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Mundhygiene – Die besten Tipps

Gesundheit für Zähne und Zahnfleisch
 
Gepflegte Zähne steigern die Lebensqualität, machen erfolgreich und sexy. Und doch putzt sich einer aktuellen Studie zufolge nur die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher regelmäßig die Zähne.
MEDIZIN populär über das perfekte Putzprogramm für Erwachsene und Kinder.
 
Von Mag. Wolfgang Bauer

Dass Denken und Handeln nicht immer übereinstimmen, zeigt sich zum Beispiel beim Thema Mundhygiene. Denn einerseits erachten einer Umfrage des Instituts für Grundlagenforschung zufolge zwei Drittel aller Befragten gepflegte Zähne als wichtigstes Merkmal des äußeren Erscheinungsbildes. Doch andererseits haben die Österreicherinnen und Österreicher ein schlechtes Verhältnis zur Zahnpflege: Nur rund die Hälfte putzt sich regelmäßig die Zähne. Statt – wie es die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt – vier Zahnbürsten pro Jahr benutzen Herr und Frau Österreicher bloß zwei Bürsten jährlich. Und Zahnseide ist für viele ein Fremdwort.

Dabei ist perfekte Mundpflege höchst einfach. Wenige Minuten täglich genügen, um Zähne und Zahnfleisch gesund und schön zu erhalten. „Durch regelmäßige Zahnpflege vermeidet man nicht nur Karies und Zahnfleischerkrankungen, sondern auch andere unliebsame Krankheiten, welche die Keime des Mundes im Körper hervorrufen können, etwa im Herz-Kreislaufsystem“, sagt Dr. Eva Krampf-Farsky, Fachärztin für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Maria Enzersdorf.

Das 1 x 1 der perfekten Zahnpflege
2 x Zähneputzen (morgens und abends),
1 x Zunge reinigen (morgens),
1 x mit Zahnseide die Zahnzwischenräume reinigen (abends).

Das morgendliche Ritual
Morgens nach dem Aufstehen reinigt man zunächst einmal die Zunge, entweder mit einer speziellen Bürste oder einem Schaber. Regelmäßige Zungenreinigung bewirkt, dass die Neubildung von Zahnbelägen gehemmt wird. Außerdem werden durch das Bürsten die Geschmacksknospen der Zunge empfindlicher, man schmeckt dadurch besser, das Frühstück kann so zur wahren Gaumenfreude werden. Ein Tipp für jene, die beim Zungenreinigen der Würgereiz quält: Augen zu und durch die Nase atmen!
Die Zähne putzt man morgens idealerweise eine halbe Stunde nach dem Frühstück. Die 30-minütige Pause ist vor allem nach dem Genuss saurer Speisen und Getränke (z. B. Orangensaft) wichtig, da die Säuren den Zahnschmelz angreifen können und das Bürsten dann zu leichten Schäden führen kann. „Wenn es nicht anders geht, kann man die Zähne auch vor dem Frühstück putzen. Danach genügt es, den Mund auszuspülen“, so Dr. Krampf-Farsky.

Putzen nach Plan
Halten Sie sich beim Putzen an ein fixes Schema, damit Sie keinen Zahn vergessen. „Innen beginnen“ lautet die Devise, denn die Innenflächen der Backenzähne werden oft ausgelassen. Dann die Außenflächen und die Kauflächen an beiden Kiefern putzen. Der gesamte Putzvorgang sollte etwa drei Minuten dauern.

Die richtige Bürste
Die ideale Bürste hat nicht zu harte, sondern eher weiche oder mittelstarke Borsten und einen kurzen Bürstenkopf, mit dem schwer zugängliche Ecken und Winkel leichter zu erreichen sind. Von Naturborsten sollte man die Finger lassen, denn sie sind ein idealer Nährboden für Bakterien. Nach Gebrauch muss man die Zahnbürste gründlich reinigen bzw. abspülen und trocken aufbewahren. Wichtig: Regelmäßig auswechseln, am besten alle drei Monate!
Wer es technisch mag: Die elektrische Zahnbürste ist eine gute Alternative zur Handzahnbürste. Sie ist leicht zu bedienen und kann mit ihren kleinen rotierenden Bürstenköpfen eine fehlerhafte Putztechnik wettmachen. Bei Kindern weckt sie den Spieltrieb und kann so zum regelmäßigen Zähneputzen animieren. Kranke, behinderte und ältere Menschen werden es zu schätzen wissen, dass sie einfacher in der Handhabung ist.
Für die Zahnpflege zwischendurch und nach dem Genuss saurer Speisen und Getränke während des Tages wird die Verwendung spezieller Kaugummis empfohlen. Sie reinigen die Zähne und regen die Speichelproduktion an, wodurch die schädlichen Säurereste weggeschwemmt werden.

Das abendliche Putzprogramm
Den Hauptteil der täglichen Mundhygiene erledigt man am Abend. „Gerade vor dem Schlafengehen ist es wichtig, jeden Zahn auf jeder Seite zu reinigen“, so Dr. Krampf-Farsky. Das heißt, dass neben den Zahnflächen auch die Zahnzwischenräume zu reinigen sind. Dafür nimmt man am besten Zahnseide, denn auch der gründlichste Putzvorgang mit der Bürste kann nur zirka 70 Prozent des Zahnbelags entfernen.
Gerade unterhalb jener Stellen, an denen sich die Zähne berühren, bleibt Plaque zurück, was zu Zahnstein und in weiterer Folge zu Entzündungen führen kann. Am Kontaktpunkt entsteht sehr häufig Karies, weil man mit der Zahnbürste nicht hinkommt. Diese „Problemzonen“ sind ein klarer Fall für Zahnseide!

Professionelle Reinigung beim Zahnarzt
Auch wenn man die Zahnpflege zu Hause noch so gewissenhaft durchführt, gegen hartnäckige Ablagerungen, Verfärbungen oder gegen Zahnstein kommt man mit Bürste, Pasta und Zahnseide auf Dauer nicht an. Daher bieten immer mehr Zahnärzte professionelle Zahnreinigung an. Dr. Krampf-Farsky: „Sie dient dazu, kleine Fehler auszugleichen, die bei der täglichen Mundhygiene zu Hause passieren. Durch die professionell durchgeführte Zahnreinigung wird die Heilung von Zahnfleisch- und Zahnbettentzündungen unterstützt. Spezielle Instrumente entfernen alle weichen und harten Zahnbelege, eine daran anschließende Politur mit einer fluoridierten Paste macht die Zähne widerstandsfähiger gegen Säureattacken der Bakterien.“
Professionelle Zahnreinigung sollte ebenso wie der Zahnarztbesuch zweimal jährlich auf dem Programm stehen. Sie dauert durchschnittlich etwa 50 Minuten und kostet zwischen 100 und 150 Euro, die man aus eigener Tasche berappen muss.

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Die Folgen mangelnder Mundhygiene
In unserer Mundhöhle wimmelt es nur so von Bakterien, Hunderte verschiedene Arten tummeln sich um Zunge und Zähne – bis zu einer Milliarde pro Milliliter Speichel. Ob in diesem Bakterien-Cocktail ein gesundes Milieu herrscht oder ob der Einfluss der schädlichen Mikroorganismen überwiegt, hängt zum Großteil davon ab, wie konsequent und effektiv wir Mundhygiene betreiben.
Folgende Probleme lassen sich mit richtiger Zahnpflege weitgehend vermeiden:

Karies
Karies ist ein durch Bakterien mit dem Namen Streptococcus mutans hervorgerufener Defekt am Zahnschmelz. Ist dieser weit fortgeschritten, können die geschädigten Stellen am Zahn nur mehr mit dem Bohrer entfernt werden. Die durch die Bohrung entstandene Lücke am Zahn wird mit einer entsprechender Füllung versorgt.

Zahnbelag (Plaque)
Plaque ist ein weicher farbloser Zahnbelag, der aus Bakterien besteht. Diese benötigen ein bestimmtes Milieu, um ihre schädlichen Wirkungen auf die Zähne entfalten zu können. Ganz besonders lieben sie kohlenhydratreiche Nahrung bzw. zuckerhältige Speisen. Diese vergären sie bei unzureichender Mundhygiene zu Säuren, die wiederum den Zahnschmelz angreifen und schädigen können – der ideale Nährboden für Karies. Die Bakterien des Zahnbelags können auch Zahnfleischerkrankungen hervorrufen. Durch gründliches Zähneputzen können die Beläge entfernt werden.

Zahnstein
Wenn Plaque nicht gründlich entfernt wird, können sich Mineralstoffe, die im Speichel vorhanden sind, darin ablagern. Die Folge: der Zahnbelag wird hart und mineralisiert zu einem rauen unansehnlichen Belag. Im Zahnstein leben Millionen von Bakterien, deren Stoffwechselprodukte zu Zahnfleischentzündungen führen.

Zahnfleischerkrankungen
Werden auf den Zahnflächen und in den Zahnzwischenräumen die bakteriellen Beläge (Plaque) und der Zahnstein nicht regelmäßig entfernt, können sie eine Entzündung des Zahnfleisches bewirken, eine Gingivitis. Das Zahnfleisch ist dabei meist gerötet, geschwollen und empfindlich, beim Putzen können Blutungen auftreten. Diese frühe Form einer Zahnfleischerkrankung kann durch eine professionelle Mundhygiene beim Zahnarzt behoben werden, nach ein bis drei Sitzungen ist man wieder beschwerdefrei.
Bleibt die Gingivitis unbehandelt, so kann daraus eine Parodontitis entstehen. Das Zahnfleisch schwillt merklich an, wird empfindlich, blutet beim Putzen, die Zahnzwischenräume werden größer. Es entstehen immer tiefere Zahnfleischtaschen, der Knochen bildet sich zurück, der betroffene Zahn kann verloren gehen. Die Keime, die sich in den Zahnfleischtaschen bilden, können sogar zu Arteriosklerose führen. Eine Heilung der Parodontitis ist grundsätzlich möglich, aber viel aufwändiger als bei einer Gingivitis. Möglicherweise müssen Antibiotika gegen die Bakterien eingenommen werden. Geschädigter Knochen kann eventuell mit Ersatzmaterial saniert werden, sofern rechtzeitig eingegriffen wird und der Knochenabbau noch nicht zu weit fortgeschritten ist.

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So lernen Kinder richtige Zahnpflege
Auf einmal ist es mucksmäuschenstill im Spielzimmer. Die Aufmerksamkeit der Kinder richtet sich auf die Mitte des Raumes. Dort zeigt der sprechende Apfel „Avolino“, was die Zähne im Mund alles leisten müssen: Sie zerkleinern Unmengen an Nahrung, sind dafür verantwortlich, dass man verständlich sprechen kann, und machen ein Lächeln erst so richtig sympathisch. Laura, Philipp, Michael und Lisa schlüpfen in die Rolle von Detektiven, die herausfinden müssen, wie viel Zucker in den Lebensmitteln versteckt ist. Und dann demonstriert „Avolino“ den Kindern, wie dieser Zucker auf den Zahnschmelz wirkt. Anhand eines übergroßen Kunstgebisses veranschaulicht er den staunenden Knirpsen schließlich, wie man die Zähne wieder sauber kriegt.
Mit lustigen Spielen und abwechslungsreichen Arbeitsunterlagen lernen jährlich rund 40.000 Salzburger Kinder in Kindergärten und Volksschulen richtige Zahnpflege. Mit Erfolg, denn immer mehr Mädchen und Buben werden durch die flächendeckenden Vorsorgeaktionen des Arbeitskreises Vorsorgemedizin Salzburg (AVOS) in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsressort und den Krankenkassen kariesfrei. Das zeigen Zahlen aus Oberösterreich, wo man sich mit ähnlichen Vorsorgeaktionen um die Zahngesundheit der Kleinen kümmert: Waren 1995 noch rund 90 Prozent der Zehnjährigen von Karies betroffen, so ging diese Zahl bis zum Jahr 2003 auf 53 Prozent zurück, bei den Siebenjährigen verbesserte sich die Lage von 80 auf 50 Prozent.
„Neben der spielerischen Gruppenprophylaxe im Kindergarten und in der Schule, die bei den Kindern überaus gut ankommt, stellt natürlich das Elternhaus eine wesentliche Säule in der Entwicklung des kindlichen Gesundheitsbewusstseins dar“, sagt Dr. Wolfgang Vorauer, Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde sowie ärztlicher Leiter des Salzburger Zahngesundheitsprojektes (www.avos.at):

Der erste Zahn
Regelmäßige Zahnpflege beginnt schon lange vor der Kindergarten- und Schulzeit mit dem ersten Zahn des Babys. Sobald dieser zwischen dem 6. und 8. Lebensmonat durchgebrochen ist, sollte er täglich mit einem Wattestäbchen von allen Seiten gereinigt werden. Dr. Vorauer: „Das macht man am einfachsten beim Wechseln der Windeln am Abend, wenn das Baby auf dem Wickeltisch liegt. Auf diese Weise lernt das Kind ganz nebenbei, dass Zahnpflege zum Alltag gehört.“ Später sollten die Eltern die ersten Milchzähne und das Zahnfleisch ihres Sprösslings mit einer weichen Kinderzahnbürste reinigen. Zahnpasta ist in diesem zarten Alter noch nicht nötig.

Die erste Zahnbürste

  • Etwa ab einem Alter von zwei Jahren sollte das Kind seine Zähne selber putzen – mit einer Zahnbürste mit kindgerechtem dicken Griff und mit kurzem weichen Bürstenkopf und stets unter elterlicher Aufsicht. Um die Motivation zu fördern, lässt man die Kleinen die Zahnbürste am besten selbst aussuchen. Auf die Bürste kann man eine kleine, etwa linsengroße Menge Kinderzahnpasta geben. Beim Putzvorgang in so jungen Jahren geht es weniger um Gründlichkeit, denn kleine Kinder sind noch gar nicht in der Lage, die Zähne ausreichend selber zu reinigen. Vielmehr kommt es im frühen Kindesalter darauf an, mit der Zahnbürste vertraut zu werden und die Bewegungsabläufe des Zähneputzens zu üben. Die Eltern sollten aber das Putzergebnis immer kontrollieren und entsprechend „nachputzen“.
  • Spätestens wenn Kinder richtig ausspucken können und die Pasta nicht mehr verschlucken (im Alter von vier bis sechs Jahren), ist es Zeit für eine fluoridierte Kinderzahnpasta. Denn Fluor macht den Zahn widerstandsfähiger gegen den Angriff der Kariesbakterien.
  • Mit elektrischen Zahnbürsten lassen sich bei Kindern sehr gute Putzergebnisse erzielen. „So eine Bürste weckt den Spieltrieb des Kindes und übernimmt außerdem die noch fehlenden Bewegungsabläufe. Wir Zahnärzte beraten gerne, ab welchem Alter welche Bürsten verwendet werden können“, sagt Zahnarzt Dr. Vorauer.
  • Erst wenn sie die Schreibfähigkeit erlangen, können sich Kinder die Zähne selber richtig reinigen. Das heißt, dass bis dahin hauptsächlich die Eltern für die Zahnpflege der Kleinen zuständig sind, beim Putzen helfen und die Kinder generell zur Mundhygiene motivieren müssen.
  • Obwohl sie ab dem sechsten Lebensjahr allmählich ausfallen, um dem eigentlichen Gebiss Platz zu machen, sollen auch die Milchzähne gut gereinigt werden. „Schließlich sind sie Platzhalter für die späteren Zähne. Geht ein Milchzahn zu früh verloren, dann wächst eventuell der nächste Zahn zu weit nach vorne. Was dann vielleicht nur mehr durch eine Regulierung zu beheben ist. Außerdem können kariöse Milchzähne ein Grundstein für spätere Karies sein. Denn wenn man die Karies verursachenden Bakterien einmal im Mund hat, kriegt man sie schwer wieder los“, sagt Dr. Vorauer.

Achtung Zucker!
Kariesbakterien ernähren sich hauptsächlich von Zucker, aus dem sie Säure bilden, die den Zahn angreifen und zerstören kann. Wer also seinem Kind Tee zum Trinken gibt, sollte ihn nicht zuckern. Zahnarzt Vorauer: „Auch Fruchtsäfte bzw. die Fruchtsäure in den Säften greifen den Zahnschmelz an. Daher empfehle ich, Fruchtsäfte zu verdünnen oder sie nur zu den Mahlzeiten zu reichen. Den Durst dazwischen am besten mit Wasser löschen.“
     

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