Weihrauch ist vielen als wohlriechendes Räucherwerk aus Kirchen bekannt. Das aromatische Harz wurde schon in der Antike geschätzt – nicht nur für religiöse Rituale, sondern auch wegen seiner heilsamen Wirkung.
Besonders bekannt ist der arabische Weihrauch (Boswellia carteri), der in Regionen wie Südarabien, Äthiopien oder Somalia geerntet wird. Doch auch eine weniger bekannte Variante rückt zunehmend in den Fokus medizinischer Forschung: Boswellia serrata, der sogenannte Indische Weihrauch.
Tradition und Ursprung
In der ayurvedischen Medizin Indiens wird der Indische Weihrauch – dort unter dem Namen „Salai Gugul“ bekannt – bereits seit Jahrhunderten zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen eingesetzt. Gewonnen wird er, indem man die Rinde des Baumes anritzt, sodass ein milchiger Saft austritt. Dieser trocknet an der Luft zu harzartigen Klümpchen, die als Heilmittel weiterverarbeitet werden.
Wissenschaft entdeckt alte Heilkunst neu
Moderne Forschung – auch aus Deutschland – hat begonnen, die Wirkung von Boswellia serrata wissenschaftlich zu untersuchen. Im Zentrum steht dabei eine bestimmte Gruppe von Inhaltsstoffen: die sogenannten Boswelliasäuren. Eine davon, die 5-Acetyl-11-keto-β-Boswelliasäure, hemmt gezielt ein Enzym namens 5-Lipoxygenase (5-LOX), das eine zentrale Rolle bei Entzündungsprozessen spielt. Das erklärt, warum diese Pflanze in der ayurvedischen Medizin so häufig bei entzündlichen Beschwerden zum Einsatz kommt.
Anwendung bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen
Klinische Studien zeigen, dass Indischer Weihrauch bei bestimmten chronisch-entzündlichen Krankheiten hilfreich sein kann. Dazu zählen unter anderem:
- Asthma bronchiale
- Colitis ulcerosa (eine chronische Entzündung des Dickdarms)
- Morbus Crohn (eine entzündliche Erkrankung des Dünndarms)
- Rheumatoide Arthritis
In diesen Fällen berichteten Patientinnen und Patienten von einer Linderung der Beschwerden und einer besseren Lebensqualität.
Noch nicht überall etabliert
Trotz vielversprechender Studienergebnisse ist Indischer Weihrauch in Europa bislang noch nicht flächendeckend in der medizinischen Praxis angekommen. Ein Grund ist, dass die genaue pharmakologische Wirkung weiterhin Gegenstand der Forschung ist. Auch ist die Auswahl an standardisierten Präparaten begrenzt, sodass oft auf Produkte aus Indien zurückgegriffen werden muss.
Fazit
Indischer Weihrauch ist weit mehr als nur ein traditionelles Räuchermittel. Seine entzündungshemmenden Eigenschaften machen ihn zu einem interessanten pflanzlichen Arzneimittel – besonders bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Auch wenn weitere Forschung notwendig ist, zeigen sowohl die traditionelle Anwendung als auch erste klinische Studien: In Boswellia serrata steckt viel therapeutisches Potenzial.
Fotos: istock HansJoachim