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Verletzungen, Notfälle & Unfälle

Zurück zu Kräften

Kuren gelten als verstaubt? Rehas sind nur etwas für alte Leute? Und Gesundheitsvorsorge ist viel zu kompliziert? Von wegen! Immer mehr jüngere Menschen entdecken diese kurzen Auszeiten für sich.

Von Angelika Kraft

Vor einem Jahr fühlte sich Andrea M. (46) permanent erschöpft. Job, Familie, Haushalt – der Alltag war eine endlose Aneinanderreihung von scheinbar unlösbaren Aufgaben. Zeit für sich selbst? Fehlanzeige. „Ich war wie ferngesteuert und habe einfach nur funktioniert“, erzählt sie. Ihr Hausarzt riet ihr zur Teilnahme an einer Gesundheitsvorsorge Aktiv. Drei Wochen in einem Gesundheitszentrum mit einem maßgeschneiderten Programm aus Bewegung, Entspannung und Ernährung. Heute sagt Andrea: „Das war der Wendepunkt. Ich habe mich endlich wieder gespürt. Und ich habe gelernt, wie wichtig es ist, gut auf mich zu achten, bevor mein Körper zusammenbricht.“

So wie Andrea geht es vielen Menschen. Immer mehr entdecken Kuren, Rehas und Gesundheitsvorsorge Aktiv neu – und das längst nicht nur im fortgeschrittenen Alter. Auch jüngere Personen zwischen 30 und 50 nutzen die Möglichkeit, mit professioneller Unterstützung Körper und Geist zu regenerieren, präventiv aktiv zu werden oder nach einer Krankheit
wieder in den Alltag zurückzufinden. 

MEDIZIN POPULÄR verrät Ihnen, was die einzelnen Programme bedeuten und wie sie helfen, neue Energie zu tanken.

Die Kur – der Klassiker

Kuren gelten oftmals als Relikt der Vergangenheit – ein Seniorenparadies rund um Bademäntel, eintönige Kurkost und strenge Regeln. Doch dieses Bild greift längst zu kurz. Kuren haben sich weiterentwickelt und sind heute ganzheit­liche medizinische Maßnahmen, die bei chronischen Beschwerden und funktionellen Störungen helfen – etwa bei Rückenproblemen, Rheuma, Atemwegserkrankungen, Stoffwechselproblemen oder Herz-Kreislauf-Beschwerden. Ziel ist nicht die akute Heilung, sondern die nachhaltige Besserung des Gesundheitszustands durch ein Zusammenspiel aus Bewegungstherapie, physikalischen Anwendungen, Entspannungstechniken, Ernährungsschulung und ärztlicher Begleitung.

Die Reha – zurück ins Leben

Eine medizinische Rehabilitation kommt nach einem Unfall, einer Operation oder einer schweren Krankheit zum Einsatz, um verloren gegangene Fähigkeiten zurückzugewinnen und die Rückkehr in Beruf und Alltag zu ermöglichen. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen, Burnout oder Angststörungen sind inzwischen häufige Gründe für eine Reha.

Gesundheitsvorsorge Aktiv – moderne Prävention

Das jüngste der drei Angebote richtet sich an Menschen, die noch nicht krank sind, sich aber belastet fühlen oder gesundheitlich gefährdet sind, zum Beispiel durch Stress, Übergewicht oder familiäre Vorbelastung. Die Gesundheitsvorsorge Aktiv (GVA) ist ein Programm der Österreichischen Gesundheitskasse, das Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit miteinander verbindet. Die Teilnahme an einem dieser Programme ist daher nur für Versicherte der ÖGK möglich.

Was für wen?

Trotz gestiegener Nachfrage herrscht immer noch Unsicherheit: Wer darf eigentlich eine Kur beantragen? Wann bezahlt die Sozialversicherung eine Reha? Und wie aufwendig ist es, ein Gesundheitsvorsorge-Aktiv-Programm zu bekommen? Tatsächlich ist der Weg zur Gesundheitsauszeit weniger kompliziert, als Sie vielleicht befürchten. Die Wege sind klar geregelt, die medizinische Notwendigkeit steht im Mittelpunkt. Wer gesundheitlich angeschlagen ist, sollte den Schritt nicht scheuen. Und wer sich nicht sicher ist, kann sich bei der Patienten- und Pflegeanwaltschaft seines Bundeslandes beraten lassen – kostenfrei und anonym.

Kur: Antrag mit ärztlicher Unterstützung

Voraussetzung für eine Kur ist eine medizinische Indikation durch eine Ärztin oder einen Arzt. Sie bzw. er muss bei Ihnen eine chronische oder funktionelle Krankheit feststellen. Ist dies der Fall, wird ein Bewilligungsformular ausgefüllt. Dieser Antrag wird bei der zuständigen Sozialversicherung eingereicht – in den meisten Fällen ist das die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), bei Pensionistinnen und Pensionisten häufig die Pensionsversicherungsanstalt (PVA), bei Selbstständigen die Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS). Nach Prüfung durch die Chefärztin oder den Chefarzt des Versicherungsträgers erhält man eine Bewilligung oder Ablehnung.

Tipp: Die Wahl der Einrichtung erfolgt innerhalb eines definierten Kurmittelhaus-Pools. Wünsche können geäußert werden – ob diese berücksichtigt werden, hängt von freien Plätzen und medizinischen Gesichtspunkten ab.

Reha: medizinische Maßnahme mit klarer Diagnose

Auch bei der Reha wird der Antrag gemeinsam mit der behandelnden Ärztin, dem behandelnden Arzt erstellt. Abhängig vom Versicherungsträger (ÖGK, PVA oder SVS) gibt es hierfür eigene Antragsformulare. Je nach Bedarf wird die passende Einrichtung (orthopädisch, kardiologisch, psychosomatisch etc.) ausgewählt.

Tipp: Die medizinische Notwendigkeit muss gut dokumentiert sein. Wer berufstätig ist, sollte auch den beruflichen Nutzen argumentieren, etwa zur Wiedereingliederung.

Gesundheitsvorsorge Aktiv: präventiv & unkompliziert

Auch hier ist die Teilnahme an einem Programm nur nach einem Gespräch mit der Hausärztin, dem Hausarzt möglich. Ein klassischer „medizinischer Antrag“ ist nicht nötig, die Empfehlung der Ärztin bzw. des Arztes reicht in der Regel aus, um ein Platzangebot zu erhalten. Die GVA-Zentren vergeben die Termine meist direkt, oft mit Wartezeit von mehreren Wochen oder Monaten.

Tipp: Wer unsicher ist, ob eine GVA in Frage kommt, kann sich direkt bei der ÖGK seines Bundeslandes informieren.

Wer zahlt was?

Die nächste Frage, die sich nun stellt, ist, ob man für Kur, Reha oder Gesundheitsvorsorge Aktiv etwas bezahlen muss. Grundsätzlich trägt die Sozialversicherung beziehungsweise die ÖGK die Hauptkosten für Aufenthalt, Therapie und Verpflegung. Manchmal werden sogar die Reisekosten (teilweise) ersetzt. Nur bei der Kur wird in der Regel ein Selbstbehalt von rund 20 Euro pro Tag fällig, dieser kann jedoch je nach Einkommen reduziert oder sogar ganz erlassen werden. Für Sonderleistungen oder Einzelzimmer müssen Patientinnen oder Patienten jedoch in jedem Fall selbst aufkommen. 

Was passiert?

Ob Kur, Reha oder GVA – wer sich auf eine Gesundheitsreise begibt, kann mit einem strukturierten Tagesablauf, professioneller Betreuung und neuen Impulsen für den Alltag rechnen. Die Einrichtungen bieten nicht nur medizinische Leistungen, sondern auch ein Umfeld, das Erholung und Veränderung ermöglicht.

Kraft tanken im klassischen Sinn

Während einer Kur steht das Wiederfinden des Gleichgewichts im Fokus. Je nach Indikation erwarten die Patientinnen und Patienten gezielte Therapien wie Moor- oder Thermalbäder, Heilgymnastik, Massagen, Inhalationen, Ernährungsberatung und ärztliche Betreuung. Oft kommen auch moderne Angebote wie Aromatherapie, Qi Gong oder physikalische Anwendungen hinzu. Der Tag ist meist gut strukturiert: Morgens medizinische Checks, danach Therapieeinheiten und am Nachmittag Zeit für Bewegung in der Natur oder Ruhepausen. Auch Gesundheitsvorträge gehören zum Programm – etwa über Rückengesundheit, Stressbewältigung oder gesunde Ernährung.

Auf den Alltag vorbereiten

Bei der Reha geht es darum, körperliche oder psychische Funktionen wiederherzustellen – nach einer Krankheit, Operation oder psychischer Belastung. Die Programme sind individuell darauf abgestimmt und oft intensiver als bei der Kur. Es gibt mehrere Therapieeinheiten pro Tag, darunter zum Beispiel Physiotherapie und medizinisches Gerätetraining, Ergotherapie, psychologische Einzel- oder Gruppengespräche sowie Sozialberatung. Besonders bei psychiatrischer oder psychosomatischer Reha (etwa bei Burnout oder Depression) stehen auch Entspannungstechniken, Achtsamkeitstraining und Kreativangebote auf dem Plan.

Neustart für Körper & Geist

Die GVA ist eine präventive Auszeit für Menschen, die erste Warnsignale des Körpers ernst nehmen. Das Programm kombiniert die drei Säulen Bewegung, Ernährung und mentale Gesundheit – mit dem Ziel, die eigene Gesundheitskompetenz zu stärken. Typische Bausteine sind Bewegungseinheiten wie Nordic Walking, Wassergymnastik oder Wirbelsäulentraining, Ernährungsberatung inklusive praktischem Kochtraining, Workshops zur Stressbewältigung, Achtsamkeit und gesunder Lebensführung sowie Einzelgespräche mit Ärztinnen und Ärzten, Psychologinnen und Psychologen sowie Diätologinnen und Diätologen.

Und dann?

Die große Herausforderung beginnt oft erst nach der Heimreise: Wie lässt sich das Gelernte in den Alltag integrieren? Denn wer nach Kur, Reha oder GVA sofort wieder in alte Muster verfällt, vergibt die Chance auf nachhaltige Veränderung. Deshalb helfen kleine, realistische Ziele: Täglich 15 Minuten Bewegung, zwei fleischfreie Tage pro Woche oder Digital Detox jeden Sonntag. Zudem bieten viele Einrichtungen eine Nachbetreuung an – in Form von Online-Programmen, Follow-up-Seminaren oder telefonischer Beratung. Auch Hausärztinnen und Hausärzte oder Gesundheitszentren in Wohnnähe können helfen, dranzubleiben. Und schließlich kann man auch das große digitale Angebot nützen. Ob Meditations-App, Schrittzähler oder gesunder Kochkurs via YouTube – digitale Tools helfen, das Gelernte zu vertiefen.

Eine Investition, die sich lohnt

Kur, Reha und Gesundheitsvorsorge sind längst nicht mehr nur „für die Alten“ – sondern ein medizinisch wertvolles Werkzeug, um die eigene Gesundheit bewusst zu gestalten. Sie geben Raum zur Erholung, zur Reflexion – und zum Neustart. Gerade in einer Zeit, in welcher der Alltag viele Menschen dauerhaft unter Strom setzt, sind sie ein besonders wertvoller Impuls. Andrea M. hat ihre drei Wochen jedenfalls als neue Chance begriffen: „Ich fühle mich nicht nur fitter – ich habe auch meine Prioritäten verändert. Gesundheit ist kein Luxus, sondern meine Basis. Und genau das habe ich dort wieder gelernt.“


Beantragung Schritt für Schritt

  1. Gespräch mit Haus- oder Fachärztin bzw. -arzt: Beschwerden schildern, Diagnose der Ärztin oder des Arztes
  2. Antrag ausfüllen (Kur oder Reha) bzw. Empfehlung geben lassen (GVA)
  3. Einreichung bei der zuständigen Sozialversicherung (ÖGK, PVA oder SVS)
  4. Medizinische Prüfung durch Versicherung: Entscheidung über Bewilligung (meist binnen vier bis sechs Wochen)
  5. Zuweisung oder Auswahl der Einrichtung (Wünsche möglich, aber nicht garantiert)
  6. Terminvereinbarung (eventuell Voruntersuchungen)

Fotos: istock plprod

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