Männergesundheit

Operationen im Fokus: Prostata-OP

Die häufigsten Prostata-Operationen werden bei einer gutartig vergrößerten Prostata bzw. bei einem Prostatakarzinom – oft auch roboterunterstützt – durchgeführt, wie das folgende Interview mit einem Urologen der Universitätsklinik für Urologie Salzburg zeigt.

von Mag. Wolfgang Bauer

MEDIZIN POPULÄR: Wann wird eine Operation durchgeführt?

Thomas Kunit: Zunächst wird eine gutartige Vergrößerung der Prostata meist mit Medikamenten behandelt. Dazu gehören Arzneien aus der Gruppe der Alpha-Rezeptorenblocker. Sie haben die Eigenschaft, den Druck auf die Harnröhre zu reduzieren. Andere Wirkstoffe können die Größe der Vorsteherdrüse direkt verringern. Pflanzliche Arzneien wie Präparate mit der Sägezahnpalme kommen ebenfalls zum Einsatz. Aber: Wenn die medikamentöse Therapie nicht zum gewünschten Erfolg führt, muss man eine chirurgische Behandlung in Betracht ziehen.

Was passiert?
Bei der Verkleinerung einer gutartigen Vergrößerung der Prostata (transurethrale Resektion) wird das Volumen der Prostata von innen her verkleinert, das Gewebe rund um die Harnröhre entfernt. Dabei dringt der Chirurg mit einem Instrument durch den Penis und die Harnröhre zur Engstelle vor. Dort wird dann Prostatagewebe mit einer elektrischen Schlinge abgetragen und mit Hilfe einer speziellen Spülflüssigkeit entfernt.

Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose oder Spinalanästhesie, nach drei Tagen können die Patienten wieder nach Hause.

Welche Vorteile, welche Risiken hat die Operation?
Die Vorteile dieses Eingriffs:

  • Studien zeigen gute Langzeitergebnisse.
  • Nach der OP lässt sich das abgetragene Gewebe genau untersuchen, etwa bei Verdacht auf ein Prostatakarzinom.
  • Möglicher Nachteil:
    Kleine Mengen der genannten Spülflüssigkeit können in den Blutkreislauf gelangen und den Elektrolythaushalt stören. Dieses selten auftretende Problem lässt sich durch die Verwendung von bipolarem Strom vermeiden.

Welche operativen Möglichkeiten gibt es noch?
Außerdem kann das überschüssige Prostatagewebe auch mit Laserlicht abgetragen oder sogar „verdampft“ werden. Die genannten Eingriffe sind minimal invasiv, es wird also möglichst wenig Gewebe verletzt, sie werden über die Harnröhre durchgeführt. Relativ neu ist das Einbringen von Implantaten, die die Harnröhre weiter stellen. Diese Methoden müssen aber Langzeitergebnisse erst beweisen.

Was ist nach der Operation zu beachten?
Nach der OP erhalten die Patienten für kurze Zeit einen Blasenkatheter, also einen kleinen Schlauch innerhalb der Harnröhre, durch den der Urin aus der Blase abfließen kann. Außerdem ist für mehrere Wochen lang Schonung angesagt, Probleme beim Urinieren (Schmerzen) klingen im Laufe des Heilungsprozesses ab.
Vor der Entwicklung dieser minimal invasiven Verfahren durch die Harnröhre war eine Verkleinerung der Prostata nur über eine offene Operation möglich. Mit einem Zugang zum Beispiel über die Blase. Diese OP-Technik kommt in bestimmten Fällen nach wie vor zum Einsatz, gilt aber nicht mehr als die Methode der ersten Wahl.

Roboter entfernt Prostata
Bei der roboterassistierten Chirurgie führt die Operation nach wie vor ein Chirurg durch, etwa die Entfernung der bösartig veränderten Prostata. Aber wie Thomas Kunit erklärt, „steht der Chirurg nicht mehr direkt am Operationstisch beim Patienten, sondern sitzt vor einer Konsole und steuert mit Handbewegungen und Fußpedalen mehrere Arme eines Roboters, die in den Körper des Patienten eingebracht wurden.“ An den Roboterarmen befinden sich hochauflösende Kameras, die das „Operationsgebiet“ auf das Vierzigfache vergrößern. Spezielle Instrumente an den Armen des Roboters ermöglichen ein hohes Ausmaß an Beweglichkeit. „Mit den kleinen Scheren können wir quasi ums Eck schneiden“, so der Urologe. Die Instrumente des Roboters sind um ein Vielfaches beweglicher als die menschliche Hand. Dadurch ist ein hohes Maß an Präzision möglich, was die Entfernung der Prostata und die Schonung des umliegenden Gewebes betrifft. Das ist ganz wichtig, um mögliche Folgen wie Impotenz und Inkontinenz zu vermeiden. Ebenfalls von Bedeutung: der Roboter kennt keine Zitterbewegungen. Die Vorteile für den Patienten: Kürzerer Krankenhausaufenthalt, schnellerer Heilungsprozess, weniger Schmerzen, weniger Blutverlust. An der Salzburger Uniklinik sind es vor ­allem Prostata- und Nierenkarzinome, die roboterunterstützt behandelt werden.

Foto: iStock, stefanamer

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