Vor acht Jahren ertastete Maria Maier (Name auf Wunsch geändert) einen Knoten in ihrer Brust. Wenig später erfuhr sie, dass sie Brustkrebs hat. Im Gespräch mit MEDIZIN populär erzählt die heute 58-Jährige Lehrerin, wie sich ihr Leben seit der Diagnose verändert hat.
Von Mag. Sabine Stehrer
MEDIZIN populär
Frau Maier, wie ist es Ihnen ergangen, als Sie die Diagnose Brustkrebs erhalten haben?
Maria Maier
Ich bin ein Mensch, der grundsätzlich sehr sachlich an Dinge herangeht. Aber als ich erfahren habe, dass der Knoten in meiner Brust ein bösartiger Tumor ist, war ich in einer Gefühlslage, die man als Mischung zwischen extrem wütend und sehr geschockt bezeichnen kann. Wütend war ich, weil ich noch ein halbes Jahr davor bei einer routinemäßigen Brustuntersuchung war, und da hat man nichts von dem Tumor gesehen. Ich habe meine Brüste regelmäßig selbst untersucht, weil meine Mutter und meine Großmutter väterlicherseits Brustkrebs hatten und ich deswegen als Risikopatientin galt. Geschockt war ich, weil ich erfuhr, dass ich nun Krebs habe. Das ist wie eine Todesdrohung.
Wie haben die Menschen in Ihrem Umfeld auf die Diagnose reagiert?
Alle waren schockiert, als sie davon erfahren haben. Meine Familie und meine Freunde haben mir aber sehr geholfen, die Situation zu bewältigen.
Welche Therapien haben Sie bekommen?
Nach der Diagnose ging eigentlich alles Schlag auf Schlag. Ich kam gleich ins Spital und wurde operiert. Gott sei Dank hatten sich noch nirgends Metastasen gebildet, deswegen brauchte ich keine Chemotherapie. Die Ärzte verordneten mir eine Hormontherapie, die fünf Jahre dauerte. Noch im Krankenhaus bekam ich auch eine psychoonkologische Betreuung. So konnte ich besser mit meinen Ängsten umgehen lernen, die ich entwickelt hatte. Ich war damals ja erst 50 Jahre alt und wusste nicht, wie es mit mir weitergehen würde, ob ich ein normales Leben führen und weiter arbeiten könnte, oder ob ich länger krank sein würde und womöglich bald sterben müsste.
Wie ist Ihr Leben weitergegangen?
Nach dem Krankenhausaufenthalt war ich in einem Zentrum für onkologische Rehabilitation und erhielt dort eine Rundum-Therapie, die auf Menschen zugeschnitten ist, die an Krebs erkrankt sind. Diese Therapie hat mir sehr gut getan, also meine körperliche und seelische Verfassung entschieden verbessert. Danach habe ich beschlossen, mich für eine Weile aus meinem Beruf auszuklinken und ein Jahr Auszeit zu nehmen. In dieser Zeit begann ich, bewusster mit mir selber umzugehen, mich zum Beispiel noch gesünder zu ernähren, noch mehr als früher frisch zu kochen, mich fünf Mal pro Woche mindestens 50 Minuten sportlich zu betätigen und auch besonders darauf zu achten, Stress rechtzeitig etwas entgegenzusetzen. Ich habe einige Entspannungstrainings ausprobiert und bin dann bei Yoga und Qigong geblieben. Einige kleine Reisen unternahm ich in diesem Jahr auch.
Außerdem schloss ich mich einer Selbsthilfegruppe für brustoperierte Frauen an, weil ich mich mit Menschen austauschen wollte, die ein ähnliches Schicksal wie ich haben. Gemeinsam kann man besser mit der Diagnose leben lernen. Diese Erfahrung habe ich dort machen dürfen. Darüber hinaus führen Informationen über die Erkrankung zu besseren Entscheidungen, wenn diese anstehen.
Was hat die Krankheit verändert?
Ich unterrichtete einige Zeit etwas weniger Stunden als früher. Aber im Grunde ist alles anders geworden: An Krebs erkrankt zu sein, ist für mich so, als hätte ich einen Fluss überquert. Nun bin ich auf der anderen Seite und kann nie wieder dorthin zurück, wo ich hergekommen bin.
Und vom Krebs sind Sie nun geheilt?
Brustkrebs kann auch viele Jahre nach einer erfolgreichen Therapie wiederkehren. Aber ich bin trotzdem guten Mutes, was meine Zukunft anbelangt: Ich unterziehe mich regelmäßig den vorgesehenen Untersuchungen – und sollte meine Zuversicht schwinden, weiß ich, was ich tue: Ich werde mir von Psychoonkologen und den Ärzten helfen lassen.