Unregelmäßig, zu stark, zu schwach, mit Krämpfen und Brustschmerzen verbunden: Bei vielen Frauen sind Menstruationsbeschwerden die Regel. Lesen Sie, welche Probleme typisch für die jungen, mittleren und späten Lebensjahre sind, was dahintersteckt und was man dagegen tun kann.
Von Mag. Sabine Stehrer
10+
Startschwierigkeiten
„Die meisten Mädchen bekommen im Alter von zehn bis 14 Jahren zum ersten Mal die Regel“, weiß Univ. Prof. Dr. Doris Gruber, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in Wien. Tut sich in dieser Zeit noch nichts, machen sich die Betroffenen und ihre Mütter häufig große Sorgen – meistens völlig grundlos. Denn, so Gruber, „manche Mädchen entwickeln sich langsamer und bekommen daher die Regel erst mit 16 oder 17 Jahren, da muss man geduldig sein“. Erst wenn auch in diesem Alter noch immer keine Blutung eingetreten ist, sollte man zum Arzt, um abklären zu lassen, ob z. B. krankhafte Störungen im Hormonhaushalt hinter dem Ausbleiben der Regel stecken. Gruber: „Ist das der Fall, sollte man herausfinden, wie es zu diesen Störungen gekommen ist, und das Übel an der Wurzel beseitigen.“ Und das besteht nach Erfahrung der Expertin bei jungen Mädchen meist in Untergewicht oder auch in psychischen Problemen wie Stress.
Ist die Regel da, sind die monatlichen Blutungen anfangs häufig mit Beschwerden verbunden. „Kurz vor der Blutung und an den ersten Tagen der Blutung haben die jungen Mädchen oft krampfartige Bauchschmerzen“, sagt Gruber. „Vielen Mädchen ist in dieser Zeit auch öfter schlecht, oder es wird ihnen schwindlig, manche neigen sogar zu Ohnmachtsanfällen.“ Häufige unliebsame Begleiterscheinungen der Regel sind in jungen Jahren auch Hautunreinheiten bis hin zu schwerer Akne.
Die Expertin rät bei all diesen Beschwerden zu sanften Mitteln zu greifen: Bei Schmerzen kann eine Wärmflasche auf dem Bauch ebenso Abhilfe schaffen wie ein warmes Bad, bei Schwindel sollte man sich hinlegen. Bei Akne bzw. unreiner Haut rät Gruber dazu, einen Hautarzt aufzusuchen. Darüber hinaus mahnt sie auch in diesem Fall zur Geduld. Gleich mit der Anti-Baby-Pille gegen Probleme anzugehen, wie das oftmals geschieht, davon hält die Gynäkologin nichts: „Die Beschwerden sind ganz normal für junge Mädchen und verschwinden, sobald sich die hormonellen Regelkreise eingespielt haben. Und das ist oft schon binnen eines Jahres der Fall, spätestens aber nach zwei, drei Jahren.“ Wer noch länger bei jeder Regel Bauchschmerzen & Co hat, sollte zum Arzt. Gruber: „Manchmal werden die Beschwerden auch durch organische Veränderungen verursacht, die behandelt werden müssen.“
20+
Schmerzen und Schwankungen
„Schmerzhafte, zu starke oder zu lange Blutungen“, das sind laut Gruber die häufigsten Regel-Probleme von Frauen ab 20 Jahren. Egal, ob man nun an allen drei Widrigkeiten leidet oder auch nur an einer: „Betroffene sollten zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen.“ Denn treten die genannten Beschwerden in diesem Alter auf, sind sie oft auf behandlungsbedürftige Schwankungen im Hormonhaushalt zurückzuführen. In diesem Fall empfiehlt Gruber, zunächst einmal zu versuchen, die Schwankungen mit pflanzlichen Mitteln auszugleichen. Erst wenn das nicht gelingt, könnte man den Hormonhaushalt durch die Einnahme der Anti-Baby-Pille ins Lot bringen oder eine Hormonbehandlung in Erwägung ziehen.
Gruber: „Manchmal stecken auch organische Veränderungen wie Endometriose, Myome, Polypen oder Zysten hinter diesen Regel-Problemen.“ Bei der Endometriose siedeln sich Gebärmutterschleimhautzellen außerhalb der Gebärmutter im Bauchraum an und verhalten sich dort wie in der Gebärmutter. Das kann gefährlich werden, wenn das Gewebe in benachbarte Organe einwächst und diese in ihrer Funktion beeinträchtigt. „Je früher die Diagnose erfolgt, desto besser kann die Endometriose behandelt werden“, sagt Gruber. Therapiert wird die Endometriose entweder mit Hormonen oder durch eine Operation, bei der die abgesiedelten Zellen entfernt werden. Auch Myome, Zysten oder Polypen, alles gutartiges Gewebe, das sich im Bereich von Gebärmutter und Eierstöcken bildet, können durch Operationen entfernt oder mit Hormongaben zumindest so verkleinert werden, dass sie keine Beschwerden mehr bereiten.
35+
Unregelmäßigkeiten und PMS
„In diesem Alter entwickeln immer mehr Frauen einen Kinderwunsch und setzen die Pille ab“, sagt Gruber. Nach dem Absetzen der Pille muss sich der natürliche Regelkreis der Hormone erst wieder einspielen. Gruber: „In dieser Übergangszeit kommt es oft zu Unregelmäßigkeiten wie längeren oder kürzeren Abständen zwischen den Blutungen oder auch zu Zwischenblutungen.“ Ist das der Fall, rät die Expertin ebenfalls zum Abwarten. „Man sollte dem Hormonhaushalt Zeit lassen, sich selbst zu normalisieren, was meistens binnen einiger Monate der Fall ist.“ Wenn nicht, empfiehlt sie, pflanzliche Mittel zu probieren, die den Hormonhaushalt regulieren.
Nach dem Weglassen der Pille stellt sich nun oft auch ein anderes hormonell bedingtes Menstruationsproblem ein: Das sogenannte prämenstruelle Syndrom, kurz PMS, an dem die Betroffenen an den Tagen vor der Regelblutung leiden. Gruber über die Symptome: „Dazu zählen Kopfschmerzen, ein Spannungsgefühl in den Brüsten, Müdigkeit, eine Gereiztheit, Nervosität und Übellaunigkeit bis hin zu depressiven Verstimmungen.“ Auch das PMS lässt sich mit pflanzlichen Mitteln gut lindern.
50+
Zyklus im Wechsel
Gruber: „Die meisten Frauen stehen in diesem Alter kurz vor den Wechseljahren, oder sie befinden sich mitten im Wechsel.“ Ihr häufigstes Regel-Problem sind Unregelmäßigkeiten – die Abstände zwischen den Blutungen sind einmal kürzer, einmal länger, oder die Regel bleibt einen Monat aus, um im nächsten Monat wieder zu kommen. „Das liegt nahezu immer an den altersbedingten Umstellungen im Hormonhaushalt“, sagt Expertin Gruber. Betroffenen rät sie trotzdem, zum Arzt zu gehen und klären zu lassen, ob nicht doch eine krankhafte Veränderung der Organe die Unregelmäßigkeiten verursacht.
Auch Frauen, die den Wechsel schon hinter sich haben, können ein Regelproblem bekommen – in Form von plötzlich wieder auftretenden Blutungen. „Dann hat sich durch eine Unstimmigkeit im Hormonhaushalt die Gebärmutterschleimhaut wieder aufgebaut“, sagt Gruber. Das Problem lässt sich durch eine kurzzeitige Gabe von Hormonen sowie durch Ausschaben der Gebärmutter – heute auch ambulant möglich – lösen.
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Wie es zur Blutung kommt
Menstruationsblut besteht aus Blut aus der Gebärmutter und Teilen der Gebärmutterschleimhaut. Beides wird einmal im Monat ausgestoßen, wenn sich kein befruchtetes Ei in der Gebärmutterschleimhaut festgesetzt hat – es also zu keiner Schwangerschaft gekommen ist. So unterschiedlich wie die Menge des Menstruationsbluts ist auch die Dauer der Blutung – die Durchschnittswerte liegen bei 150 Milliliter Blut und vier, fünf Tagen. Noch während die Blutung andauert, reifen in den Eierstöcken neuerlich Eizellen heran. Diese werden gegen Mitte des – meistens 28 Tage andauernden – Zyklus vom Eierstock freigesetzt werden und wandern durch die Eileiter in die Gebärmutter. Von dort werden sie – sofern sie unbefruchtet bleiben – gegen Ende des Zyklus wieder ausgestoßen. Im Lauf ihres Lebens bekommt eine Frau etwa 500 Mal die Regel.
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Mythos oder Wahrheit?
„Die meisten Frauen bekommen zu Vollmond die Regel.“
Das lässt sich durch eine simple Rechung widerlegen: Bei den meisten Frauen dauert der Menstruationszyklus 28 Tage. Vollmond ist hingegen statistisch betrachtet alle 29,5 Tage. Sollte eine Frau mit durchschnittlichem Zyklus einmal zu Vollmond die Regel bekommen, so tut sie das im nächsten Monat eineinhalb und im übernächsten schon drei Tage vor dem Vollmond.
„Bei Frauen, die zusammenleben, gleicht sich der Zyklus an.“
Diese Angleichung findet tatsächlich statt. Über den Sinn rätseln die Forscher noch. Bereits ergründet hat man aber, wie sie funktioniert: über das Riechen von Achselschweiß. Das zeigte sich, als Studienteilnehmerinnen an Wattebällchen rochen, die mit dem Achselschweiß einer bestimmten Frau getränkt waren – und schließlich zeitgleich mit dieser Frau die Regel hatten.
„Während der Regel kann man nicht schwanger werden.“
Auch wenn es nur selten vorkommt: Man kann während der Regel schwanger werden – vorausgesetzt, der Zyklus ist kürzer als 28 Tage. Denn dann erfolgt der Eisprung nur wenige Tage nach dem Ende der Regelblutung. Spermien, die beim Geschlechtsverkehr noch während der Regel in den Körper der Frau gelangten, sind dann noch imstande, eine Eizelle zu befruchten.