obwohl es einen speziellen Kinderimpfstoff gibt und die Impfung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr empfohlen ist“, betont Schmitzberger. Im Vorjahr war der jüngste Betroffene erst drei Jahre alt, der älteste Patient 85 Jahre alt. Mehr als die Hälfte der Erkrankten war älter als 50 Jahre, daneben mussten 28 Unter-15-jährige Kinder im Spital behandelt werden.

FSME & Borreliose

Ein bis zwei Prozent der Tiere tragen FSME-Erreger in sich, immerhin 20 bis 30 Prozent der Zecken sind Borrelien-Überträger.
Die Symptome einer FSME-Erkrankung erinnern an eine Grippe, hinzu können gefährliche Entzündungen von Gehirn, Gehirnhäuten, von Herzmuskel und Leber kommen, die auch tödlich enden können.
Zu den Borreliose-Symptomen zählen geschwollene Lymphknoten, Abgeschlagenheit, Fieber, Muskel- oder Nervenschmerzen. Typisch ist die „Wanderröte“: Die flächige Rötung um die Einstichstelle wächst bzw. wandert zu verschiedenen Hautarealen. Die Borreliose wird mit Antibiotika behandelt.

Wie unterscheiden sich FSME & Borreliose?

FSME Borreliose
Erreger Viren Bakterien
Übertragung Sofort Zirka 12-24 Stunden
Die Viren befinden sich im Speichel der Zecke Die Bakterien befinden sich im Mitteldarm der Zecke
Vorsorge FSME-Schutzimpfung Keine
Therapie Keine, Beschwerden können
lediglich gelindert werden
Antibiotika, Im Frühstadium gut behandelbar


Neue Zeckenarten: Riesenzecke und Auwaldzecke

Erst vor Kurzem wurde in unseren Breiten die in den Tropen und Subtropen beheimatete tropische Riesenzecke entdeckt.
„Sie gilt als Überträgerin des Krim-Kongo-hämorrhagischen Fiebers und des Zeckenfleckfiebers“, erläutert der Parasitologe Priv. Doz. Dr. Georg Duscher. Wie die Zecke den Weg zu uns fand? „Die Nymphen werden wahrscheinlich im Frühjahr mit den Zugvögeln aus dem Süden zu uns gebracht und konnten sich 2018 aufgrund der warmen Witterungsverhältnisse weiterentwickeln“, erklärt der Experte. „Bei einigen wurden die Erreger des Zeckenfleckfiebers, nicht aber des Krim-Kongo-Fiebers gefunden. Hinweise darauf, dass 2018 das Zeckenfleckfieber auf einen Menschen in Österreich übertragen wurde, gibt es derzeit nicht.“ Das Zeckenfleckfieber verursacht hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Übelkeit und wird mit Antibiotika behandelt.

Auwaldzecke breitet sich aus
Neben der tropischen Riesenzecke untersuchen die Forscher schon länger die Ausbreitung der Auwaldzecke. Ihre Aufenthaltsorte sind die Trockenstandorte in Auwäldern und Überschwemmungsgebieten. Die Auwaldzecke hat sich in den letzten Jahren Richtung Westen ausgebreitet und ist verantwortlich für eine bakterielle Erkrankung bei Hunden, die Hunde-Babesiose (= Hunde-Malaria), die unbehandelt binnen weniger Tage tödlich enden kann. Die Auwaldzecke kann auch für Menschen gefährlich werden: Sie gilt als Überträgerin der bakteriellen Erkrankung Tibola bzw. Debondel, die mit Antibiotika behandelt wird. Zu den Symptomen zählen Fieber, geschwollene Lymphknoten, Haarausfall. Die Erreger dürften bei uns aber nicht massiv verbreitet sein.

Foto: iStock, 24K-Production

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